Zweifellos ist die italienische Sprache nicht weit über die Grenzen Italiens hinaus gegangen: Abgesehen von ein paar Kolonien, wird Italienisch nur in Italien und in einem Kanton der Schweiz (Tessin) gesprochen. Trotzdem sind auch nur auf regionalem Niveau Unterschiede in der Sprache und im Vokabular festzustellen.
Lust auf Fleisch in Mittelitalien? Dann suchen Sie das richtige Geschäft!
Wenn Sie eine Wurstwarenhandlung suchen, wird Ihnen in den meisten Regionen Italiens erklärt, wo eine salumeria liegt, deren Inhaber ein salumiere oder salumaio ist. Aber wenn Sie sich in der Toskana, in Umbrien oder Latium befinden, sollten Sie lieber nach einer pizzicagnoleria oder einer salsamenteria oder aber einer pizzicheria fragen.
Dementsprechend, wenn Sie beim Betreten des Geschäfts den Verkäufer grüßen wollen, müssen Sie ihn wie folgt anreden: Buongiorno, Sig. pizzicagnolo / salsamentario / pizzichiere!
Probleme mit den Wasserleitungen in Ihrem Hotelzimmer?
Gleich wie oben: Normalerweise brauchen Sie einen idraulico (Klempner). Aber in einigen Regionen – wieder vorwiegend in Mittelitalien – nennt sich dieser Handwerker fontaniere oder trombaio.
Toskana: die Wiege der italienischen Sprache
Obwohl deren Kind seit 1861 als nationale Sprache gilt, hat es aber in ihrer Geburtsregion Eigentümlichkeiten und Besonderheiten bewahrt, die in keinem anderen Teil des Bel Paese zu finden sind. Nachstehend einige Beispiele:
Um zu sagen… | …sagen Sie außerhalb der Toskana… | …sagen Sie in der Toskana… |
---|---|---|
ich gehe einkaufen |
vado a far la spesa |
vo a far la spesa |
ich mache Ferien |
faccio le vacanze |
fo le vacanze |
fahren Sie die Brücke hinunter |
scenda dal ponte / passi il ponte |
cali il ponte |
Er muss das Licht ausschalten |
Devi spegnere la luce |
Devi spengere la luce |
Mein Bruder ist Dolmetscher |
Mio fratello fa l‘interprete |
Mio fratello fa l‘interpetre |
Schau mal, was für ein schöner Esel / schönes Eselchen! |
Guarda , che bell’asino / asinello! |
Guarda , che bel ciuco / ciuchino! |
Aber auch andere Regionen sind mit von der Partie
Wenn Sie in Rom sind und ein Taxi nehmen wollen, vergessen Sie nicht, dass der Taxifahrer (taxista auf Italienisch) sich in Rom tassinaro nennt.
Und ein Stadtpolizist (vigile) ist für die Einwohner von der Hauptstadt Italiens ein pizzardone (die Geschichte dieses Wortes ist kurios: es entstammt dem Namen des Zweispitzenhutes – pizzarra – die römische Stadtpolizisten im XIX Jahrhundert trugen).
Wenn ein Lombarde seinem Hund sagen will, dass er nicht bellen darf, wird er zu ihm sagen: non buiare (im "Hochitalienischen" non abbaiare). Derselbe Lombarde, der jemanden warnen will, dass er ihn überwacht/kontrolliert, wird sagen: ti curo (das ist ein ganz lokaler Gebrauch des Verbs curare, das sonst "pflegen", "heilen" bedeutet).
Wenn Sie in eine Metzgerei im nordwestlichen Piemont gehen, wird Ihnen scamone vorgeschlagen, ein Stück erstklassiges Rindfleisch aus der oberen Gesäßbacke. Wenn Sie ein schönes Mädchen in Venetien sehen und ihr ein Kompliment machen wollen, können Sie taktvoll zu ihr sagen: ciao, bella tosa! (hallo, schönes Mädchen!). Das Entsprechende für einen Jungen ist: ciao, bel toso! (hallo, schöner Junge!).
Und last but not least…
Wenn Sie im Tessin sind und zum Landungssteg wollen, fragen Sie statt nach dem imbarcadero – wie Sie diesseits der Grenze fragen würden – lieber nach dem imbarcatorio, einem Wort, das auch im Italienischen Italiens existiert, aber in der abgeänderten Form imbarcatoio.
Wollen Sie in ein Tessiner Kino? Da erinnern Sie sich, dass der internationale englische Wort "film" in diesem schweizerischen Kanton meistens durch das in Italien nur als Fachbegriff geltende Wort lungometraggio ersetzt wird.
Erstaunt? Überrascht? Amüsiert? Das sind einige der vielen Wörter, die Sie am Ort entdecken können. Auf jeden Fall ist Italien einen Besuch wert: Gute Reise!