Der Kick für Ihr Team: Die Teamrolle des Sprechers

Über die verschiedenen Rollen innerhalb eines Teams, ihre Bedeutung und ihre Auswirkungen haben wir bereits im letzten Artikel gesprochen. Dort standen vor allem die sogenannten "informellen" Teamrollen im Vordergrund. In diesem Artikel befassen wir uns mit einer durchaus funktionalen Teamrolle, die jedoch nicht in allen Teams besetzt oder gar angemessen ausgefüllt wird: die Rolle des Teamsprechers oder der Teamsprecherin.

Die Aufgabe in der Teamrolle des Sprechers
Der eine oder die andere von Ihnen wird sich jetzt vielleicht fragen: "Wozu braucht mein Team einen Teamsprecher? Kann hier nicht jeder für sich selber sprechen? Schließlich habe ich doch ein gutes Verhältnis als Führungskraft zu meinem Team, ich bin für jedes Teammitglied ansprechbar und pflege einen guten Kontakt zu jedem / jeder einzelnen!"

Ich zweifle nicht daran, dass es so ist – und dennoch kann es sinnvoll sein, sich über die Bedeutung und den Nutzen dieser Teamrolle ein paar Gedanken zu machen. 

Der Teamsprecher resp. die Teamsprecherin stellt quasi eine sogenannte Kommunikationsschnittstelle dar. Der Teamsprecher steht für das Team, er repräsentiert es nach außen. Was bedeutet das in der Praxis?

Die Schnittstelle des Teams nach außen
Stellen Sie sich vor, bei einem großen Zulieferbetrieb hat ein Keyaccountmanager ein wichtiges Kundenprojekt an Land gezogen, ein richtiges Schmankerl für die interne Entwicklungsabteilung.

Da der Schwerpunkt im Keyaccounting in der Regel mehr auf dem Kundenkontakt und weniger auf der technischen Detailebene liegt, muss der Vertriebsmanager sich nun überlegen, wo und wie er dieses Projekt in die "interne Pipeline" bringt, soll heißen, welches der (z.B.) vier Entwicklungsteams soll sich mit diesem neuen Projekt beschäftigen. 

Eine Möglichkeit wäre, dass er die jeweiligen Führungskräfte, die Teamleiter anspricht. Erfahrungsgemäß ist dieser Personenkreis oftmals heillos überlastet und steht nicht immer für solche evaluierenden Gespräche zur Verfügung.

Die andere Möglichkeit ist, dass er einen Teamsprecher kontaktiert, der sich mit den Fachkenntnissen, Fähigkeiten und dem Auslastungsgrad des eigenen Teams bestens auskennt und hier in kurzer Zeit klären kann, ob das Team in der Lage ist, ein solches Projekt zu übernehmen. Klar ist, dass spätestens dann der jeweilige Teamleiter ins Boot geholt werden muss, der letztendlich darüber zu entscheiden hat, ob das Team diesen Auftrag übernimmt oder nicht. 

Aber stellen Sie sich vor, wie es wäre, wenn Sie als Vertriebler hinter vier Teamleitern herhecheln müßten, bis Sie zu einer Entscheidung kommen. Oder Sie fragen irgendjemanden aus dem Team, den Sie grad kennen – wie zuverlässig ist im Einzelfall die Antwort?? 

Die Schnittstelle des Teams nach oben
Ein anderes Beispiel für diese Teamrolle ist der Kontakt zur jeweiligen Teamleitung. Wenn es um organisatorische Details, um die Prüfung der Einführung neuer Arbeitszeitmodelle oder die Statusabfrage in Projekten geht: oftmals ist es für eine Führungskraft einfacher, nur mit einer Person pro Team zu sprechen, anstatt mit dem gesamten Team – vor allem dann, wenn die Führungskraft vielleicht sogar mehrere Teams zu führen hat.

Natürlich ersetzt das nicht den Kontakt der Führungskraft zum gesamten Team, es kann sich jedoch im Alltag als umständlicher erweisen, jedesmal das ganze Team zusammen zu rufen oder denselben Sachverhalt mit jedem Teammitglied einzeln zu besprechen.

Dasselbe gilt für das eine oder andere Anliegen, welches das Team der Teamführung kommunizieren möchte. Einerseits läuft nicht jeder einzeln zum Chef (manche tun sich in einzelnen Fällen vielleicht sogar schwer damit), andererseits kann der Teamsprecher das Thema auf eine breitere (Team-)basis stellen, es damit verstärken oder im Bedarfsfalle auch anonymisieren, was sich manchmal durchaus als "entkrampfend" sowohl für das Team als auch die Führungskraft erweisen kann. 

Die Positionierung dieser Teamrolle: Primus oder inter pares?
Die Person, die diese Teamrolle ausfüllt, steht oftmals in einem gefühlten Dilemma.

Zum einen ist der Teamsprecher ein ganz normales Mitglied seines Teams – er oder sie ist in keiner Weise disziplinarisch herausgehoben, hat also auch keinerlei Weisungsbefugnis gegenüber den anderen Teammitgliedern.

Auf der anderen Seite steht er als "Repräsentant" durchaus stärker im Fokus als die einzelnen Teamkollegen, er ist sozusagen das Bindeglied nach oben und nach außen. 

Da kann es leicht passieren, dass sich jemand in dieser Teamrolle als "Vorkämpfer" oder "Ersatzchefin" fühlt und auch so auftritt, was bei den Teamkollegen natürlich schnell auf Befremden und Ablehnung stoßen wird. 

Die Rolle des Teamsprechers stellt eine Vertrauensposition dar, und zwar sowohl von Seiten der Teamleitung als auch von den einzelnen Teammitgliedern. Somit erscheint es nur logisch, dass diese Teamrolle nicht von oben "verordnet" werden kann, sondern dass der Teamsprecher vom Team frei gewählt werden sollte – vielleicht auch für einen vorher festgelegten Zeitraum, nach dem jemand anderes in diese Teamrolle schlüpft.

Haben Sie in Ihrem Team einen Teamsprecher?
Sollten Sie in einem Team arbeiten oder gar als Teamleiter/-in tätig sein, prüfen Sie doch mal, welchen Nutzen Sie und Ihr Team von der Einführung einer solchen Teamrolle hätten – das kann die Autonomie eines Teams stärken und die alltägliche Kommunikation vereinfachen helfen. 

Viel Erfolg dabei!!