Burnout – Was kann der Betriebsrat tun?

Burnout wird mehr und mehr zu einem Thema in den Betrieben und damit der Gesellschaft. Betriebs- und Personalräte können vorbeugend aktiv werden und auch dann noch helfen, wenn "das Kind schon in den Brunnen gefallen ist". Hier erfahren Sie, was Sie als Betriebsrat leisten können und wie Ihr Betriebsrat Ihnen bei diesem sensiblen Thema helfen kann.

Was ist Burnout?

Darüber gibt es viele Publikationen, speziell auch hier bei experto.de. Wenn Sie helfen möchten, sollten Sie sich zunächst über die Hintergründe informieren, damit Sie Anhaltspunkte erhalten, die für eine Burnoutgefährdung und gar Burnout bei Ihren Kollegen sprechen.

Suchen Sie die Öffentlichkeit

Dieses Wissen sollten Sie nicht geheim halten. Auch und grade wegen der gebotenen Sensibilität ist es wichtig, dass die Kollegen aufmerksam werden. Informieren Sie Ihre Kollegen in Betriebsversammlungen. Nehmen Sie das Thema zur Information auf die Tagesordnung für die nächste Betriebsrat-/Geschäftsführungs-Sitzung.

Nicht zuletzt muss der/die Verantwortliche für Arbeitsschutz und der/die Arbeitsmediziner/in mit im Boot sein. Allerdings ist es wichtig abzuklären, inwieweit die "offiziell" Verantwortlichen Kenntnisse zum Thema Burnout und dessen psychosomatischen Auswirkungen haben und entsprechend qualifiziert sind.

Immerhin könnte es sich hierbei um ein Problem handeln, bei dem entsprechende Maßnahmen für Betroffene oder potentiell Betroffene ergriffen werden müssen, die weitreichende Konsequenzen haben können.

Sensible und fachkundige Handhabung ist gefordert

Viele Burnout-gefährdete oder –betroffene Menschen mögen oder können nicht über ihre Krankheit sprechen. Das Selbstwertgefühl und das Selbstbild sind angeknackst. Häufig kommt die Angst um den Arbeitsplatz hinzu. Wenn Sie als Betriebsrat helfen möchten, brauchen Sie viel Einfühlungsvermögen und qualifizierte Kenntnisse.

Beobachten Sie die Kollegen genau und seien Sie sensibel, wenn Sie den Eindruck gewinnen, dass eine Gefährdung oder Betroffenheit vorliegt. Versuchen Sie gegebenenfalls behutsam Hilfsangebote, wie z.B. Kontakt zu entsprechenden psychosozialen Einrichtungen oder Fachärzten anzubieten. Versuchen Sie auf keinen Fall, selbst "therapeutisch" tätig zu werden. Die gute Absicht ist nicht gleich der guten Tat.

Überprüfen Sie aber die Arbeitsbedingungen der in Frage kommenden Kollegen/-innen in dem Arbeitsbereich, und versuchen Sie die Anhaltspunkte für betriebliche Burnout-verursachende Faktoren herauszufinden. Diese könnten beispielsweise sein: Hoher Arbeitsdruck, viele Überstunden…

Wie können Sie die Kolleginnen und Kollegen unterstützen?

Wenn sich ein Kollege/eine Kollegin an Sie gewandt hat oder Sie aktiv auf ihn/sie zugegangen sind, signalisieren Sie, dass Sie für ihn/sie da sind und gern für Hilfe zur Verfügung stehen. Der/die Betroffene muss das Vertrauen zu Ihnen haben, dass Sie Unterstützung geben möchten.

Bestenfalls haben Sie bereits Verbindung zu professionellen Hilfeinstitutionen (Ärzte, Psychologen, Psychiater, medizinische oder soziale Dienste) hergestellt, um mit Einverständnis der Betroffenen Kontakte herzustellen.

Burnout signalisiert, dass die Mitarbeiter unter psychosozialen Belastungen leiden und diese nicht angemessen verarbeiten können. Prüfen Sie, wo die betrieblichen Ursachen liegen können. Häufig liegt es an ungünstigen Arbeitsbedingungen.

Betriebsräte können sich für eine intensive Gesundheitsförderung einsetzen und mithelfen, den Arbeitsschutz zu verbessern. Informieren Sie über gesundheitsschädigendes und –förderndes Verhalten. Die persönliche Disposition Betroffener anzusprechen ist allein Sache der Fachleute.

Gefährdungsbeurteilungen

Gesetzlich vorgesehen sind Gefährdungsbeurteilungen (Arbeitsschutzgesetz), welche die psychischen Belastungsfaktoren z.B. des betreffenden Arbeitsplatzes untersuchen.

Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung

Schlagen Sie der Geschäftsführung konkrete Maßnahmen vor, um die Arbeitssituation zu verbessern. Sie sollten dies immer mit Betriebsvereinbarungen regeln und damit absichern. Diese können Mitarbeitergespräche zu individuellen Problemen beinhalten und natürlich auch Arbeitsziele zum Inhalt haben. Häufig sind diese nicht eindeutig definiert oder zu hoch angesetzt.

Einfühlungsvermögen ist gefragt

Zeigen Sie dem Kollegen/der Kollegin, dass er/sie Ihnen wichtig ist. Diese Wertschätzung sollte vor allem auch von der Geschäftsführung kommen.

Klaus Werner Stude, Betriebspsychologe, betont: "Allein das Gefühl, gebraucht zu werden, wirkt motivierend und somit gesundheitsfördernd. Machen Sie deutlich, dass Burnout heute kein gesellschaftliches Tabu mehr bedeutet und dass der Kollege nicht deswegen um seinen Arbeitsplatz bangen muss."

Denken Sie daran: Rahmenbedingungen, die ein zufriedenes, gesundes Arbeiten ermöglichen, stellen die beste Vorbeugung, nicht nur von Burnout, dar.