Der Membership Club entwickelt sich zur neuen Business-Networking-Plattform

Wenn Sie einen Londoner darüber reden hören, dass er nochmal bei seinem „Club" vorbeischaut, können Sie immer öfter davon ausgehen, dass es sich nicht um einen Fitness-Club handelt. Mitglied in einem „Members only" Social Club zu sein, ist derzeit viel mehr „in".

Jeder kann Mitglied in einem Fitness-Studio werden, wenn er nur genug Geld hat – aber in einem Membership Club muss man sich um die Mitgliedschaft „bewerben" (in der Regel nachdem man von zwei anderen Mitgliedern vorgeschlagen wurde). Die Bewerbung wird dann vom Vorstand geprüft (es kann auch sein, dass man sich auf einer Cocktailparty vorstellen muss), und nach einer geeigneten Wartezeit kann man in den Membership Club „eingeladen“ werden.

„Membership Club“: Die neuen Clubs sind „inklusiv" statt „exklusiv"
Früher rümpften Menschen über Exklusivität und Snobismus solcher Clubs die Nase, und es ist nicht lange her, als man sich erst einmal informieren musste, ob auch Frauen der Beitritt erlaubt war und wie die Kleiderordnung aussah (wenn Frauen, dann nicht in Hosen). Heute jedoch hat sich die Membership-Club-Kultur ans 21. Jahrhundert angepasst und eine Mitgliedschaft ist der neue Standard für die kreative Klasse.

Mentorenprogramme via Verein
Einen etwas bizarren Namen trägt das „Hospital" mit Sitz im modischen Covent Garden, einer der heißesten und hipsten Clubs, der sich auch als „Verein für kreative Unternehmer" bezeichnet. Der Club, der sich an Leute der Medien- und Kreativwirtschaft richtet, bietet nicht nur die übliche Bar und ein Restaurant, sondern auch ein Aufnahme- und ein TV-Studio, eine Kunstgalerie, einen Vorstellungsraum, Networking-Veranstaltungen („Die Briten sind so schüchtern", sagt der CEO) und sogar eine jährliche Preisverleihung: die Hospital Creative Awards.

Der Membership Club sieht es als seine Aufgabe an, aufstrebende Talente zu entdecken und deren Arbeiten zu produzieren, zu veröffentlichen und zu feiern, um mit neuen Zeiten und Trends Schritt zu halten. Dafür hat der Club jetzt eine philanthropische Abteilung namens „The Creatives in Residence" eröffnet, bei der sich jedes Jahr Mitglieder um einen der 7 Plätze bewerben können.

Als Teil des Programms werden die ausgewählten „Kreativen" einem Mentor zugeteilt, der Experte in ihrem Bereich ist, und sich verpflichtet, das Jahr über eng mit ihnen zusammenzuarbeiten. Ihnen werden mit kostenlosem Zugang zu den Studios und Einrichtungen außerdem praktische Unterstützung und Ressourcen zur Entwicklung ihrer Projekte angeboten.

Der Membership Club als Forum für den Expertenaustausch
Ein weiterer, sehr beliebter und (auf unaufdringliche Weise) modischer Networking-Club mit einem modernen „Etwas" ist „Frontline" in Paddington, der angibt, Essen, Trinken und Denken auf einzigartige Weise zu kombinieren. Gegründet von unabhängigen Kriegsreportern (daher auch der Name des Clubs), zieht er einen breiten Mix von Medien-Typen an, die die Fotoausstellungen und das Forum mit seinen Filmvorführungen und Diskussionen über Medien-Themen besuchen wollen oder sogar einen eigenen Beitrag leisten.

Da es sich um einen Non-Profit-Verein handelt, werden Gewinne aus dem Restaurant und die Aufwendungen der Club-Mitglieder verwendet, um die Arbeit des Frontline Charitable Trust und sein Veranstaltungsprogramm zu unterstützen.

Networking auf gleicher Augenhöhe
Diese und ähnliche Clubs versuchen, die kreative Klasse mit Unternehmen zusammenzubringen, in einem Umfeld, in dem sich beide wohlfühlen und gleichberechtigt sind (was in den früheren Membership-Clubs nicht der Fall war). „Im Laufe der letzten Jahre wurden Künstler und Geschäftsleute immer weniger sozial polarisiert", sagt der Ex-Herausgeber des Magazins „Face", Richard Benson. Heute ginge es darum, beide Gruppen in einer entspannten, anregenden und Spaß machenden Umgebung zusammenzubringen, von der alle profitieren könnten – sowohl die Unternehmer als auch die „Kreativen".

Diese neue Art der Clubs versucht, einen Prozess zu formalisieren, der anderswo organisch passieren sollte, aber aus Gründen von Geld, Zeit, Hintergrund oder Zugang nicht immer zum Tragen kommt. „Die Männer in Anzügen brauchen Kreative mehr, als die Kreativen sie brauchen", sagt Benson. „Ich denke, ein riesiger Wachstumsbereich werden die Menschen sein, die die Brücke zwischen den kommerziellen und den kreativen Menschen aufbauen."