Muslimische Frauen: Ihr Kopftuch und seine Bedeutung

Das Kopftuch stößt in der Bundesrepublik immer mehr auf Ablehnung, die so weit reicht, dass es verboten werden soll bzw. teilweise bereits verboten ist. Dabei wird das Kopftuch einerseits als politisches Symbol und andererseits als Unterdrückungssymbol gesehen bzw. gewertet.

Annette Schavan äußerte sich vor einiger Zeit, damals noch als Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und Baden-Württembergs Kultusministerin, mit folgenden Worten hierzu: "Wir reden nicht über das Kopftuch als religiöses Symbol. Wir reden über das Kopftuch in seiner politischen Bedeutung." In dem Entwurf zur Änderung des Schulgesetzes von Baden-Württemberg, das von Frau Schavan damals eingebracht und vom Landtag verabschiedet wurde, heißt es:

"Insbesondere ist ein äußeres Verhalten (gemeint ist das Tragen eines Kopftuches, Anmerkung der Autorin) unzulässig, welches bei Schülern oder Eltern den Eindruck hervorbringen kann, dass eine Lehrkraft gegen die Menschenwürde, die Gleichberechtigung der Menschen nach Artikel 3 des Grundgesetzes, die Freiheitsgrundrechte oder die freiheitlich-demokratische Grundordnung auftritt."

Tragen muslimische Frauen das Kopftuch wirklich als ein politisches Symbol?
Jedoch sollte ernsthaft hinterfragt werden, wann das Stück Stoff auf dem Kopf einer muslimischen Frau als solches politisches Symbol zu verstehen ist und wann nicht. Muslimische Frauen tragen seit Jahrhunderten ein Kopftuch. Dies als religiöses Symbol, als ein äußerliches Zeichen für die Zugehörigkeit zu ihrer Religionsform, dem Islam.

Der Islam weist als Religinsform einige Gebote und Verbote auf. Auch Kleidervorschriften finden sind unter diesen Ge- und Verboten. Der Koran gibt sinngemäß vor, dass sich Frauen den Kopf bedecken sollten. Dies, damit sie sich von Nicht-Muslimen unterscheiden und jeder und jede gleich sehen kann, dass diese Frauen gläubig sind und mit Respekt behandelt werden wollen.

Ob diese Aussagen eine Muss- oder Kann-Vorschrift darstellen, darüber streiten sich auch Muslime selbst. Für eine religiöse Muslima bietet das Kopftuch eine Möglichkeit, als religiöser Mensch einer spezifischen Religionsform erkannt zu werden. Gleichzeitig knüpfen sich bestimmte erwartete Verhaltenserwartungen daran. Eine muslimische Frau kann selbstverständlich selbstbewusst und emanzipiert sein, wie jede andere Frau in einer modernen Gesellschaft. Dennoch kann sie sich dabei auch als religiös sittsam verstehen und den Wunsch nach entsprechendem Verhalten der Umwelt erwarten.

Muslimische Frauen: die wahren Beweggründe für ihr Kopftuch kennen nur muslimische Frauen selbst
Niemand kann mit Sicherheit sagen, wie viele muslimische Frauen:

  • für eine Aufhebung der Trennung von Staat und Religion oder
  • gegen die Menschenwürde,
  • gegen die Gleichberechtigung der Menschen nach Artikel 3 des Grundgesetzes,
  • gegen die Freiheitsgrundrechte oder
  • gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung eintreten,

weil sie ein Kopftuch tragen.

Doch genau diese Vorwürfe sind es, die sich mit dem Kopftuch verbinden. Wenn das Kopftuch als politisches Symbol verstanden wird, tritt es nach Meinung der Gegener politisch für einen muslimischen Staat und damit gegen Gleichberechtigung und Freiheitsgrundsätze ein. Wer kann den vielen muslimischen Frauen in Deutschland, die teilweise das deutsche Schulsystem durchlaufen haben und sich eine emanzipierte Existenz aufbauen wirklich vorwerfen, dass sie einen muslimischen Staat wollen?

Ganz bestimmt gibt es vereinzelte Muslime, die ihre Frauen und Töchter zum Tragen eines Kopftuches zwingen. Mancher dieser Muslime sehnt sich vielleicht im Grunde seines Herzens auch einen muslimischen Staat herbei. Solche Kopftuchträgerinnen können vielleicht als Beispiele genannt werden, bei denen das Kopftuch als politisches Symbol zu bewerten ist. Wer kann jedoch mit Bestimmtheit sagen, dass nicht die Mehrheit der muslimischen Frauen das Kopftuch ganz selbstverständlich und manche ganz bewusst als religiöses Symbol tragen?

Lesen Sie weiter im Artikel Muslimische Frauen: ihr Kopftuch und sein Verbot.