Um den Islam zu verstehen, sollte man sich seine Grundlagen vergegenwärtigt und sich über seine Geschichte informieren. Der Islam erscheint in mancherlei Hinsicht als relativ einfach zu verstehen. Manche europäische Rationalisten betonen den verwickelten Charakter der muslimischen Gebete. Dabei ist, so Muslime selbst, der Inhalt des Korans in Wirklichkeit auffällig in seiner Einfachheit und Nüchternheit.
Der Islam konzentriert sich im Wesentlichen auf den Koran. Der Koran beschäftigt sich mit allen notwendigen Aspekten des Glaubens: Mit dem Aussprechen des Glaubensbekenntnisses, dem Gebet, den Almosen, dem Fasten und der Pilgerfahrt. Diese genannten fünf Inhalte werden als die fünf Pfeiler des Islam bezeichnet. Sie stellen das Zentrum des Islam dar.
Auch in anderen Punkten betonen Muslime die Einfachheit des Islam. So erklären sie, dass eine Religionsform in ihren Ge- und Verboten außerordentlich positiv sein muss, um einen bleibenden heilsamen Einfluss auf die Unwissenden und Ungebildeten auszuüben.
Der Erfolg des Islam im 7. Jhd. nWZR und seine "schnelle und wunderbare" Verbreitung über den ganzen Erdball, beruht für viele Muslime vor allem auf jener Tatsache, dass der Islam diesem wesentlichen Bedürfnis des Menschen nach Einfachheit gerecht wird.
Den Islam verstehen – der Islam, eine Religionsform ohne Priesterstand
Im Islam gibt es keinen Priesterstand. Auch diese Tatsache folgt dem bereits genannten Prinzip der Einfachheit. Entsprechend gibt es, orientiert am Gleichheitsprinzip, keine Hierarchie der Gläubigen. Imame oder Hodja als Leiter einzelner Gemeinden bedürfen keiner besonderen Weihe. Nach orthodoxer Praxis benötigen sie jedoch eine religiöse Ausbildung.
Um dem Islam beizutreten, genügt es, das muslimische Glaubensbekenntnisses vor Zeugen auszusprechen. Dieser Beitritt wird nicht als institutionalisierter Akt gewertet, er geschieht ganz individuell. Eine Moschee ist, da es keine institutionalisierte Organisation des Islam gibt, nicht mit einer Kirche gleichzusetzen.
Eine Moschee ist gleichsam Ort der religiösen Lehre und des Gebets sowie Ort der Begegnung, der Gemeinschaft, der Wohlfahrt und der Trauerriten. Oft ist sie mit einer Bibliothek versehen.
Den Islam verstehen – keine Trennung von profaner und religiöser Lebenswelt
In seinem Selbstverständnis sieht sich der Islam als Weltreligion, die weder zwischen profaner und sakraler Lebenswelt trennt noch nationalistisch noch rassistisch ist. Will man hinter die Werte dieser weltweit vorhandenen Religionsform blicken, so sind einige Zusammenhänge in besonderer Weise darzustellen.
Diese sind in den weiteren Texten der Reihe nachzulesen. Dabei muss jedoch betont werden, dass der Islam in seinen ganzen Ausprägungen und in seiner Vielfältigkeit in dieser Textreihe nur in groben Konturen dargestellt werden kann.