Fachkompetenzen: Kombination von Theorie und Praxis ist gefragt

Fachkompetenz und Bildung sind zwei Seiten einer Medaille. Meist ist entsprechende Bildung Voraussetzung für entsprechende Fachkompetenz, jedoch nicht immer. Das Duale System der beruflichen Ausbildung in Deutschland berücksichtigt genau diese Aufteilung. Es bietet einerseits theoretische Ausbildung in der Berufsschule, andererseits die Praxis in der fachliche Kompetenz erworben werden kann.

Fachkompetenz ist jedoch nicht nur die praktische Erfahrung einzelner Arbeitnehmer oder Selbstständiger, sie ist auch das organisierte praktische Wissen einzelner Berufsgruppen. Dies drückt sich aus in entsprechenden Berufsverbänden und Zusammenschlüssen von Praktikern wie beispielsweise dem VDI.

Durch Zusammenkünfte von Menschen mit ähnlichen beruflichen Erfahrungen und Fachkompetenzen wird deren Wissen erweitert. Auf Kongressen werden praktische Erfahrungen weitervermittelt, die aufgrund der hohen Fachkompetenz der einzelnen Kongressteilnehmer auch von jedem aufgenommen werden können. Auch wenn im Allgemeinen Fachkompetenz selbst erworben werden muss und nur innerhalb solcher Events bedingt vermittelt werden kann, ist dies dennoch möglich.

Schnell geht Fachkompetenz verloren

Leider ist Fachkompetenz an immer wiederkehrende neue Erfahrungen gebunden. Das wiederum hat zur Folge, dass man sehr schnell seine Fachkompetenz verliert, wenn man nicht auf diesem Gebiet arbeitet. Oder anders gesagt: Einmal erworbene Fachkompetenz auf einem Gebiet lässt sich nicht auf ein anderes Gebiet übertragen. Jemand, der hohe Kompetenz beim Briefmarken sammeln hat wird nicht unbedingt ein erfolgreicher Münzsammler sein.

Weil das so ist, verlieren selbst erfahrene Arbeitnehmer, wenn sie längere Zeit arbeitslos sind, sehr schnell ihre berufsbedingte Fachkompetenz. Zwar versucht das Arbeitsamt, dagegenzusteuern, der Kompetenzverlust lässt sich jedoch nicht egalisieren. Ein Arbeitsloser kann nur, eventuell gemeinsam mit dem Arbeitsamt, versuchen, Kompetenz auf einem anderen Gebiet zu erwerben. Aber auch das wird scheitern, wenn auf diesem Gebiet dann nicht gearbeitet werden kann.

Fachleute sind gefragt

Unternehmen, besonders Betriebe der industriellen Fertigung, suchen händeringend Fachleute. Also Menschen, die auf dem jeweiligen beruflichen Gebiet sowohl Bildung als auch Fachkompetenz erworben haben.

Da die Anforderungen an die Arbeitnehmer im Zuge der Entwicklung der industriellen Produktion immer größer werden, ist es so gut wie ausgeschlossen, dass Unternehmen kompetente Arbeitnehmer von außen einstellen können. Denn selbst dann, wenn diese Arbeitnehmer auf ihrem jeweiligen Gebiet hohe Fachkompetenz besitzen, die Anforderungen im Unternehmen werden stets andere sein.

So bleibt den Unternehmen letztlich nur, Arbeitnehmer von der Pike auf im Unternehmen heranzubilden, sie nach und nach die nötige Fachkompetenz erwerben zu lassen, um dann kompetente und qualifizierte Facharbeiter zu haben. Das Gleiche gilt selbstredend auch für Ingenieure und Führungspersönlichkeiten.

Das Thema Fachkompetenz wird überhaupt in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in den kommenden Jahren deutlich wichtiger werden. Und zwar deshalb, weil den jungen Menschen, die heutzutage herangebildet werden, fast zwangsläufig die notwendige Fachkompetenz fehlt.

Die heutige Arbeitswelt erlaubt den meisten jungen Menschen nicht, lange genug in einem Beruf tätig zu sein, um ausreichende Fachkompetenzen zu erwerben. Das ständige Jobhopping nach amerikanischem Muster, das bei uns leider Mode geworden ist, führt letztendlich dazu, dass nur noch Jobber zur Verfügung stehen.

Sie machen zwar ihren Job, können in diesem aber keine Fachkompetenz erwerben, weil sie das nächste beste Angebot schon im Blick haben.