Corporate TV: Unternehmen informieren im Netz

Das breitbandige Internet und gesunkene Produktionskosten machen es möglich: Unternehmen nutzen das Netz, um mit Corporate TV die Mitarbeiter oder/und Kunden zu informieren. Für wen ist der neue Kommunikationskanal wirklich sinnvoll? Wie verändert sich durch diese neuen Angebote die Medienlandschaft?

Das breitbandige Internet und gesunkene Produktionskosten machen es möglich: Unternehmen nutzen das Netz, um mit Corporate TV die Mitarbeiter oder/und Kunden zu informieren. Und das auf völlig unterschiedliche Weise. Durch viral Spots, durch einen unternehmenseigenen TV-Sender im Netz oder durch interne Schulungsvideos. Beim 2nd Cologne Web Content Forum 2009 des eco Verbandes  informierte Prof. Thomas Mickeleit – Director of Communications der Microsoft Deutschland – über den aktuellen Stand der Dinge.

Corporate TV – Alles bewegt sich
Die Medien werden multimedialer. Selbst Printmagazine und Zeitungen bieten Bewegtbildangebote auf ihren Webseiten an. Spots und Videos werden im Netz stark nachgefragt und jede Nische findet ihre Zuschauer.   Für Unternehmen ist Corporate TV besonders dann spannend, wenn man kein Geld verdienen, sondern Marketing machen möchte. In der Bewegtbildstudie 2009 fand Prof. Dr. Ansgar Zerfaß heraus, dass 55% der PR-Manager und sogar 60% der Journalisten Webvideos eine wichtige Rolle in der Zukunft zuschreiben.

Vorbehalte gegen Corporate TV
Trotz dieses positiven Trends haben Unternehmen nach wie vor Vorbehalte, sich mit dem Thema Corporate TV zu beschäftigen. Zum einen sind das operative Vorbehalte wie zu hohe Kosten, ein mangelndes Rezipienten-Interesse oder eine zu schwierige und komplizierte Umsetzung. Zum anderen sind es strategische Zweifel wie eine zu geringe Klickgenerierung durch Videos, ein fehlendes Konzept und kein offensichtlicher Mehrwert fürs Unternehmen, das die Gedanken an Corporate TV frühzeitig ersterben lässt.

Corporate TV als Leitmedium in der Unternehmenskommunikation?
Viele dieser o. g. Vorbehalte gründen auf einer zu starken Orientierung der Unternehmen in Richtung klassisches TV. Dabei ist das Internet kein neuer Kanal sondern ein völlig neues Medium. Dieses verlangt nach neuen Formaten und bietet unendliche Möglichkeiten. Mickeleit stellte dazu folgende Thesen auf:

  • Corporate TV wird das Leitmedium der Unternehmenskommunikation
  • Unternehmen werden zu Sendern. Hierbei werden Consumer Marken den Anfang machen und sich die Mediabudgets verlagern.
  • Internet TV ist kein Kanal, sondern eine neues Medium.
  • Die Grenzen zwischen PR und Marketing werden beim Corporate TV verwischen.

Corporate TV vs. Product Placement
Der deutsche Gesetzgeber macht, gerade im Bezug auf Product Placement im TV und im Kino, den Unternehmen einen Strich durch viele spannende Ideen. Beim Corporate TV gibt es diese Vorbehalte nicht. Der Konsument weiß, dass das Programm von einem Unternehmen produziert wird und entscheidet selbst, ob er einschaltet oder nicht. Ist das Programm attraktiv genug, wird der Konsument es trotz einem Firmenbranding nutzen. Oder vielleicht gerade deshalb.

Wichtig ist, dass bei Corporate TV die Berichterstattung im Vordergrund steht und nicht das Unternehmen. Sachliche Beiträge mit hohem Informationsgehalt ziehen Seher/ User an. Corporate TV muss einen Mehrwert für den Zuschauer bieten. Denn auch beim TV im Netz gilt: Content is King!

Corporate TV muss bekannt gemacht werden
Nur, weil ein Unternehmen bewegten Content im Netz anbietet, heißt es nicht, dass dieses Angebot sofort viele Zuschauer findet.   Es muss vielmehr bekannt gemacht werden – neudeutsch nennt man das Seeding (säen). Hier können bzw. sollten alle zur Verfügung stehenden Kanäle genutzt werden. Youtube, Facebook, Newsletter, Pressemeldungen, Word-of-Mouth, Corporate Blog, Microblogging und selbstverständlich die eigenen Mitarbeiter sind da nur einige Kanäle, die produzierten Beiträge bekannt zu machen.

Content ist beim Corporate TV wichtiger als Technik
Teure und aufwändige Technik sind Dinge, die man heute noch mit TV Produktionen in Verbindung bringt. Bei einer Corporate TV Produktion müssen diese Dinge aber keine großen Ressourcen mehr verbrauchen. Wichtiger sind hier gute Konzepte und spannender Content. Rückgriffe auf das unternehmenseigene Archiv können dabei interessante Dinge zum Vorschein bringen, bei denen es sich lohnt, sie fürs Corporate TV aufzubereiten.

Noch gibt es keine Regeln fürs Corporate TV
Corporate TV ist noch eine Spielwiese. Es gibt keine definierten Regeln und wenig adaptierbare Best Practice Beispiele. Jedes Unternehmen hat eigene Ansprüche und eigene Ideen. Und jede Zielgruppe tickt anders und hat andere Erwartungen. Kleine Unternehmen sollten ruhig etwas wagen und einfach mal ausprobieren. Wichtig ist aber, dass die allgemeinen Regeln für Bewegtbildproduktionen wie Erzählstruktur, Schnitt, Ton, Licht etc. eingehalten werden. Ob Trash oder Hochglanz bleibt jedem Unternehmen selbst überlassen.