Betriebliches Frühwarnsystem: Schwächen interner Systeme

Die Schwäche rein interner betrieblicher Frühwarnsysteme liegt darin, dass Warnsignale, die vom Unternehmen ausgehen, verspätet wahrgenommen oder unzutreffend interpretiert werden.

Erkennen Sie mit dem betrieblichen Frühwarnsystem die Vorzeichen einer Krise
Wird ein Unternehmen von einer Unternehmenskrise "überrascht", so kann es in der Regel nur noch reagieren statt agieren, der unternehmerische Handlungsspielraum wird sehr schnell sehr eng.

Eine wirklich unvermittelt auftretende Notsituation ist in der Praxis allerdings eher selten, selbst wenn sie subjektiv von den Verantwortlichen so wahrgenommen wird: Lange vor dem Eintritt einer solchen Notsituation – etwa in Form der Illiquidität – gab es strukturelle und organisatorische Vorzeichen, die auf eine drohende Krise hingewiesen haben.

Gerade hier liegt eine gefährliche Schwäche rein interner Frühwarnsysteme, unabhängig davon, mit welchem Aufwand diese betrieben werden: Die verspätete Wahrnehmung und/oder unzutreffende Interpretation der Warnsignale, die vom Unternehmen ausgehen.

Kosten- und Wettbewerbsdruck
Der unternehmerische Alltag mittelständischer Unternehmen ist geprägt von hohem Kosten- und Wettbewerbsdruck, bei inhabergeführten Unternehmen zusätzlich von einer starken persönlichen operativen Einbindung des Geschäftsführers bzw. Inhabers. Hinzu kommen knappe Personalressourcen sowie multifunktionale Aufgabenbereiche der Führungskräfte.

Hieraus resultiert häufig eine Belastungssituation, welche die intensive Beschäftigung mit dem Frühwarnsystem zur Nebensache werden lässt. Die Kontrolle der definierten Kennzahlen und Parameter verkommt zu einer lästigen Pflichtübung, Abweichungen werden als kurzfristige Erscheinungen heruntergespielt und – treten sie über einen längeren Zeitraum auf – als "marktüblichen Trend" hingenommen.

Betriebliches Frühwarnsystem schützt nicht vor Fehleinschätzungen
Eine   weitere   Problematik resultiert aus der unternehmensinternen Sichtweise des Unternehmens, die häufig nicht mit der Sichtweise von Kunden, Lieferanten, Geschäftspartnern und vor allem der Banken kongruent ist.

Diese führt zu einer einseitig gefärbten Interpretation identifizierter Signale, die wiederum Maßnahmen nach sich ziehen (oder auch nicht), welche nicht die Erwartung der vorgenannten Stakeholder erfüllen. Das kann bewirken, dass eine Fehleinschätzung von Unternehmensrisiken vorgenommen wird, was insoweit fatal ist, als diese die Grundlage zur Festlegung von Kennzahlen für das Frühwarnsystem bilden. Ein Teufelskreis, der so manches Unternehmen in die Insolvenz getrieben hat.

Vor dem Hintergrund dieser in der Praxis immer wieder auftretenden Phänomene sind Unternehmen gut beraten, ihr Frühwarnsystem unter Mitwirkung externer Fachkompetenz aufzubauen oder zumindest dieses in regelmäßigen Abständen überprüfen zu lassen, um ein "Gegengewicht" zu den internen Sichtweisen zu ermöglichen.