Lohnt sich die Investition in russische Aktien?

Für viele Anleger gilt eine Investition in russische Aktien gerade im Hinblick auf die europäische Bankenkrise und die gedämpften Konjunkturerwartungen als eine Möglichkeit, der Stagnation im Euro-Raum zu entkommen. Wie bei jedem Investment in ausländische Anlagen gibt es hier allerdings ein mehrfaches Chancen-/Risiko-Profil.

Dies liegt daran, dass die Kurschance der jeweiligen Aktie von einer Gesamtentwicklung überlagert werden kann. Vor einer Geldanlage sollten Sie also das jeweilige Währungsrisiko und das Wertpapierrisiko einzeln betrachten – und sich dann für oder gegen die Investition in russische Aktien entscheiden.

Am 10. November 2014 wurde der Wechselkurs des Rubels freigegeben

Vor einer Investition in russische Aktien sollte sich der Anleger – ähnlich wie auch bei Investments in asiatische Märkte oder die USA – in einem ersten Schritt die Stabilität der Währung des Investitionslandes ansehen. Ein Kursanstieg beispielsweise von 10 % binnen eines Jahres würde sofort aufgezehrt werden, wenn die Währung des Investmentlandes um den gleichen Prozentsatz fällt.

Für das Jahr 2014 wird eine Inflationsrate in einer Bandbreite zwischen 5 und 7 % erwartet, sodass das kurzfristige Aufwärtspotenzial des Rubels begrenzt sein dürfte. Bei einer Investition in russische Aktien sollte deshalb darauf geachtet werden, dass der Anlagehorizont nicht zu lang ist und dass die ausgewählte Aktie auch regelmäßige Dividendenzahlungen leistet. Dann würde die Investmentidee auf zwei Säulen stehen: Den laufenden Dividenden und einem Kurs- bzw. Substanzgewinn, der das Währungsrisiko mehr als ausgleichen sollte.

Die Konjunktur in Russland zeigt sich bisher außerordentlich stabil. So wachsen die Einkommen der Privathaushalte weiter, die Arbeitslosenquote ist von 8,4 % im Jahr 2009 auf 5,5 % im Jahr 2013 gesunken.

Sind die Risiken schon eingepreist oder stehen wir vor einem stabilen Abwärtskanal?

Angesichts der Verunsicherung aufgrund der Ukraine-Krise und unberechenbare Sanktionen einzelner Staaten der EU stellt sich die Frage, ob sich die russische Konjunktur längerfristig abkühlen wird oder es sich lediglich um eine Wachstumsdelle handelt. Deshalb sollten sich Anleger bei der Investition in russische Aktien eher an den konservativen Branchen bzw. defensiven Werten orientieren.

Wer sich einige Schwergewichte des russischen Aktienindexes ansieht, der wird schnell feststellen: Viele Aktien sind von ihren Höchstkursen weit entfernt, obwohl sich die Ertragslage gar nicht so weit verschlechtert hat. Börsenportale geben für die Gazprom Aktie bzw. deren American Depository Receipts ein KGV von weit unter 3 an. Was sowohl im historischen Vergleich, als auch im Hinblick auf andere öl- bzw. gasfördernde Unternehmen günstig erscheint.

Eine ähnliche Betrachtung könnten Sie für Lukoil anstellen – die Aktie ist ebenfalls ein Schwergewicht im russischen Aktienindex.

Eine Investition in russische Aktien kann aber auch in einen sehr volatilen Wert getätigt werden. Die Sberbank ist in ihrer Bedeutung für den russischen Markt in etwa mit der Deutschen Bank und ihrer Position im Heimatmarkt vergleichbar. Vielleicht ist sie sogar noch etwas stärker? Die Bank hat in Russland 110 Millionen Kunden bei einer Gesamtbevölkerung von etwa 143 Millionen Menschen, wie die Bank in ihrem aktuellen Quartalsbericht ausweist.

Die Eigenkapitalrendite gemessen in der Kennzahl ROE soll bis 2017 auf 18 bis 20 % steigen. Da die Bank im Rahmen eines Allfinanzkonzeptes auch auf die Vermittlung von Versicherungen setzt, könnte sie durchaus an der weiteren Transformation der Wirtschaft Richtung Marktwirtschaft und der damit einhergehenden Veränderung des Verbraucherverhaltens teilhaben.

Zusammenfassend gesprochen kann eine Investition in russische Aktien durchaus eine interessante Beimengung im Depot darstellen. Wie bei allen Auslandsinvestments verbinden sich hier die Volatilitätseffekte der Währungsschwankung mit den Besonderheiten des Marktes des Ziellandes.