Bewerbung: Berufsbezeichnungen in Stellenangeboten

Auch scheinbar globale, aussagekräftige Berufsbezeichnungen müssen nicht immer zwingend die gleiche Bedeutung in Stellenausschreibungen haben. Nicht überall, wo Sekretärin steht, wird auch tatsächlich eine klassische Sekretariatskraft gesucht.

Gerade im Assistenz- und Sekretariatsbereich variieren die Anforderungsprofile häufig trotz der einheitlichen Berufsbezeichnung, die höchstens noch durch Bezeichnungen wie Teamassistentin, Geschäftsführungssekretärin oder Vorstandssekretärin spezifiziert wird, was jedoch eher die Ebene und den Verantwortungsbereich innerhalb der Unternehmenshierarchie näher beschreibt.

Bewerbungen: Das Berufsbild Sekretärin im Wandel
Viele staatlich geprüfte Sekretärinnen oder Frauen mit kaufmännischer Ausbildung, die über Jahre als Sekretärin tätig gewesen sind, stürzen sich begeistert auf jedes Inserat, in dem eine Sekretärin oder Assistentin gesucht wird.

Die Anforderungen können jedoch von Unternehmen zu Unternehmen sehr unterschiedlich sein – bei der einen Sekretariatsstelle stehen eher administrative und organisatorische Aufgaben im Vordergrund, bei der zweiten Annonce wird eigentlich eher eine reine Schreibkraft gesucht, die nach Phonodiktat schreibt und in der dritten Anzeige eine Allroundkraft, die nach Vorlage, Stichworten oder vom Band schreiben kann, den Chef effektiv durch administratives und organisatorisches Geschick entlastet und die sogar vertraut mit buchhalterischen Aufgaben ist.

Vor Versand einer Bewerbung ist somit kritisch zu prüfen, ob die persönlichen Voraussetzungen erfüllt sind und ob sich die beschriebenen Aufgaben mit den eigenen Vorlieben decken. Eine Assistentin, die im organisatorischen und administrativen Bereich aufgeht und mit Vorliebe PowerPoint-Präsentationen erstellt, würde vermutlich bei einer sehr buchhalterisch orientierten Stelle einschlafen und nicht ihr volles Potenzial entfalten können, sodass im ungünstigsten Fall später Frust auf beiden Seiten herrscht.

Bewerbungen: Berufe mit Spezialisierung
In einer Reihe von sozialen und artverwandten Berufen existieren zwar einheitliche Berufsbezeichnungen, wie z. B. Diplom-Pädagogin, Diplom-Sozialarbeiter, Erzieher und ähnliches, aber oft ist das Klientel sowie die damit verbundenen gesetzlichen Grundlagen entscheidend für die Passung auf eine ausgeschriebene Stelle.

Jemand, der seit vielen Jahren in der Kinder- und Jugendhilfe tätig ist und sich dementsprechend sehr gut mit dem KJHG (Kinder- und Jugendhilfegesetz) auskennt und der in der Arbeit mit seiner Zielgruppe aufgeht, ist eventuell nicht ganz so fit in Angelegenheiten, die geistig behinderte Menschen oder Senioren betreffen.

Um einen Vergleich anzuführen: Sowohl der Facharzt für Kardiologie als auch der Facharzt für Gastroenterologie dürfen sich von der Ausbildung her beide Arzt oder Mediziner nennen, dennoch kennt sich ein Kardiologe mit gastroenterologischen Erkrankungen niemals so gut aus wie der entsprechende Facharzt und umgekehrt ist es genauso.

Vor Versand von Bewerbungen: Voraussetzungen und persönliche Vorlieben kritisch prüfen
Trotz scheinbar eindeutiger Berufsbezeichnung in Stellenangeboten sollte vor Versand einer Bewerbung kritisch geprüft werden, ob alle persönlichen und fachlichen Voraussetzungen erfüllt sind, die in der Stellenausschreibung gefordert sind:

  • Verfüge ich neben der fachlichen Ausbildung auch über die geforderte Berufserfahrung und/oder Spezialisierung in dem Bereich? Habe ich eventuell vergleichbare, adäquate Kenntnisse erworben?
  • Kann ich mich mit dem Unternehmen identifizieren, für das ich tätig werden möchte? Sagen mir Branche und vorherrschende Unternehmenskultur zu?
  • Liegen mir die Aufgaben, die ich erfüllen soll bzw. das Klientel, mit dem ich zu tun haben werde? Bin ich eher kreativ oder mache ich lieber "Dienst nach Vorschrift"? Arbeite ich lieber am Schreibtisch oder vor Ort an der frischen Luft?  

Je nachdem, wie sich der Interessent selbst definiert, ist damit keine Abwertung der eigenen Person zu verstehen. Schreibtischtäter, die verwaltend tätig sind, werden genauso benötigt wie kreative Köpfe, die neue Lösungsansätze entwickeln und selbstständig – ggf. mit Unterstützung eines Fachteams – arbeiten können. Das Eine ist somit nicht schlechter als das Andere; wichtig ist lediglich, ehrlich zu sich selbst zu sein bei der Sichtung von Stellenangeboten, um spätere mögliche Enttäuschungen und Frustrationen zu vermeiden.