Affiliate: So schützen Sie sich sicher vor den schwarzen Schafen

Die Affiliate-Branche ist ins Gerede gekommen. Immer wieder berichten Fach-und Publikumspresse über Banner seriöser Unternehmen, die pötzlich auf Webseiten mit sittenwidrigen Inhalten (z.B. Erotikseiten) eingeblendet werden. Aktuelle Gerichtsurteile sprechen in solchen Fällen dem Werbetreibenden sogar eine so genannte „Mitstörerhaftung" zu – einfach gesagt: Sie werden als als Sponsor für den (sittenwidrigen) Seiteninhalt mit verantwortlich gemacht. Hier sind 8 Tipps, wie sie sich gegen Anbieter solcher Affiliate schützen können.

Affiliate: Diese 8 Warnsignale sollten Sie aufhorchen lassen
Da Banner auf illegalen Seiten in der Regel von aggressiv werbenden Affiliates eingesetzt werden, stellt sich für den Werbetreibenden (oder Merchant) die Frage, wie solche Werbeeinsätze vermieden werden können. Und: Geht das überhaupt? Eine 100-%-Lösung gibt es sicher nicht – gegen echte kriminelle Energie und Betrugsvorfälle kann man zwar einige vorbeugende Maßnahmen ergreifen, restlos ausschließen kann man sie jedoch nicht.

 

Eine weit greifende Lösung für größere, strategische Affiliate-Programme könnte in naher Zukunft die Einführung eines „Affiliate-Fraud-Managements" durch einen Zusammenschluss der Netzwerke oder einen Verband darstellen. Dafür sind technische und strategische Maßnahmen erforderlich, mit denen Betrugsfälle im Online-Handel beobachtet, entdeckt und abgewehrt werden. Für die meisten Affiliate-Programme reicht zunächst die Erledigung der „Hausaufgaben", die im Folgenden dargestellt werden.

1. Behalten Sie diese Kandidaten unter Ihren Affiliates im Auge
Einzelne Mitglieder der folgenden Affiliate-Gruppen bergen aktuell die größten Risiken für Merchants, so dass Sie bei denen besonders vorsichtig sein müssen:

  • Banner- und Layer-Netzwerke: In erster Linie sollten Sie Ihre Kontrollen auf so genannte Banner- und Layer-Ad-Netzwerkbetreiber fokussieren, die Ihre Banner und Flash-Layer in hoher Einblendezahl über zahlreiche Webseiten weiterverteilen. Hier liegt die Crux: Netzwerkbetreiber melden sich bei Ihrem Affiliate-Programm mit einem einzigen Account an und verteilen Ihre Programm-Banner in ihrem eigenen Webseiten-Netz weiter – das bedeutet Kontrollverlust für Sie.

  • „Cookie-Dropper": Damit gemeint sind Affiliates, die Ihre Werbemittel „unsichtbar" für den Nutzer aufrufen lassen, um ein Cookie auf dem Nutzerrechner zu hinterlassen – ohne irgendeine gezielte Nutzeraktion. Dieser unsichtbare Werbeeinsatz über z. B. sittenwidrige Seiten birgt nicht nur Nachteile für Sie – er zerstört auch das Vertrauen zu Ihren seriösen Affiliate-Partnern.

  • Webmaster mit krimineller Energie: Sie werden sie kaum vorher erkennen, die Anmeldung dieser „Webmaster" zu Ihrem Affiliate-Programm verläuft völlig unscheinbar. Eine Website mit relevanten Inhalten wird Ihnen „vorgeführt", Sie akzeptieren diesen neuen Partner, der wiederum die zur Verfügung gestellten Links missbraucht und gezielt über illegale Webseiten streut, die Sie vorher nie gesehen haben.

  • Webseiten mit geringer Update-Aktivität: Von diesen Seiten geht sicher keine große Betrugsgefahr aus, doch besteht hier die Gefahr für Werbetreibende, dass veraltete Werbemittel, z. B. mit Testsiegeln und Preisangaben, zu spät oder gar nicht ausgetauscht werden. Ein gefundenes Fressen für Ihre Konkurrenz. Eine kostspielige Abmahnung ist dann oft die Folge.

Die folgenden Maßnahmen helfen Ihnen bei der Vermeidung von Betrug und ähnlichen Verstößen Ihrer Affiliates:

2. Passen Sie unbedingt Ihre Teilnahmebedingungen an
Bestimmen Sie in den Teilnahmebedingungen in den von Ihnen genutzten Affiliate-Netzwerken genau, welche Affiliates zugelassen werden und welche nicht. Formulierungsbeispiel: „Die Affiliate-Partnerseiten dürfen zu keiner Zeit rechts- oder sittenwidrige Inhalte enthalten oder auf Webseiten mit rechts- oder sittenwidrigen Inhalten mittels Hyperlink verweisen."

Praxis-Tipp
Seien Sie bei der Formulierung möglichst präzise. Legen Sie auch eindeutig den Einsatz von Cookies fest. Wichtig: Schließen Sie die Cookie-Verteilung per unsichtbarem Werbemittel unbedingt aus.

3. Schalten Sie die automatische Akzeptanz von Affiliates ab
Affiliate-Netzwerke bieten die Möglichkeit, Anmeldungen von Affiliates automatisch zu akzeptieren. Das öffnet „bösen Geistern" Tür und Tor. Unkontrolliert greifen sie auf Ihre Banner und Tracklinks zu – im Falle eines Missbrauches haben Sie unter Umständen schon Lehrgeld in Form von Provisionen bezahlt.

4. Behalten Sie auch die vorhandenen Affiliates im Auge
Schauen Sie sich Ihre vorhandenen Partnerschaften in den von Ihnen genutzten Affiliate-Netzwerken an. Ein Augenmerk sollten Sie insbesondere auffälligen Besonderheiten widmen: ungewöhnlich hohe Sales-Steigerungen, kryptische Webseiten-Namen, unklarer Webcontent. Nehmen Sie in solchen Fällen persönlich (oder über Ihre Agentur) Kontakt auf und klären Sie das. Lassen Sie sich den Vertriebsweg erklären, wenn z.B. kein Banner zu sehen ist, aber die Sales-Zahlen nach oben gehen.

5. Schauen Sie bei Neuanmeldungen ganz genau hin
Ähnlich wie bei Ihren bestehenden Partnerschaften gehen Sie auch mit Neuanmeldungen vor: Website-Check, Impressum checken, Content checken. Augen auf beim Impressum-Test: Achten Sie auf auffällige Adressen, wie z. B. Kurfürstendamm/Berlin, Königsallee/Düsseldorf oder andere Renommee-Adressen. Dahinter könnten sich „Virtual Offices", also Kurzfrist-Büroadressen, verbergen. Nehmen Sie Kontakt auf und prüfen Sie die Hintergründe, suchen Sie die Adresse bei – so gehen Sie auf Nummer sicher. Vorsicht ist auch geboten, wenn die Telefonnummer lediglich „beantragt" ist, und leider auch bei einer Limited-Firmierung sowie internationalen Geschäftsadressen.

6. Führen Sie regelmäßige Stichproben durch
Prüfen Sie regelmäßig Ihre Affiliate-Statistiken, surfen Sie stichprobenartig Affiliate-Webseiten an, pflegen Sie persönliche Kontakte zu Ihren Top- und Super-Affiliates. Das schafft Vertrauen und sichert Ihnen nötiges Insiderwissen. Nur so gehen Sie sicher, die meisten Betrugsversuche frühzeitig zu erkennen und abzuwehren.

7. Im Falle eines Falles: Kündigen und offensiv kommunizieren
Wenn Sie einen Missbrauch Ihres Affiliate-Programms gesichert feststellen, seien Sie rigoros: Einen solchen „Partner" sollten Sie fristlos kündigen und zusätzlich eventuell ausstehende Provisionen auf Eis legen sowie bereits gezahlte wieder zurückfordern. Lassen Sie sich in harten Fällen auf jeden Fall von einem Rechtsbeistand unterstützen. Schlägt Ihr Fall in der Presse hohe Wellen, seien Sie offensiv und mitteilsam, gestehen Sie gegebenenfalls Fehler bei der Überwachung oder Kontrolle ein und präsentieren Sie Ihre ergriffenen Gegenmaßnahmen. Das schafft Vertrauen für die Zukunft.

8. Vorsicht vor Diskriminierungen und Pauschalverdächtigungen
Während Ihrer Tests, Checks und Prüfungen sollten Sie nicht verallgemeinern: Es gibt sehr viel mehr seriöse Partner, die Layer-Ad-Netzwerke betreiben, eine Limited führen, Ihren Geschäftssitz im Ausland haben, kleine Seiten gewissenhaft pflegen, als unseriöse Zeitgenossen.

Praxis-Tipp
Arbeiten Sie nicht mit Pauschalierungen, diskriminieren Sie nicht Webseiten bestimmter Genres und nicht die Affiliate-Community insgesamt. Gehen Sie feinfühlig vor. Alles andere schadet Ihnen sicher mehr als der ein oder andere Verstoß gegen Ihre Affiliate-Programm-Teilnahmebedingungen.