Kulturdimensionen und Kulturstandards: Zeitsystem

Zwischen Kulturdimensionen und Kulturstandards gibt es diverse Unterschiede. Im Folgenden soll das Zeitsystem als ein Beispiel für eine spezifische Kulturdimension näher dargestellt werden.

Die Kulturdimension "Zeitsystem" – eine Einordnung
Ein Beispiel für eine Kulturdimension ist das Zeitsystem, welches sowohl polychron als auch monochron sein kann.

Das bedeutet, dass es zwei grundsätzlich verschiedene Arten gibt, wie Menschen mit Zeit umgehen. Die einen teilen sie ein – die anderen zerteilen sie. Menschen, die Zeit einteilen, verrichten jeweils nur eine Tätigkeit; Menschen, die Zeit zerteilen, können hingegen viele Dinge gleichzeitig tun.

Die Kulturdimension Zeitsystem – Wenn Menschen Zeit EINteilen
Menschen mit monochronem Verhalten:

  • tun immer eins nach dem anderen
  • identifizieren sich mit ihrer Arbeit
  • konzentrieren sich auf ihre Arbeit
  • nehmen zeitliche Verpflichtungen ernst (Termine, Zeitpläne)
  • sind schwach kontextorientiert, brauchen zusätzliche Informationen
  • gehen in ihrer Arbeit auf
  • halten sich an Pläne
  • sind bemüht, andere nicht zu stören; achten Intimsphäre und nehmen Rücksicht
  • legen großen Wert auf Pünktlichkeit
  • neigen zu kurzlebigen Beziehungen
  • betrachten zeitliche Verpflichtungen beinahe als etwas Heiliges
  • arbeiten methodisch
  • hohe Achtung vor Privatbesitz, leihen und verleihen selten Gegenstände

Die Kulturdimension Zeitsystem – Wenn Menschen Zeit ZERteilen
Menschen mit polychronem Verhalten:

  • tun viele Dinge gleichzeitig
  • identifizieren sich mit Familie, Freunden, Kunden
  • lassen sich leicht ablenken
  • messen zeitlichen Verpflichtungen keine große Bedeutung zu
  • sind stark kontextorientiert, sind über Hintergründe informiert
  • leben für andere Menschen und gehen in zwischenmenschlichen Beziehungen auf
  • stoßen Pläne um
  • kümmern sich nur um Verwandte, enge Freunde und gute Geschäftspartner
  • kommen fast immer zu spät
  • bauen Beziehungen auf, die ein Leben lang halten
  • betrachten Verpflichtungen gegenüber Verwandten und engen Freunden als heilig
  • sind tüchtig, aber verlieren leicht die Geduld
  • leihen und verleihen ständig irgendwelche Gegenstände

(1) Johann, E. u.a.: Interkulturelle Pädagogik, Düsseldorf 1998, S. 90
(2) nach Hall, E.: Verborgene Signale.