Erkennen Sie interkulturelle Bildung als affektiven Lernprozess

Interkulturelle Kompetenz kann zwar initiiert, aber nicht durch Lernen von Faktenwissen geschult werden. Interkulturelle Kompetenz setzt interkulturelle Bildung voraus. Diese erfolgt in einem Prozess, bei dem die eigene Person hinsichtlich eigener kultureller Prägung hinterfragt wird. So soll die eigene "Selbsterkenntnis" provoziert und Verständnis für "fremdes" Kulturverhalten möglich gemacht werden.

Jeder Mensch ist kulturell geprägt. Doch das Verständnis für diese Prägung hat nicht jede/r.

Fördern Sie die Erkenntnis kultureller Prägung

Jede Erziehung und Sozialisation erfolgt in kulturellen Kontexten. Erkennen Sie die verborgenen Codes des eigenen Verhaltens und entziffern Sie die dahinter liegenden kulturellen Zusammenhänge. So wird zum Beispiel die Aufforderung: "Mach immer eins nach dem anderen" als kulturell bedingt und als "monochrones Zeitsystem" entlarvt.

Viele erzieherische Regeln und Anschauungen erweisen sich als Teil gängiger Kulturdimensionen und Kulturstandards. Erst wenn eine Person ein Verständnis für die eigene kulturelle Prägung und den eigenen Ethnozentrismus entwickelt hat, kann sich bei dieser Person auch ein entsprechendes Verständnis für andere kulturelle Prägungen der Mitmenschen entwickeln.

Als Teilaspekt der Identität ist Ethnozentrismus nicht abzulehnen. Im Gegenteil: er kann eine Person stabilisieren. Wenn jedoch das Vorhandensein des eigenen individuellen und kulturgebundenen Normen- und Wertesystems erkannt und verstanden ist, kann dies auch bei Mitgliedern anderer Kulturen gesehen werden.

Fördern Sie Empathie und vermitteln Sie keine vorgefertigten Handlungsmuster

Interkulturelle Bildung regt mit Spielen und Übungen affektive Erkenntniswege an. Sicherlich kann im multikulturellen Miteinander auch Wissen über Kulturen hilfreich sein. Doch die Vielfalt ist so groß, dass es sinnvoller erscheint, ein Gefühl für kulturelle Unterschiede und eine entsprechende Offenheit hierfür zu fördern.

Liefern Sie im Unterricht deshalb weniger vorgefertigte Lösungswege oder Handlungsmuster. Provozieren Sie vielmehr das eigene Denken und Handeln der Personen, die interkulturelle Kompetenz erwerben möchten.

Fördern Sie (Selbst-)Entwicklung

Die soziale Kompetenz ist ein entscheidender Faktor, der auch in der Schule gefördert werden sollte. Bei der Entwicklung zu sozialer Kompetenz sollte die Auseinandersetzung mit der eigenen und anderen Kulturen nicht fehlen. Friedliches, zwischenmenschliches Verhalten in einer multikulturellen Gesellschaft setzt interkulturelle Kompetenz voraus.

Dabei sollte diese Kompetenz bei allen Menschen, ob mit oder ohne Zuwanderungsgeschichte, zugänglich sein. Fördern Sie deshalb interkulturelle Kompetenz im Rahmen Ihrer Möglichkeiten.