Der Arbeitsmarkt wandelt sich zusehend, nicht erst seit Beginn der Wirtschaftskrise im Jahr 2008. Das klassische, unbefristete Arbeitsverhältnis ist seit längerem auf dem Rückzug. Leiharbeitsverhältnisse und befristete Arbeitsverhältnisse wandeln sich von einer Nischenposition zum Regelfall.
Befristete Arbeitsverhältnisse sind keine Ausnahme mehr
Das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung teilt mit, dass der Anteil der befristeten Neueinstellungen von 32 Prozent im Jahr 2001 auf 47 Prozent im Jahr 2009 gestiegen ist. Damit ist fast jedes zweite neu eingegangene Arbeitsverhältnis befristet.
Damit reagieren Unternehmen auf die Möglichkeiten des Teilzeit- und Befristungsgesetzes und auf die Bereitschaft von Arbeitnehmern, sich auch auf Arbeitsverhältnisse einzulassen, die ihnen nicht von vornherein eine unbefristete Tätigkeit in Aussicht stellen. In Spezialistenpositionen, bei denen bereits jetzt der "War for Talents" entbrannt ist, gilt dies jedoch nur eingeschränkt. Hier bestimmt das geringe Angebot die Gestaltung des Arbeitsvertrages und Arbeitnehmer lassen sich auf Befristungen seltener ein.
Befristete Arbeitsverhältnisse werden oft umgewandelt
Arbeitgebern steht durch die Befristung von Arbeitsverhältnissen de facto eine lange Probezeit zur Verfügung. Viele zunächst befristete Arbeitsverhältnisse werden später in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis umgewandelt. Dies zeigt, dass nicht nur für einen befristeten Bedarf eingestellt wird, sondern zur Erhaltung arbeitgeberseitiger Flexibilität.
Befristete Arbeitsverhältnisse und Zeitarbeit ergänzen sich
Neben befristeten Arbeitsverhältnissen werden immer mehr Tätigkeiten über Leiharbeitnehmer abgewickelt. Auch hier haben Unternehmen die Möglichkeit, zusätzliche Flexibilität zu gewinnen, indem sie feste Arbeitsverhältnisse vermeiden.
Mehr-Klassen-Gesellschaft durch befristete Arbeitsverhältnisse?
Positiv aus Unternehmenssicht kann man von einer atmenden Belegschaft sprechen. Die verschiedenen Beschäftigungsformen erlauben es den Unternehmen, ihre Personalkapazität flexibel an den Bedarf anzupassen. Aus Arbeitnehmersicht entstehen in einem Unternehmen ggf. mehrere Beschäftigungsklassen. Neben den Stammmitarbeitern arbeiten ggf. im gleichen Büro Mitarbeiter aus Zeitarbeitsfirmen, befristete Beschäftigte oder Honorarkräfte.
Großunternehmen halten nach einer Recherche des Spiegels ca. 20% ihrer Belegschaft flexibel. Die vertraglichen Bedingungen unter denen gearbeitet wird, variieren demzufolge stark. Die Diskussion "Gleiche Arbeit = Gleiches Geld" wird künftig nicht nur ein Thema der geschlechtsspezifischen Bezahlung sein, sondern sich auch darauf beziehen, dass die Bezahlung davon abhängt, auf welchem Weg ein Mitarbeiter zu der Beschäftigung gekommen ist.
Auch Teilzeitarbeitsverhältnisse nehmen zu
Der Trend zur flexiblen Beschäftigung wird neben der Befristung von Arbeitsverhältnissen auch durch die Zunahme von Teilzeitarbeitsverhältnissen gekennzeichnet. Diese werden durch gesetzgeberische Maßnahmen gefördert und helfen Arbeitnehmern, berufliche und private Interessen zu vereinbaren. Gleichzeitig stellen aber auch sie ein Flexibilisierungsinstrument für die Unternehmen dar.
Lesen Sie mehr über Teilzeitarbeitsverhältnisse und über Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen.