Cash Flow in MS Excel schnell und einfach ermitteln

Der Cash Flow zählt zu den wichtigsten Kennzahlen in der Unternehmenssteuerung. Zur Ermittlung wird die indirekte Methode angewandt, sei es nach den Deutschen Rechnungslegungsstandards (DRS) oder internationalen GAAPs (v.a. IFRS, US-GAAP). Ich stelle Ihnen eine Vorgehensweise vor, mit der Sie den Cash Flow in MS Excel ganz einfach herleiten können. Damit geht er immer auf! Ganz sicher!

Die indirekte Methode zur Cash-Flow-Ermittlung im Überblick

  • Start mit einem Wert aus der Gewinn- und Verlustrechnung, häufig dem EBITDA oder dem Jahresüberschuss
  • Es werden einerseits Zahlungsabflüsse hinzugenommen, die sich nicht in der Gewinn- und Verlustrechnung widerspiegeln (zum Beispiel Veränderung der Vorräte)
  • Es werden andererseits nicht zahlungswirksame Bilanzbewegungen eliminiert (zum Beispiel Veränderung der Rückstellungen)

 

Die Methode der Wirtschaftsprüfer: Cash Flow in Excel ermitteln

Die von mir vorgestellte Methode könnte man auch die Methode der Wirtschaftsprüfer nennen: Dort wird Sie häufig angewandt. Diese Methode für MS Excel lässt sich sehr einfach anwenden und schafft gleichzeitig eine hohe Transparenz über Cash-Flow-relevante Sachverhalte. Sie können die nachfolgenden Erläuterungen am besten nachvollziehen, wenn Sie gleichzeitig die Illustration in der Bildergalerie ansehen.

Die Methodik lässt sich wie folgt zusammenfassen. Sie lässt sich in zwei Arbeitsschritte unterteilen. Beginnen wir mit dem ersten Schritt:

  • In einer Spalte Ihres Excel Reportings führen Sie zunächst jene Cash-Flow-Positionen auf, die beispielsweise für die Unternehmenssteuerung erforderlich sind (zum Beispiel Jahresüberschuss, Steuern, Abschreibungen, Rückstellungen)
  • In die nächste Excel Spalte tragen Sie die Formel SUMME ein, die sich über mehrere Spalten nach rechts erstreckt. Die erste Spalte ist für die Bewegungsbilanz vorgesehen, die nächsten Spalten sind für sogenannte Umgliederungen erforderlich. Hierauf werde ich noch im Detail eingehen.
  • Verteilen Sie nun alle Positionen der Bewegungsbilanz (Ausnahme: "Kasse / Cash") entlang der eingetragenen Cash-Flow-Positionen:  Jede einzelne Bewegungsbilanzposition ordnen Sie einer der Cash-Flow-Positionen zu. Beispiel: Die Position der Bewegungsbilanz "Veränderung der Vorräte" wird zugeordnet auf die CF Position "Zu-/Abnahme der Vorräte".
  • Außerdem ordnen Sie die Veränderung des Kassenbestands der Cash-Flow-Position "Veränderung des Finanzmittelbestands" zu.
  • Das Zwischenergebnis in Ihrem MS Excel Tool: Ein sehr grobes Cash-Flow-Herleitungsschema, das aber vollständig aufgeht, weil es sich ja vollständig von der Bewegungsbilanz ableitet. 

Der zweite Arbeitsschritt:

  • Nun verfeinern Sie das Cash-Flow-Schema in Ihrem Excel Tabellenblatt. Beispiel "Zinsaufwand". Der Zinsaufwand lässt sich nicht aus der Bewegungsbilanz herleiten, ist also noch  nicht in unserem groben CF-Schema enthalten.  Der Zinsaufwand lässt sich dagegen der Gewinn- und Verlustrechnung entnehmen. Wählen Sie also eine Spalte aus dem Bereich "Umgliederung" (vgl. Abbildung) und ADDIEREN Sie mit einem positiven Vorzeichen diesen Zinsaufwand in der Zeile der relevanten Cash-Flow-Position (hier: "Zinsen"). Gleichzeitig SUBTRAHIEREN Sie mit einem negativen Vorzeichen eben den gleichen Betrag wieder in der gleichen Umgliederungs-Spalte, und zwar in einer fachlich passenden Cash-Flow-Position (hier: "Cash Zinsaufwand").
  • Diese Umgliederungsmethode wenden Sie nun für sämtliche relevanten Sachverhalte an, und dazu zählen "Abschreibungen", "Auflösungen von Rückstellungen", "Zinserträge",  "Steuern" und so weiter. Die Anzahl sogenannter Umgliederungen ist offenbar abhängig von dem Cash-Flow-Schema jedes Unternehmens.
  • Durch die anfangs abgetragene Excel Summenformel (vgl. Abbildung in der Bildergalerie) werden sowohl die Werte der Bewegungsbilanz als auch die "Umgliederungen" im CF-Schema mathematisch aufaddiert. Rein rechnerisch verändern unsere Umgliederungen am Ergebnis der Bewegungsbilanz-Rechnung nichts: Alle Beträge, die hinzugerechnet werden, werden auch gleichzeitig wieder abgezogen. Der rechnerische Nettoeffekt der Umgliederungen auf die Bewegungsbilanzrechnung ist also immer gleich Null. Das zeichnet diese Methodik aus, die so einfach in MS Excel umgesetzt werden kann: Man kann im Grunde nichts falsch machen. Der Cash Flow geht immer auf.

Die Methodik, erläutert an einem Beispiel

Sie haben im Spaltenbereich A bis C des Excel Tabellenblatts die Cash-Flow-Positionen, die Sie für Ihr Reporting zeigen wollen. In der Spalte L werden hier die Bewegungsbilanzpositionen den CF-Positionen zugeordnet. Der Jahresüberschuss, hier der Ausgangspunkt der Cash-Flow-Berechnung, ergibt sich im Übrigen aus der Veränderung der Eigenkapitalpositionen der Bewegungsbilanz.

In unserem Excel Tabellenblatt findet die Summenbildung in der Spalte J statt: Die Summenformel in dieser Spalte addiert relevante Bewegungsbilanzpositionen sowie die Umgliederungen (hier gezeigt für die CF-Position "Immaterielle Abschreibung").  

Werfen wir einen genaueren Blick auf die Umgliederung "Abschreibungen IVG mit Firmenwert" [IVG = Immaterielle Vermögensgegenstände].  Die Zelle O7 ist über eine Excel Formel auf die korrespondierende GuV-Position verknüpft. Dieser Wert aus der Gewinn- und Verlustrechnung geht in die Cash-Flow-Position "Immaterielle Abschreibung" ein. Der gleiche Betrag, jetzt aber mit negativem Vorzeichen, findet sich wieder in der Zelle O20. Es handelt sich um eine einfache Verlinkung auf die Zelle O7, diesmal mit negativem Vorzeichen [also mit der Formel: "=-O7"]. Fachlich gesehen entspricht das dem Wert für die CF-Position "Zunahme / Abnahme Firmenwert".