Trotz „Unisex“-Tarife: Termin mit dem Vertreter lieber erst im Januar?

Die Einführung der Unisex-Tarife verunsichert viele Versicherungskunden. Gleichzeitig klingeln die Telefone und Versicherungsvertreter wollen mit Blick auf diese bevorstehenden Neuregelungen in letzter Minute noch einen Termin vor dem 21.12.12 vereinbaren. Warum es sich trotz möglicher Unwägbarkeiten empfiehlt, die Ruhe zu bewahren:

Das Jahr 2012 bringt gewisse Déjà-vu-Erlebnisse in Bezug auf das Jahr 2004: Es war ein Fußball-EM-Jahr, der amtierende US-Präsident wurde wiedergewählt – und in den letzten Wochen des Jahres klingeln die Telefone heiß, weil der Versicherungsvertreter noch unbedingt vor dem 21. Dezember einen Termin vereinbaren möchte.

War es damals die letzte Möglichkeit, sich die steuerfreie Auszahlung des Ertragsanteils von Lebensversicherungen zu sichern, so sorgt nunmehr die bevorstehende Einführung durch EuGH-Vorgaben notwendig gewordener Unisex-Tarife für Verunsicherung. Und für die Versicherungs- und Finanzvertriebe für einen Anlass, dringend mit ihren Kunden oder allen, die es noch werden sollen, einen Termin zu vereinbaren.

Die Versicherer erlebten 2004 vor dem Hintergrund der  Neuregelung zur Ertragsbesteuerung von Lebensversicherungen eine regelrechte Jahresendrally. Einige Jahre später folgte jedoch die große Ernüchterung: Ein nicht unerheblicher Teil der damals noch in letzter Minute übers Knie gebrochenen Verträge wurde mittlerweile wieder gekündigt oder ruht beitragsfrei auf dem Policenfriedhof.

Um diesmal vor dem Hintergrund der bevorstehenden "Unisex"-Tarife Fehlentscheidungen zu vermeiden, sollten daher unbedingt eine grundlegende Überlegungen im Vorfeld einer Terminvereinbarung angestellt werden.

Nehmen Sie nur eine Beratung wahr bzw. schließen Sie nur Verträge ab, wenn Sie mit Ihrem Vertreter bereits zu einem früheren Zeitpunkt darüber gesprochen haben!  

Je seltener Sie Ihren Vertreter im Vorfeld seines Anrufes gesehen haben und je weniger dabei das Thema "Unisex"-Tarife angesprochen wurde, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieser durch vermehrte Abschlüsse von Kranken-, Pflege- und Lebensversicherungen noch ein paar Punkte für eine Sonderprämie oder die Teilnahme an einer Veranstaltung für Spitzenverkäufer sammeln möchte.

Dies führt nicht selten zu interessengesteuerten Engführungen in der Beratung (bis hin zu gezieltem, reinem Produktverkauf), die dem Kunden die Entscheidung für die Lösung erschwert, die am besten zu ihm passt.

Lassen Sie sich keine Angst machen!

Es wird zweifellos Fälle geben, in denen der Nichtabschluss einer Personenversicherung vor Inkrafttreten der neuen Unisex-Tarife finanzielle Nachteile gegenüber einem Abschluss in letzter Minute haben kann.

Dass es subjektiv sinnvoller wäre, eine Lebensversicherung vor dem 21.12.2012 abzuschließen als erst am 1.1.2013, muss aber noch lange nicht bedeuten, dass eine Lebensversicherung überhaupt das bestmögliche Instrument zur Vorsorge oder Absicherung für den Betroffenen ist.

Langfristige Entscheidungen sollten, bevor sie getroffen werden, überlegt und überdacht worden sein. Möglicherweise gibt es abseits der Lösung, die jetzt vor dem Hintergrund der Unisex-Tarife ins Spiel gebracht wird, noch andere Wege, die finanziellen Ziele des Kunden zu erfüllen oder Fragen wie Pflegeabsicherung, Gesundheitsvorsorge oder Vermögensaufbau zu lösen.

Viele Versicherer arbeiten an neuen Tarifen, die trotz der Unisex-Vorgaben in Summe sogar Verbesserungen für den Kunden beinhalten können. Sollten Sie mit ihrem Vertreter bis dato noch nicht über diese Dinge gesprochen haben, ist es sehr unwahrscheinlich, dass Sie in den wenigen noch verbleibenden Tagen bis zur Deadline für die alten Tarife eine umfassende und passende Lösung finden werden.

Langfristige Entscheidungen ohne Druck fällen – umfassende Beratung wahrnehmen!

Januar und Februar gehören zu jenen Monaten des Jahres, in denen Versicherungsvertreter und Finanzvertriebe verhältnismäßig wenig zu tun haben. Dies ist eine gute Gelegenheit, einen Termin mit dem Vertreter Ihres Vertrauens einen Termin zu vereinbaren, im Zuge dessen Sie mit diesem Ihre derzeitige finanzielle Situation, Ihre Zukunftsaussichten sowie die Wünsche und Ziele für sich selbst und Ihre Familie umfassend erörtern sollten.

Dann bleibt genügend Zeit, mehrere unterschiedliche Wege zu durchdenken, die man – je nach persönlichen Vorlieben, steuerlichen Erwägungen, Risikoneigungen usw. – gehen kann, um diese Ziele zu erreichen. Und man hat die Möglichkeit, eine passende und dauerhafte Lösung zu finden.