Die meisten Existenzgründer gründen als sogenannten One-Man-Shows. Das heißt, sie sind Unternehmer und Mitarbeiter in einer Person. Problem dabei ist, dass die meisten vergessen, dass sie Unternehmer sind. Sie arbeiten nicht am Unternehmen, sondern im Unternehmen. Und das tun Mitarbeiter.
Businessplan: Tipps für (zukünftige) Arbeitgeber
Genauso problematisch ist es, wenn z.B. ein Gastronom seine halbe Verwandtschaft im Betrieb beschäftigt, ohne je über einen Vertrag oder eine “artgerechte“ Entlohnung nachgedacht zu haben. Hier ein kurzer Überblick über die zwanzig wichtigsten Tretminen bei Management und Organisation von Existenzgründungen:
- Der Unternehmer ist “Mädchen für alles“ und kann keinen dieser Jobs sachgerecht ausfüllen.
- Der Unternehmer ist arbeitender Mitarbeiter und vergisst die strategische Komponente seiner Rolle.
- Existenzgründer schließen sich in einer Gesellschaft zusammen, ohne zu klären, ob Partner das Zeug zum Unternehmer haben, oder lieber Mitarbeiter sein wollen.
- Familienmitglieder erbringen Leistungen aus Gefälligkeit, ohne dass der betriebswirtschaftliche Aspekt sachgerecht gewürdigt wird.
- Die Elterngeneration, die den Betrieb übergeben hat, mischt sich permanent ein, ohne dass Einhalt geboten wird.
- Mitarbeiter werden eingestellt, weil angeblich viel Arbeit da ist, ohne dass ausreichende personal-juristische Kenntnisse beim Unternehmer vorhanden sind.
- Der Unternehmer bringt sich in die Situation, Menschen zu führen, ohne sich je mit Führungsaufgaben vertraut gemacht zu haben.
- Es werden Menschen eingestellt, um Macht auszuüben. Der Unternehmer braucht es “Herrscher aller Reussen“ zu sein.
- Bei der Bezahlung von Mitarbeitern wird nur das Gehalt berücksichtigt, ohne sich der Brisanz nicht bezahlter Sozialabgaben bewusst zu sein.
- Der Unternehmer hat keinerlei Ahnung von Aufbau- und Ablauf-Organisation.
- Es werden “aus Versehen“ Scheinselbständigkeits-Verhältnisse arrangiert.
- Weil es chic oder in der Branche üblich ist werden Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung akzeptiert.
- Mitarbeitern werden Führungspositionen angeboten, nu rum sie zu motiviere oder zu halten. Dabei wird übersehen, dass solche Mitarbeiter in der Regel damit überfordert sind.
- Es wird darauf vertraut, dass Mitarbeiter schon das Richtige tun, ohne ausreichend Anleitung. Motivation und Führung zu installieren.
- Arbeitsverträge werden mit der heißen Nadel selbst gestrickt, ohne auf den Rat von Profis zurückzugreifen.
- Der Unternehmer braucht keine Mitarbeiter sondern Jünger. Er akzeptiert niemanden an seiner Seite, der auch gut ist.
- Ehepartner nehmen eine Sonderstellung im Betrieb ein, ohne ausreichend qualifiziert zu sein.
- Eine Aufbau-Organisation gibt es nicht; es entsteht ungeplanter Wildwuchs.
- Der Unternehmer ist sich nicht im Klaren darüber, dass seine Mitarbeiter Führung wollen und brauchen.
- Kein Existenzgründer hat je das Buch “Das SEMCO-System“ gelesen und danach gehandelt.
Da ich kein Arbeitsrechtler bin und n meinem Betrieb niemanden mehr “fest“ einstelle, werde ich diese Punkte jetzt nicht von der juristischen Seite beleichten. Ich weiß, dass es Betriebe gibt, die ohne Personal nicht auskommen. Aber Sie sollen wissen, dass Menschen an Ihrer Seite, mit denen Sie sich “auf einer Augenhöhe“ unterhalten können, bessere Leistungen erbringen werden.
Möglicherweise können Sie die weniger gut “über den Tisch ziehen“, aber es wird mehr Nachhaltigkeit in der Zusammenarbeit möglich sein.
Businessplan: Wichtige Fragen
Schauen Sie sich die zwanzig Punkte zu Management und Organisation an und stellen sich diese Fragen dazu:
- Was davon trifft auf mich zu?
- Mit wem im Betrieb kann ich darüber reden eine ungute Situation zu klären?
- Wo kann ich mich in Personalführung weiterbilden?
- Was kann ich an meinem Verhalten ändern?
- Welcher meiner Berater (Rechtsanwalt, Steuerberater, Coach) kann mir zur Seite stehen, um eine intakte Aufbau-Organisation und ein funktionierendes Management zu schaffen?
- Wie komme ich mit Mitarbeitern regelmäßig ins Gespräch? (Jour-Fix).
In diesem Sinne werde ich Sie vielleicht einen unbequemen Weg führen, aber seien Sie sicher, er wird zu Ihrem Wohle funktionieren. Ich freue mich, Sie hier wieder zu sehen.
Ihr Hans Janotta