Aktienstrategie – Sell in May and go away?

Es gibt eine Reihe von Börsensprichwörtern, an denen sich viele Anleger orientieren wollen, in der Hoffnung, dass sie so höhere Gewinne erzielen oder Verluste vermeiden können. Ein sehr bekanntes Sprichwort ist "Sell in May and go away". Doch taugt das Sprichwort etwas und können Anleger ihre Ziele so erreichen?

Wer also im Mai alle Aktien kauft und sich (vorübergehend) von der Börse abwendet, tut das in der Hoffnung, bereits in den ersten Monaten hohe Gewinne erzielt zu haben und setzt darauf, dass es in den kommenden Monaten mit den Kursen nicht weiter nach oben bzw. sogar nach unten geht. Fakt ist, dass statistisch über viele Jahre gesehen die Monate Mai bis Oktober eine vergleichsweise schwache Börsenphase sind.

Gründe für eine schwache Börsenphase

Warum genau dies so ist, steht nicht fest. Börsenkenner vermuten, dass Anleger in den ersten Monaten eines Jahres einen besonderen Elan besitzen und daher bereit sind, relativ viel Geld in Aktien zu investieren. In den ersten Monaten des Jahres gibt es zudem viele Bilanz- und Hauptversammlungstermine sowie – zumindest in Deutschland – die meisten Dividendenzahlungen. In den USA endet im Mai die Frist für den steuerbegünstigten Kauf von Aktien für die Altersvorsorge, womit auch von dieser Seite das Engagement von Anlegern rückläufig ist. In den Sommermonaten bis etwa September gibt es häufig urlaubsbedingte Schwächephasen.

Erst im Oktober gibt es oft die ersten Anzeichen für die vielfach stattfindende Jahresendrallye, bei der vor allem institutionelle Anleger versuchen, durch Aktienkäufe ihre Jahresperformance zu verbessern. Somit steigen – ebenfalls statistisch gesehen – die Kurse im letzten Quartal eines Jahres wieder oft überproportional an.

So weit, so gut. Wer jetzt hingeht, und z.B. Ende April oder Anfang Mai alle Aktien verkauft, um sie vor Beginn der Jahresendrallye wieder zurückzukaufen, sollte wissen, dass es sich bei den Entwicklungen um Mittelwerte handelt. In einzelnen Jahren können sich die Kurse auch ganz anders entwickeln.

Entwicklung beim DAX

Beispielsweise hat die Deutsche Börse berechnet, dass sich der DAX seit 1989 nur in den Monaten August und September negativ entwickelt hat. Wer also im April oder Mai verkauft, verzichtet statistisch gesehen auf noch zwei gute Monate. Bei anderen Indizes waren – über mehrere Jahrzehnte betrachtet – die Monate Februar, Mai und September Zeiten mit negativen Kursentwicklungen. Und das auch nicht immer. Es gibt durchaus Jahre, in denen sich die Kurse gar nicht oder in noch anderen Monaten schlecht entwickelt haben. Und auch nicht alle Unternehmen bzw. deren Kurse entwickeln sich immer so wie der Markt.

Was also tun? Aktionäre mit einem Anlagehorizont von zehn und mehr Jahre sollten daher vor allem auf die Auswahl qualitativ hochwertiger Unternehmen mit langfristig steigenden Kursen und hohen Dividendenzahlungen achten und sich nicht an statistischen Durchschnittswerten zur Verbesserung ihrer Performance orientieren.

Denn selbst wenn man es ein paar Male schafft, zu günstigen Zeitpunkten zu verkaufen und dann wieder billiger zurückzukaufen wird es so sein, dass man es in anderen Fällen nicht schafft. Und so haben vor allem die Bank und der Fiskus etwas davon, da diese an den Gebühren bzw. den Steuern immer verdienen.