Das englischsprachige Ohr ist für diskriminierende Sprache sehr empfindlich. Begriffe wie „Diskrimination“ und „politische korrekt“ kommen eben aus dem Englischen und wurden in den USA, Kanada, und Großbritannien in den letzten 30 Jahren zu einer Selbstverständlichkeit. Vor allem in der Business-Sprache und bei anderen öffentlichen Äußerungen wird penibel darauf geachtet, dass keine Gruppe sich ausgeschlossen oder belächelt fühlt. Ganz hoch auf der Agenda: Gleichheit der Geschlechter.
Als Deutsch-Sprechender haben Sie da ein Problem. Denn der Deutsch-Sprechende denkt nur selten darüber nach, ob er nicht nur für den Mann, sondern auch für die Frau spricht. Das hat viele Gründe. Zum einen die Tatsache, dass das Deutsche ohnehin ohne Geschlechtsbenennung nicht auskommt – der Kunde ist eben männlich, die Firma ist eben weiblich. Zum anderen ist es so, dass selten über Umformulierungen nachgedacht wird, weil im deutschsprachigen Raum die sprachliche Diskriminations-Debatte noch in den Kinderschuhen steckt.
Nicht nur für den Mann
Wie dem auch sei: Auf Englisch müssen Sie aufpassen!
Die auf Deutsch typische Beschreibung, was Sie und Ihre Firma nicht alles für den Kunden machen, müssen Sie in der Übersetzung ganz wegformulieren. Auch genereller sollten Sie darauf achten: „Wer dies und das tut, der…“ Sätze, die so beginnen, gehören auch umformuliert. Auf Englisch findet man solches nur noch in alten Sprichwörtern: He who dares wins – wer wagt, der gewinnt. Wagen Sie es aber lieber nicht, die geschlechtsgerechte Sprache außer Acht zu lassen.
Wie Sie das machen, lesen Sie im Folgenden.
He and his – you and your, they and theirs
Nehmen wir ein Beispiel aus der Unternehmenspräsentation einer Beratungs-Firma: „Unser Berater steht dem Kunden jederzeit zur Verfügung. Er erklärt gern bei Bedarf seine genaue Arbeitsweise.“
Hier wird sowohl davon ausgegangen, dass „der Berater“ männlich ist, als auch vorausgesetzt, dass „der Kunde“ eben nicht weiblich ist: Auf Englisch ein Albtraum! Wie kriegt man es sauber?
Am Geläufigsten auf Englisch ist die geschlechtsneutrale Mehrzahl. Mit „they“ sind ja alle Berater und Kunden gemeint, ob männlich oder weiblich. Und in diesem Beispiel ist es egal, dass aus einem Berater und einem Kunden mehrere werden, denn gemeint ist ohnehin der allgemeine Ablauf in dieser Firma, wie er sich immer wieder abspielt:
Our consltants are always available to speak to clients and are happy to explain their way of working to them if necessary.
Sie können auch ganz einfach auf „you“ ausweichen. Schöner Nebeneffekt: Sie sprechen Ihren Kunden direkt an.
Our consultants are always available to speak to you and are happy to explain their way of working to you if necessary.
In vielen Tätigkeitsbeschreibungen oder Verträge geben es die Umstände nicht her, dass man von der dritten Person in der Einzelzahl abweicht. Hier gilt es, immer das weibliche Pendant hinzuzufügen, wie im folgenden Beispiel:
„Der ideale Bewerber hat über drei Jahre Berufserfahrung. Er bringt ebenfalls weitreichende Branchenkenntnisse mit und überzeugt durch seine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit.“
The ideal candidate will have over three year’s professional experience. He/she will have broad industry knowledge and show clear skill in communicating his/her ideas.
Quick win: M/W entfällt!
Die geschlechtsneutrale Sprache auf Englisch hat auch Vorteile. Denn in Situationen wie Stellenanzeigen, in denen per Gesetz die Gleichstellung angeordnet ist, entfallen viele komplizierte Zusätze – wie das obige Beispiel verdeutlicht. „Der Bewerber“ und „die Bewerberin“ gibt es auf Englisch nicht: the candidate deckt ja beides ab.
Fast jeder Berufsbezeichnung ist übrigens geschlechtsneutral. Statt „Wir suchen einen Berater/eine Beraterin…“ oder „Unternehmen Mustermann sucht Teamleiter (M/W)…“ , schreibt man im Englischen „We are looking for a consultant“ oder „team leaders„.
Auch deswegen ist das englische Ohr viel sensibler in dem, was männlich und weiblich angeht. Man ist es schlichtweg nicht gewohnt, das Geschlecht deutlich heraushören zu können. Stimmen Sie Ihr Ohr darauf ein, wenn Sie auf Englisch kommunizieren und fragen Sie sich immer, ob Sie beide Geschlechter ansprechen.