Lohnt sich der Aktienkauf auch noch im Alter?

Dass die staatliche Rente nicht reichen wird, um sich den verdienten Ruhestand zumindest einigermaßen sicher zu finanzieren, hat sich inzwischen herumgesprochen. Und dass viele andere Anlageformen kaum Rendite abwerfen, wohl auch. Daher müssen kommende Ruheständler prüfen, wie sie privat vorsorgen können. Ist der Aktienkauf zum Vermögensaufbau auch im Alter noch eine Alternative?

Das Problem beim Aktienkauf
ist, dass es selbst bei guten Unternehmen kurzfristig erhebliche Schwankungen und Kurseinbrüche geben kann, etwa, wenn sich die allgemeine Konjunktur verschlechtert oder wenn es vermehrt zu Krisen kommt, wie es jetzt der Fall ist. Und bis eine Kurserholung einsetzt, bei denen die Kursverluste zumindest von Qualitätstiteln wieder ausgeglichen werden, können im schlimmsten Fall ein paar Jahre vergehen.

Bei weniger guten Unternehmen besteht sogar das Risiko, dass die Verluste gar nicht mehr oder erst nach mehr als 10 oder 15 Jahren kompensiert werden. Doch Aktien sind auf lange Sicht immer noch die Anlageform mit der höchsten Rendite, Kurseinbrüche hin oder her. Was also in Sachen Aktien tun, wenn man sich z. B. kurz vor dem Ruhestand befindet oder sogar schon in Rente ist? Lohnt sich der Aktienkauf im Alter noch?

Faustformel für den Aktienanteil

Viele Experten raten im Alter die Risiken zu reduzieren, sprich, sukzessive den Aktienanteil (Einzelaktien und ggf. auch Aktienfonds) am Vermögen zu verringern. Eine sehr bekannte Faustformel für den Aktienanteil am Gesamtvermögen lautet 100 – Lebensalter. In der letzten Konsequenz bedeutet das, dass sich ein 70-jähriger Aktionär, der aktuell 70 Prozent seines Vermögens in Aktien investiert hat, sukzessive von seinen Papieren trennen müsste, um das Risiko von Kursverlusten zu reduzieren.

Das Problem ist, dass es sich bei der Formel um eine pauschale Aussage handelt, die nur grobe Orientierung liefern kann. Denn was ist z. B., wenn ein 70-jähriger Rentner so viel Dividenden erhält, dass er davon bequem leben kann?

Aktienkauf im Alter: individuelle Situation prüfen

Um zu einer fundierten Antwort zu kommen, ist es also wie immer notwendig, seine eigene Situation zu prüfen, um dann die für sich selbst richtige Antwort zu finden. Selbst im Alter von 70 Jahren haben Männer heute statistisch gesehen noch fast 10 Jahre zu leben, Frauen noch ein paar Jahre mehr. Es ist also auch in diesem Alter durchaus noch ein langfristiger Anlagehorizont vorhanden.

Wenn man aus den Aktien, in die man investiert hat, zudem in größerem Umfang stabile Dividendenzahlungen kassiert (es gibt zahlreiche Unternehmen, die seit mehr als 50 oder sogar 100 Jahren ununterbrochen Dividenden zahlen (s. Beitrag zum Thema), kann man auch Phasen von längeren Kursrückgängen eher verschmerzen. Denn man ist hier ja nicht auf das Geld aus Aktienverkäufen angewiesen.

Oft besteht sogar die Chance, dass die Unternehmen die Dividendenzahlungen erhöhen (vor allem US-Unternehmen) und die Kurse weiter steigen. Und in diesem Fall kommt u. U. hinzu, dass man seine Aktien weitervererben möchte. Dann ist der eigene verbleibende Anlagehorizont im Prinzip von untergeordneter Natur.

Je höher der Aktienanteil, den man sich bis zur Rente aufgebaut hat, desto länger reicht das Kapital, wenn man doch einen Teil der Papiere verkaufen will oder muss. Wer hingegen in den kommenden 3-5 Jahren auf das Geld aus dem Aktienvermögen angewiesen ist, um seine Rente aufzustocken, der sollte gute Phasen an den Aktienmärkten nutzen, um sich von großen Teilen seiner Papiere zu trennen.

Beim Aktienkauf im Alter nur Qualitätsaktien kaufen

Natürlich ist der Kauf von Aktien immer mit Risiken verbunden und auch gute Unternehmen durchlaufen immer wieder mal eine Schwächephase, sprich, die Kurse können sinken. Und natürlich muss jedem Aktionär klar sein, dass Aktien und Dividendenzahlungen kein 100 % sicherer Rentenersatz sein können.

Wer sich aber dafür entscheidet, auch im Alter an Aktien festzuhalten oder sogar neue Papiere hinzukaufen möchte, sollte ausschließlich auf Qualitätspapiere setzen und sich von Aktien mit hoher Schwankungsbreite fernhalten und schon gar nicht spekulieren.