Übertrittsempfehlung: Mein Kind soll aufs Gymnasium!

Was ist denn nun gerechter? Dass der Lehrer bestimmt, welches Kind nach der 4. Klasse aufs Gymnasium geht, oder die Eltern selbst? Tatsache ist: Die Übertrittsempfehlung in der Grundschule ist weiterhin ein wahrer Zankapfel.

Übertrittsempfehlung: Kakophonie der Bundesländer
Jedes Bundesland regelt das mal wieder auf seine Weise. Während Nordrhein-Westfalen die verbindliche Lehrerempfehlung gerade abgeschafft hat, schwört man in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Bremen, Sachsen und Thüringen darauf. Neben NRW setzen auch Berlin, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen-Anhalt und Schleswig Holstein auf die Elternentscheidung.

Konsequenzen der Elternentscheidung
Auch in den Ländern ohne verbindliche Übertrittsempfehlung geben die Lehrer eine Empfehlung ab. Doch die Entscheidung bleibt trotzdem bei den Eltern. Auch wenn diese meistens der Lehrer-Empfehlung folgen: Bildungsnahe Eltern tendieren dazu, ihr Kind auch gegen eine anderslautende Empfehlung aufs Gymnasium zu schicken. Denn dieses wird als Voraussetzung für den späteren beruflichen Erfolg gesehen. Bildungsferne Eltern hingegen sind hier weniger durchsetzungsstark (Iglu-Studie 2007).

Konsequenzen der verbindlichen Übertrittsempfehlung
Ein Problem der verbindlichen Übertrittsempfehlung stellen für viele Lehrer die Klage-Drohungen von Eltern dar, deren Kinder keine positive Empfehlung bekommen haben. Kinder haben oft keinen guten Start im Gymnasium, wenn der Übertritt nur aufgrund von vehementem Widerspruch der Eltern entstanden ist. Hat das Kind zu Recht keine Empfehlung fürs Gymnasium bekommen, ist auch die Gefahr des Scheiterns groß, während es auf der Realschule eventuell positivere Erlebnisse hätte haben können.

Land-/Stadt-Gefälle bei der Übertrittsempfehlung
Ein besonderes Phänomen tritt laut Focus Schule in ländlichen Regionen Baden-Württembergs auf. Hier liegt die Übertrittsquote aufs Gymnasium bei weniger als 30%. Trotz positiv lautender Übertrittsempfehlung entscheiden sich hier viele Eltern gegen das Gymnasium.

Der Grund: In manchen Kreisen sind die Realschulen einfach besser erreichbar. Und: Für die Bevölkerung in diesen Regionen bedeutet Gymnasium nicht automatisch bessere Karrierechancen. Abitur lässt sich auch noch über den zweiten Bildungsweg erlangen.