Hinsichtlich der größten Sorgen bezogen auf die Zukunft ihres Landes, gaben 58 Prozent der deutschen Befragten "Soziale Kälte" und 40 Prozent "Kinderfeindlichkeit" an. Im Vergleich dazu haben z. B. nur 24 Prozent der Italiener vor sozialer Kälte und nur 15 Prozent der Ungarn vor Kinderfeindlichkeit Angst.
Identität und Entwicklung mit mehr Angst
In Deutschland wächst die Angst vor einer kinderfeindlichen und an den Problemen der Mitmenschen uninteressierten Gesellschaft. Dabei sehnen sich die meisten Deutschen "vor allem nach Vertrauen, Geborgenheit und menschlicher Wärme", so Prof. Horst Opaschowski, wissenschaftlicher Leiter der genannten Untersuchung(1).
Wie kann es wieder möglich werden, dass sich die Menschen in unserer Gesellschaft wohler fühlen? Menschen können Vertrauen, Geborgenheit und menschlicher Wärme in ihrer Gesellschaft nur empfinden, wenn sie selbst bereit sind, diese Gefühle selbst zu verkörpern.
Identität und Entwicklung in der "außengeleiteten Gesellschaft"
Das Phänomen der "außengeleiteten Gesellschaft“ ist laut Riesman, ein spezifisch westliches Modell, in welchem die Identität der Mensch von Marktwirtschaft und Konsum bestimmt ist. ist. Das Identitätsverständnis wird als stark individualisiert bewertet, wobei jedoch vor allem die Bewertung der Anderen wesentlich ist. Nicht mehr die eigene Überzeugung ist entscheidend, sondern das, was die anderen meinen.
Zur Gesellschaft gehört, wer von den anderen anerkannt wird. Wer reich und schön ist, wer sich nach dem Motto: "Sehen und gesehen werden", die entsprechenden Events bzw. Veranstaltungen besucht, gehört dazu, wer sich dort nicht sehen lässt, fällt raus.
Identität und Entwicklung durch Wertewandel
Hier sollte ein Wertewandel stattfinden, der von der Außenlenkung durch konsumorientierte Werte zu den ersehnten Werten nach Vertrauen, Geborgenheit und menschlicher Wärme führt.
(1) Zitiert nach "Deutsche fürchten Kinderfeindlichkeit und soziale Härte" Generalanzeiger 27.12.07, S. 40