Blackout – Wie Sie blitzschnell den roten Faden wiederfinden

Das passende Wort ist entfallen, eine Formulierung verunglückt, oder der rote Faden reißt völlig. –Solche Blackouts können jeden bei einer wichtigen Rede oder Präsentation treffen. Erfahrene Redner und Präsentatoren haben davor allerdings keine Angst. Unser Experte Bernd Hansen - ein gefragter Trainer für Unternehmen, Verbände und Institutionen mit den Themenschwerpunkten Überzeugen, Verhandeln und Verkaufen und Seminarveranstalter zu Fragen der Rhetorik – zeigt Ihnen, wie sie schnell den roten Faden wiederfinden können. Nutzen Sie eine seiner elf Erfolgstrategien, um tückische Stolperfallen beim Reden zu vermeiden.
Profitieren Sie von der Erfahrung der Profis. Jede Strategie für sich ermöglicht Ihnen, Ihren Blackout sicher zu überwinden. Wählen Sie daher individuell die Strategie aus, die Ihnen am ehesten liegt.
1. Erfolgsstrategie: Geistige Vorbereitung
Bereiten Sie sich gut und intensiv vor. Benutzen Sie Stichwortzettel, Format DIN A6, aus festem Karton (Karteikarten). Skizzieren Sie den roten Faden Ihrer Präsentation und die wichtigsten Argumente. Diese Kombination von gedanklicher und schriftlicher Vorbereitung erhöht Ihre Gedächtnishaftung.
  • Intensiv fachlich vorbereiten
  • Intensiv gedanklich vorbereiten
  • Regeln für Stichwortzettel beachten
  • Roten Faden und wichtigste Argumente skizzieren
  • Schweigen als rhetorisches Stilmittel nutzen
  • Blackout durch Denkpause überbrücken
  • Zu Schwächen stehen und Blackout eingestehen
  • Überbrückung durch langsames Weitersprechen
  • Überbrückung durch Wiederholung
  • Überbrückung durch Zusammenfassung
  • Behaltensquote durch Schaustücke erhöhen
  • Überbrückung durch Reservefolie oder -chart
  • Beispiel, Anekdote, Zitat in Reserve halten
  • Publikum durch Kontrollfragen einbeziehen
  • Erfolgsstrategien kombinieren
Versetzen Sie sich während der Vorbereitungsphase gedanklich in die Situation der Präsentation. Stellen Sie sich vor, wie Sie den Faden verlieren. Sehen Sie sich, wie Sie ruhig bleiben, Ihren Stichwortzettel nehmen und Ihren Anknüpfungspunkt wiederfinden. So stimmen Sie auch Ihr Unterbewusstsein darauf ein, Ihnen zur rechten Zeit die richtigen Impulse zu geben.
Beachten Sie die wichtigsten Regeln für das Erstellen eines Stichwortzettels:
  • Nutzen Sie DIN-A6-Karteikarten
  • Schreiben Sie lesbar
  • Verwenden Sie nur Stichwörte – keine Sätze
  • Schreiben Sie in Druckbuchstaben
  • Verwenden Sie die Groß-/Kleinschreibweise
  • Nutzen Sie Symbole
  • Beschreiben Sie nur die Vorderseite
  • Notieren Sie die geplante Zeitdauer pro Punkt
  • Notieren Sie auch die Gesamtzeit
  • Verwenden Sie bei mehreren Zetteln Seitenzahlen
  • Üben Sie Ihren Vortrag mit dem Stichwortzettel
Tipp

Setzen Sie den Stichwortzettel so oft wie möglich ein. Sie zeigen Ihren Zuhörern damit, dass Sie sich gründlich für sie vorbereitet haben, und gewinnen so zusätzliche Sympathien.

2. Erfolgsstrategie: SchweigenWenn Sie merken, Sie kommen nicht weiter, bleiben Sie ruhig, und versuchen Sie, den Faden gedanklich wiederzufinden. Leisten Sie sich eine Denkpause. Ihre Zuhörer wissen nicht, was Sie als nächstes sagen wollten. Deshalb verlieren Sie auch nicht an Wirkung, denn Ihr Publikum wird die Pause als gewollt ansehen.
Viele Redner empfinden schon kurze Pausen als negativ, während den Zuhörern auch längere Pausen nicht negativ auffallen. Eine Pause ist kein Zeichen des Versagens. Nutzen Sie Ihr vorübergehendes Schweigen bewusst als rhetorisches Stilmittel. Sie erzeugen Spannung und gewinnen sofort die Aufmerksamkeit Ihres Publikums.
3. Erfolgsstrategie: Langsam weitersprechen
Sprechen Sie einfach weiter. Sprechen Sie langsam, und formulieren Sie allgemein. Sortieren Sie dabei Ihre Folien oder Unterlagen, legen Sie sie zusammen und wieder auseinander. Sie gewinnen Zeit, um Ihre Gedanken zu ordnen und den verlorenen Faden wiederaufzunehmen.
Dieser Monolog dauert ungefähr 20 Sekunden. Eine Zeit, in der es Ihnen leicht gelingen kann, den Anschluss wiederzufinden. Benötigen Sie mehr Zeit, so haben Sie immer die Möglichkeit, mehrere der Erfolgsstrategien zu kombinieren. Überlegen Sie sich vorher, welche Strategien für Sie die wirkungsvollsten sind.
4. Erfolgsstrategie: Geständnis
Wenn Sie plötzlich den roten Faden verlieren, sagen Sie es Ihren Zuhörern. Nichts ist menschlicher, und nichts macht Sie sympathischer als das Eingeständnis von Schwächen oder Fehlern.
Ein Geständnis ist der sicherste Weg, wie Sie die Situation sofort entschärfen und sich selbst entspannen können. Sehr oft löst das Eingeständnis Heiterkeit bei den Zuhörern aus, was die Situation weiter beruhigt und Ihnen zusätzlich Zeit gibt, den roten Faden wiederzufinden. Häufig wird Ihnen auch aus dem Zuhörerkreis direkt ein Stichwort zugerufen.
5. Erfolgsstrategie: Wiederholung: Auch hier gilt es, Zeit zu gewinnen, um den Anschluss wiederzufinden. Wiederholen Sie Ihr zuletzt Gesagtes noch einmal mit anderen Worten. Während Sie ruhig weitersprechen und Ihre Aussagen wiederholen, nutzen Sie die Chance, sich gedanklich auf die nächsten Schritte Ihrer Verhandlung oder Präsentation vorzubereiten.
Auch ein kurzer Blick auf Ihr Manuskript oder Ihren Stichwortzettel ist leicht möglich. Halten Sie aber trotzdem den Blickkontakt zu Ihren Zuhörern aufrecht. So demonstrieren Sie auch weiterhin Sicherheit, Glaubwürdigkeit und Überblick.
6. Erfolgsstrategie: Zusammenfassung
Eine Variante der Wiederholungsstrategie. Fassen Sie die wichtigsten Punkte des letzten Themenbereichs noch einmal zusammen. Erstellen Sie schon im Rahmen Ihrer Vorbereitung eine spezielle Stichwortkarte, auf der Sie zu jedem Bereich die wichtigsten Punkte in aller Kürze formulieren. Damit haben Sie jederzeit die Möglichkeit, kurze Zusammenfassungen einzuflechten und Zeit für die Neuorientierung zu gewinnen.
Vergessen Sie aber bitte nicht, wo Sie diese Karte während Ihrer Präsentation aufbewahren. Am besten bewahren Sie Ihre Stichwortkarten an der gleichen Stelle auf, z.B. immer in der rechten Sakko- oder Kostümtasche.
7. Erfolgsstrategie: Hilfsmittel
Nutzen Sie den Moment des Blackouts, um Ihre Argumente durch den Einsatz von Hilfsmitteln zu veranschaulichen. Zum Beispiel eine grafische Darstellung auf einer Overhead-Folie oder eine Skizze auf einem Flip-Chart. Zeigen Sie Ihre Produkte, Prospekte oder Schaustücke vor, und reichen Sie sie herum. Lassen Sie sie von Ihren Zuschauern anfassen und von allen Seiten anschauen. Während Ihre Zuhörer Folien, Charts oder Produkte betrachten, haben Sie Zeit und Ruhe, den weiteren Ablauf Ihrer Präsentation gedanklich vorzubereiten. Gleichzeitig erhöhen Sie die Aufmerksamkeit Ihrer Zuhörer.
Wenn Sie Ihre Präsentationsteilnehmer zusehen und zuhören lassen, liegt deren Behaltensquote erfahrungsgemäß bei etwa 30 %. Wenn sie allerdings selbst etwas tun, entweder im Prospekt blättern oder ein Schaustück anfassen, verdoppelt sich die Behaltensquote schnell auf 60 bis 70 %.
8. Erfolgsstrategie: Anekdoten und Zitate
Halten Sie immer ein passendes Beispiel, eine Anekdote oder ein treffendes Zitat in Reserve. Suchen Sie sich schon im Rahmen Ihrer Vorbereitung anschauliche, zum Thema passende Praxis-Beispiele. Nutzen Sie hierzu eine separate Stichwortkarte, auf die Sie dann im Bedarfsfall sofort zurückgreifen können. Auch hier gilt: Merken Sie sich genau, wo Sie diese Karte aufbewahren.
9. Erfolgsstrategie: Fragen stellen
Fehlt Ihnen das richtige Wort oder die passende Formulierung, beziehen Sie Ihr Publikum mit ein.
Fehlt Ihnen nicht nur das richtige Wort, sondern der gesamte Zusammenhang, stellen Sie Kontrollfragen. Durch Fragen an Ihre Zuhörer gewinnen Sie Zeit, um nachzudenken und den verlorenen Faden wiederaufzunehmen. Außerdem haben Ihre Zuhörer das Gefühl, dass sie ernst genommen werden und ihre Meinung gefragt ist.
10. Erfolgsstrategie: Diskussion entfachen
Entfachen Sie eine Diskussion unter den Zuhörern, wenn Sie vorübergehend nicht mehr weiterwissen. Auch hier gewinnen Sie Zeit für sich sowie die Aktivität und Aufmerksamkeit Ihrer Zuhörer. Sie lenken von Ihrem Blackout ab. Durch die geschickt ausgelöste Diskussion geben Sie das Gespräch in die Runde, behalten jedoch weiterhin die Gesprächsführung. So können Sie das Gespräch schnell wieder in die von Ihnen gewünschte Richtung lenken, sobald Sie den Anschluss wiedergefunden haben.
11. Erfolgsstrategie: Pause
Eine der wirkungsvollsten, allerdings nicht beliebig oft einsetzbaren Erfolgsstrategien ist die Ankündigung einer Pause. Wenn die Zeit es erlaubt, kündigen Sie eine Kaffee-, Zigaretten- oder Lüftungspause an. Erfahrungsgemäß wird ein Pausenvorschlag nur sehr selten von der gesamten Zuhörerschaft abgelehnt.