Das Fremdenzimmer: Günstig wohnen und Kontakte knüpfen

Als Antwort auf die völlig überteuerten Hotelpreise zu Messezeiten etabliert sich wieder das „Fremdenzimmer", allerdings unter neuem Namen: Bed-Sharing. In der Zeit von großen Messen und Veranstaltungen zahlt man mitunter bis zum fünffachen des üblichen Tarifs. Zudem ist es oft überhaupt schwer, ein Zimmer zu bekommen. Zum einen haben derzeit dadurch so genannte „Hotel-Schiffe“ Hochkonjunktur. Zum anderen werden Fremdenzimmer für Messe-Reisende immer interessanter.

Das Fremdenzimmer: Zu Gast bei Gleichgesinnten
In Mailand lassen sich viele Interessierte, vor allem junge Besucher der Messe-Highlights, die horrenden Hotelpreise nicht mehr gefallen. Die Betreiber der Webseite www.bedsharing.com  vermitteln private Unterkünfte. Kunden erhalten so nicht nur eine preisgünstige Möglichkeit zum Schlafen, sondern lernen gleich auch noch Gleichgesinnte kennen: Unter dem Titel "Friendly Places Catalog" bieten Design-Interessierte ihr Zuhause für ihresgleichen an.

Der Ablauf ist denkbar einfach: Man schickt eine E-Mail an bedsharing.org und gibt an, bei welcher der im Web angebotenen Familien man gerne unterschlüpfen möchte. Die Online-Plattform erledigt dann alles Weitere und nimmt für die erfolgreiche Vermittlung 10 Euro pro Nacht.

Interkulturelles Verständnis: Vom Web ins fremde Bett
Das Modell macht Schule: Das Social Web wird als Kontakt-Plattform genutzt, um das lästige Problem der Suche nach einer passenden und erschwinglichen Unterkunft zu lösen. So kann man als Mitglied von „The Hospitality Club" weltweit nach privaten Zimmern suchen und diese sogar kostenlos nutzen. Der gesamte Club ist eine Vereinigung von Freiwilligen, die ihre Reiseleidenschaft auf diesem Weg kostengünstigst ausleben können. Wer heute auf www.hospitalityclub.org Mitglied wird, kann morgen schon ein Zimmer irgendwo auf dem Planeten in Beschlag nehmen – wenn er einen Gastgeber findet.

Über 360.000 Mitglieder hat der Club mittlerweile weltweit, gut 65.000 davon in Deutschland, über 5.500 in Österreich, mehr als 12.000 in Spanien und 14.000 in Italien. Die Idee hinter der Plattform: „Building intercultural understanding and peace through hospitality exchange". Angebote für die kreative Klasse: global, flexibel, authentisch. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die Online-Plattform
spaceXchange www.spacexchange.de, jedoch mit deutlich kommerziellerem Fokus. Hier geht es um den gelegentlichen Tausch von Wohnungen oder Häusern. Die Mitglieder der Web-Community (Jahresbeitrag: 24 Euro) wechseln für die Zeit eines Urlaubs ihre Eigenheime – weltweit, von Ägypten bis Zypern. Von kleinen Appartements bis zu 300 Quadratmeter großen Lofts ist alles dabei.

Genauso bunt wie das Angebot ist der Mitglieder-Mix der Community: Studenten, Architekten, Ärzte, Unternehmer, Verkäufer, Bankangestellte usw. Diese Art zu reisen spart nicht nur Geld, man lernt auch eine Destination von ihrer alltäglichen Seite kennen. Ganz so, als würde man selbst in der Stadt leben, fügt man sich in das Geschehen ein. Darüber hinaus entstehen vielfach Freundschaften zwischen den Tauschpartnern.

Socializing: Zimmer auf der grünen Wiese
Das bietet das englische Unternehmen Boutique Camping (www.boutiquecamping.net). Es hat sich auf mobile, aber außergewöhnliche Unterkünfte bei Festivals spezialisiert. Zu Großevents wie z.B. dem Shambala-oder Greenbelt-Festival kann man über die Plattform ein Bett in einem Tipi oder in einem großen Zelt buchen. Das Unternehmen sorgt auch dafür, dass alle nötigen sanitären Anlagen vorhanden sind. Aber nicht nur als Zelt, sondern auch als Bett-Busse oder eigene kleine Bett-Hütten gibt es diese "Stand-up-Hotels". Aus Letzteren werden richtige "Dörfer" auf Festival-Geländen installiert, was den Kontakt und das Kennenlernen der Nachbarn erleichtert (www.podpads.com

Zukunftsprognose
Der aufkommende Trend zur Hotelflucht wird durch die zunehmende Nutzung von alternativen Angeboten im "Social Web" weiter angetrieben. Der Reiz dieser Art Übernachtung liegt nicht nur im Wegfall der Hotelkosten. Fast automatisch lernt man neue Leute kennen und fügt sich in deren Privatleben ein. Nicht zuletzt wird die Teilnahme an Messen oder Großevents vielen Menschen erst durch ein Fremdenzimmer ermöglicht.