Islamischer Religionsunterricht: Muslimische Vereine als Träger

Islamischer Religiosunterricht durch Vereine als Träger dieses Unterrichts erscheint möglich. Seit den 1960er Jahren wurden in Deutschland Moschee-Vereine gegründet. Sie stellen lokale autonome Vereine dar und gehören jeweils zu einer Moschee-Gemeinde. Diese Vereine sind jedoch nicht als repräsentative Institutionen anzusehen. Die meisten dieser muslimischen Vereine sind in Deutschland in den beiden Spitzenverbänden, dem "Islamrat für die Bundesrepublik" und dem "Zentralrat der Muslime in Deutschland" organisiert.

Islamischer Religionsunterricht durch DITIB
Von der türkischen Regierung wurde, als Reaktion auf muslimischen Fanatismus und muslimischen Atheismus, die Betreuungsorganisation DITIB (=Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V.) gegründet. Sie ist seit Ende der achtziger Jahre der mitgliedsstärkste dritte Spitzenverband. Doch diese Organisation bezieht sich nur auf muslimische Gläubige türkischer Abstammung.

Islamischer Religionsunterricht: Verbände uneinig
Bei der Bundesregierung nehmen alle drei genannten Verbände hinsichtlich des Islam und der Einführung eines muslimischen Religionsunterricht das Anhörungsrecht eigenständig in Anspruch. Hieraus ergibt sich ein nicht unerhebliches Problem im staatlichen Dialog. Auch beim Dialog der Landesregierungen mit Vertretern islamischer Verbände tritt bezüglich des islamischen Religionsunterrichts dieses Problem auft.

Sowohl der "Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland" (1994) als auch die "Aleviten Gemeinden in Deutschland e. V." (1996) haben einen Antrag auf Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts beim Land NRW gestellt. Im November 1997 hat sich in Hessen die "Islamische Religionsgemeinschaft Hessen" konstituiert, welche sich als "offizieller Ansprechpartner des Staates" bezeichnet (siehe allgemeine Informationen der IRH, Stand April 1998).

Als entscheidend für den problematischen Sachverhalt eines Islamischen Religionsunterrichts sind somit einerseits die "ideologische Fragmentierung" sowie andererseits die erheblichen Unterschiede im gegenseitigen Islamverständnis der Muslime selbst zu werten. Dabei sollte darauf hingewiesen werden, dass in der Bundesrepublik der größte Teil der Muslime nicht in Vereinen oder Verbänden organisiert ist und deshalb durch diese auch nicht repräsentiert wird (1).

Islamischer Religionsunterricht und die Deutsche Islam Konferenz (DIK)
Auf Druck der wachsenden Problematik und auf Initiative des früheren deutschen Innenministers Wolfgang Schäuble wurde die Deutsche Islam Konferenz (DIK) ins Leben gerufen. Diese stellt nach Auskunft der Bundesregierung den Beginn eines langfristig angelegten Dialogs zwischen dem deutschen Staat und den in Deutschland lebenden Muslimen dar.

Doch auch dieser Versuch ist seit seiner Einführung geprägt von der Problematik eines Islams, der sich nur schwer von seinen verschiedenen Anhängern auf eine gemeinsame Anschauung verständigen kann. Wer dies als unverständlich empfindet, sollte sich die breite Palette christlicher Anschauungen und Uneinigkeiten vor Augen führen.

(1) Feindt-Riggers, Steinbach: Islamische Organisatioen in Deutschland. Hamburg 1997