In einem Vorstellungsgespräch geht es für den Personalverantwortlichen darum, Ihre Kompetenzen, Ihre Leistungsbereitschaft und Ihre Persönlichkeit zu prüfen, d. h. ob Sie in das bereits bestehende Team passen würden. Die Fragen zu Ihren beruflichen Kompetenzen sind in einem Vorstellungsgespräch meist zweitrangig, da diese aufgrund Ihrer Bewerbungsunterlagen in der Regel die Voraussetzung waren, Sie zu einem Gespräch einzuladen. In erster Linie geht es dem Personaler also darum, Ihre Leistungsbereitschaft und Ihre Persönlichkeit im Vorstellungsgespräch zu prüfen.
Manche scheinbar harmlos klingende Frage ist eher ein Test
Um Ihre Leistungsbereitschaft, Stressresistenz und Ihre Persönlichkeit zu überprüfen, werden folgende Fragen besonders gerne von Personalern gewählt:
- Wie reagieren Sie auf Stress?
- Wie sieht es mit Ihrer Bereitschaft zu Überstunden aus?
- Fanden Sie Ihren letzten Chef sympathisch?
Bei Beantwortung der ersten beiden Fragen sollten Sie in jedem Fall auf Allgemeinplätze verzichten, wie z. B. die Antwort „Stress ist für mich kein Problem.“ oder „Ich arbeite die einzelnen Aufgaben nach Priorität ab.“ Es empfiehlt sich, eher ein Beispiel zu bringen, wie Sie in Ihrer letzten bzw. aktuellen Position eine Stresssituation gemeistert haben.
Ob die Antwort für Ihren Gesprächspartner zufriedenstellend war, können Sie leicht daran erkennen, ob noch viele weitere Nachfragen zum Thema erfolgen oder ob der Personaler mit einer anderen Frage weitermacht. Bei der Verwendung von Allgemeinplätzen können Sie davon ausgehen, dass der Personaler nachbohrt, weil ihn die Antwort nicht unbedingt befriedigt hat.
Vorsicht bei Fragen, die Ihren ehemaligen Chef und frühere Kollegen betreffen!
Zunächst wirkt die Frage „Fanden Sie Ihren letzten Chef sympathisch?“ eher harmlos, doch Sie katapultieren Sie automatisch ins Abseits, wenn Sie anfangen, über Ihren früheren Chef herzuziehen („Ich weiß gar nicht, wie der an seinen Posten gekommen ist!“, „Der ist ein Alki!“ oder „Der hat mir das Leben zur Hölle gemacht!“).
Selbst, wenn Sie sehr unter Ihrem letzten Chef gelitten haben, geht dies Ihren potentiellen neuen Arbeitgeber nichts an, denn Antworten wie die oben genannten lassen für den Personaler eher auf mangelnde Loyalität schließen und auch auf mangelnde Konfliktfähigkeit bzw. die Tendenz, anderen pauschal die Schuld für einen Umstand zuzuweisen. Etwaige persönliche Dinge über Ihren früheren Chef – egal, ob es sich um Trennung, Scheidung, Liebesverhältnisse oder eventuelle Suchtprobleme handelt – haben in einem Vorstellungsgespräch gar nichts verloren.
Dies gilt analog auch für frühere Kollegen. Auch wenn Sie jemanden aus dem Kollegenkreis aus irgendwelchen Gründen abgelehnt haben, sollten Sie hierüber Stillschweigen bewahren anstatt über eventuelle Unzulänglichkeiten wie äußeres Erscheinungsbild, mangelndes Leistungsvermögen, Unsicherheit etc. herzuziehen. Ansonsten stellt sich Ihr Gegenüber schnell die Frage, ob Sie sich nicht irgendwann genauso „lästerlich“ über diesen Arbeitgeber äußern würden, nachdem Sie das Unternehmen verlassen haben.
Es ist wesentlich sinnvoller, solche Fragen neutral zu beantworten bzw. anhand von Beispielen aus der Praxis zu belegen, dass Sie gut mit den anderen zusammengearbeitet haben.
Wenn Sie mit unsauberen Methoden aus dem Unternehmen gedrängt wurden
Dies kommt heutzutage leider nicht selten vor, ist aber trotzdem kein Grund, beim potentiellen neuen Arbeitgeber die schmutzige Wäsche der Vergangenheit zu waschen. Wenn natürlich unwahre Behauptungen über Sie in irgendeiner Weise aufgestellt wurden, haben Sie jederzeit das Recht, hierauf folgendermaßen einzugehen: „Bevor ich das Unternehmen verließ, wurden einige Dinge über mich behauptet, die nicht der Wahrheit entsprachen. Ich wollte dies von mir aus erwähnen, bevor Sie es von anderer Seite erfahren und sich dann verständlicherweise fragen, warum ich es Ihnen gegenüber nicht erwähnt habe.“
Hiermit stellen Sie den Sachverhalt angemessen sachlich dar, ohne ausfallend oder lästerlich zu wirken.
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