Bewerbungen: Stärken und Schwächen – Teil I

Spätestens im Vorstellungsgespräch wird die Frage nach Ihren Stärken und Schwächen gestellt werden. Sie sollten sich jedoch bereits in der Vorbereitungsphase für Ihre Bewerbungen darüber im Klaren sein, was Sie an fachlichen Kenntnissen, Fertigkeiten durch Erfahrung und persönliche Eigenschaften mitbringen, die auf den Wunscharbeitsplatz passen.

Ihre Stärken sind Ihre Argumentationsgrundlage für Fragen wie „Warum haben Sie sich auf diese Stelle beworben?“ oder auch „Warum sollten wir gerade Sie einstellen?“. Die erste Frage zielt darauf ab, ob Sie sich kritisch mit dem Stellenangebot und dem Unternehmen auseinandergesetzt haben, mit der zweiten Frage geht es genau darum zu erfahren, ob Sie die Eigenschaften, die für diese Stelle gefordert sind, besitzen – und natürlich, ob Sie sich „verkaufen“ können.

Wenn Sie diese beiden Fragen bereits im Bewerbungsanschreiben aufgreifen und beantworten, kann sich der potenzielle Arbeitgeber durchaus ein erstes Bild von Ihnen machen.

Um Ihre Stärken wirklich kennen zu lernen, empfehle ich Ihnen folgende Vorgehensweise.

Nehmen Sie ein Blatt Papier und erstellen Sie eine Tabelle mit 7 Spalten. In die erste Spalte schreiben Sie den Namen der Firma, für die Sie tätig sind bzw. waren, in die zweite den (zumindest ungefähren) Zeitraum. In die dritte Spalte tragen Sie den Beruf ein, den Sie dort ausüben, sowie die Aufgaben laut Vertrag. In der nächsten Spalte listen Sie detailliert auf, welche Tätigkeiten Sie konkret ausüben. Hier kommt es auf die kleinsten Details an, lassen Sie nichts aus – gehen Sie gedanklich Ihren Arbeitstag durch und schreiben Sie alles auf, was Ihnen auffällt. In der folgenden Spalte notieren Sie Ihre fachlichen Kenntnisse sowie Ihre persönlichen Stärken, die Sie benötigen und anwenden, um genau diese Arbeiten erledigen zu können.

Kleine Unterscheidungshilfe: Fachliche Stärken haben Sie erlernt – in der Schule, während der Berufsausbildung, durch Weiterbildungsmaßnahmen, aber auch durch die Hilfe und Unterstützung von Kollegen, durch Erfahrung, Routine und Neugier. Persönliche Stärken machen Sie als Menschen aus und beschreiben Ihren Charakter. Sind Sie teamfähig oder eher Einzelspieler? Sind Sie ein Organisationstalent? Ziehen Sie selbstständiges und eigenverantwortliches Arbeiten vor oder fühlen Sie sich sicherer, wenn man Ihnen konkrete Anweisungen erteilt? Hier wird keine Wertung vorgenommen, nichts ist schlechter oder besser als das andere. Es geht darum, wie Sie sich selbst einschätzen, um nichts anderes.

In die sechste Spalte tragen Sie jetzt bitte noch die Aufgaben ein, die Ihnen zusätzlich übertragen wurden, z. B. im Rahmen von Urlaubsvertretungen usw. Und in der siebten und letzten Spalte geht es wieder darum, welche Stärken und Kenntnisse – sowohl fachlicher als auch persönlicher Natur – Sie aufweisen, um auch diese Aufgaben zufriedenstellend erledigen zu können.

Zwei Beispiele:

Beruf/Tätigkeit

Aufgaben

Fähigk./Kenntn.

zusätzl. Aufgaben

Fähigk./Kenntn.

Bürokauffrau
– Buchhaltung
– Korrespon-denz

-Belege kontieren
-Belege erfassen
– …

– Buchführungs-kenntnisse
– PC-Kenntnisse
– sorgfältiges u. gewissenhaftes Arbeiten
– …

Sekretariat:
– Terminplanung
– Vorbereitung von Geschäftsreisen
– …

-Organisation
– Kommunikation
– …

Beruf/Tätigkeit Aufgaben Fähigk./Kenntn. zusätzl. Aufgaben Fähigk./Kenntn.
Informations-elektroniker

– Hardware aufbauen
– Software installieren
– Fehler-diagnose
– …

– Hardware-kenntnisse
– Software-kenntnisse
– …

– Kunden-beratung – professionelles Auftreten
– Kreativität bei der Suche nach individuellen Lösungen
– …

Machen Sie diese Aufstellung für jedes Unternehmen, für das Sie bereits gearbeitet haben, für jeden „Job“, den Sie gemacht haben. Listen Sie auch Projekte, Praktika, ehrenamtliche Tätigkeiten und dergleichen mit auf – Sie werden staunen, was sich alles daraus ergeben kann.

Übrigens: Auch der Beruf der Hausfrau bzw. des Hausmannes ist nicht zu unterschätzen! Er beinhaltet zahlreiche andere Berufe, wie z. B. Koch, Reinigungskraft, Krankenpfleger, Gärtner, Kinderbetreuung, Schülernachhilfe… ohne Know-how, Belastbarkeit, Durchsetzungsvermögen, Disziplin und Organisationstalent sind diese Jobs kaum zu schaffen, also keine falsche Bescheidenheit!

Lassen Sie Ihre Listen „schmoren“ – und lassen Sie Platz! Fertig sind sie so gut wie nie. Werfen Sie täglich einen Blick darauf, Sie werden feststellen, dass Ihnen immer noch ein Punkt einfällt, um den Sie die Aufstellung ergänzen können. Schreiben Sie alles auf, auch wenn es noch so unwichtig erscheint. Gerade in den „Selbstverständlichkeiten“, die Sie mit Routine und annähernd automatisch erledigen, liegen Ihre Kompetenzen verborgen.