Die moderne Hausfrau: „Der neue Haushalt“

Die moderne Hausfrau orientiert sich nicht mehr am "häuslichen Glück" der Arbeiterhausfrau. Schon früh gab es eine Hausfrauenbewegung und sie brachte Veränderungen. Das Problem der Doppelbelastung und Unterordnung der Frauen wurde von der Hausfrauenbewegung erkannt und bereits 1926 wurde ein Buch der "Hausfrauenbewegung" veröffentlicht, welches sich mit dieser Problematik beschäftigte.

Das Buch "Hausfrauenbewegung" von 1926
Einiges aus dem ersten Kapitel dieses Buches wird im Folgenden zitiert. Dies hat zwei Gründe:

  1. Das Buch ist leider nicht mehr im Handel erhältlich.
  2. Es scheint mir verwunderlich, dass die formulierten Forderungen auch heute noch Gültigkeit haben, obgleich sie doch längst erfüllt sein könnten.

Aus Platzgründen wurde der Text von Dr. Erna Meyer: "Der neue Haushalt – Ein Wegweiser zu wirtschaftlicher Hausführung" etwas gekürzt:

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Ehe ist kein Hafen für die moderne Hausfrau
"Die Ehe wird heute nicht mehr als der Hafen empfunden, in den der Mensch nach den Irrfahrten der Jugend einläuft, um darin auszuruhen. Auch die Frau beginnt sich bewusst zu werden, dass die Führung des Hauses nicht mehr wie einst eine stete und sichere, ihr Halt bietende Gegebenheit ist, sondern ein noch zu gestaltendes Problem, eine Aufgabe, die auf ihre Lösung durch die Frau wartet…

…Hier muss uns die Feststellung genügen, dass die Aufgabe der Hausführung sich in der Gegenwart für die meisten als unlösbar erwiesen hat, und zwar gleichmäßig in allen Schichten der Gesellschaft.

Es ist gleichgültig, ob es sich um die Nur-Hausfrau der Reste des Mittelstandes handelt, die durch den Mangel an Hilfskräften zu unentrinnbar-geistloser Arbeit mit Scheuerlappen und Staubtuch verurteilt, in den "Mußestunden" vor den nie leer werdenden Flickkorb verbannt ist, oder um die mitverdienende Berufsfrau des Proletariats (auch der geistigen Arbeiter), die durch den Doppelberuf der Hausversorgung und durch das Herbeischaffen der notwendigsten Unterhaltsmittel übermüdet und abgemattet in völlige Stumpfheit versinkt.

Nur-Wirtschafterin auf der einen, Galeerensklavin auf der anderen Seite! Wo aber blieb der Mensch, wo eine für die Frau allein in Frage kommende Offenbarung in höchstem Weibtum? Es ward begraben unter dem grauen Schutt des Alltags, zum Schaden nicht nur für die Frau, sondern auch für die sich um sie scharende Familie und damit für die Gesellschaft überhaupt…

"Entfaltung" der Frau bedeutet uns nicht faul werden, sondern Zeit- und Kraftgewinn für die wichtigere und schwerere Arbeit an uns selbst und für die anderen. Arbeit heißt also weiter unser Schlachtruf, aber: nicht im Tageskram verzetteltes, an Unwichtigstes hingehängtes, kleinliches Sklaventum, sondern ernste, große, verantwortungsbewusste Arbeit, die kein Joch sein kann, weil sie durch ihren geistigen Gehalt zu ungeahnter innerer und darum notwendig auch äußerer Befriedigung beflügelt!

…Unabsehbar sind die Folgen gesellschaftlicher, rechtlicher und wirtschaftlicher Art, die sich aus der geistig-seelischen Entwicklung der Hausfrau, aus der damit einhergehenden Selbstachtung und ihrer Einschätzung durch die anderen ergeben… Eigene Arbeit gilt es zu leisten, eigenes Denken, Fühlen und Handeln soll geweckt und zu eigenem Können entwickelt werden.

Nur wenn "Kopf, Herz und Hand" durch zweckvolle Arbeit zu einer Ganzheit gebildet sind‘ (Pestalozzi), kann von schöpferischem Geist die Rede sein. Nicht also Belehrung zu bieten im Sinne eines Vor- und Nachmachens, sondern die Mittel zur Selbst-Erziehungsarbeit zu geben, ist die Absicht dieses Buches."

Diesem Ziel möchte ich mich mit dieser Artikelreihe anschließen.