Euro-Krise: Bundesanleihen behalten Rückenwind

Standard & Poor’s (S&P) hat den USA, der größten Volkswirtschaft der Welt, die höchste Bonitätsnote aberkannt. Die EZB hat nach mehreren Monaten Pause erstmals wieder Staatsanleihen kriselnder Euro-Staaten aufgekauft, wodurch die Schuldenaufnahme dieser Länder günstiger wird. Wie wird sich dies auf Bundesanleihen auswirken? Setzt sich die Rallye hier fort?

Deutschland auf guter Position
Die Entscheidung von S&P hat noch einmal deutlich gemacht, wie wohltuend sich Deutschland derzeit von den anderen großen AAA-oder AA-Staaten beim Thema Staatsschulden abhebt. So dürfte das Haushaltsdefizit in diesem Jahr unter 2,0% des BIPs fallen. In Kanada wird das Defizit hingegen wohl bei über 4,0%, in Frankreich bei 6,0%, in Großbritannien sowie Japan bei über 8,0% und in den USA sogar bei über 10,0% landen. Entsprechend ist Deutschland als Safe Haven derzeit die erste Adresse.

Das Signal der EZB, sich einer weiteren Spreadausweitung innerhalb der Eurozone entgegenzustemmen, wirkt hingegen per se negativ auf Bundesanleihen. Ob dieses Vorgehen aber langfristig erfolgreich ist, kann bezweifelt werden.

Zum einen dürfte die EZB nur mit vergleichsweise kleinen Summen operieren – maximal einige 10 Mrd EUR. Alles andere würde zu einem Politikum führen. Deshalb bleibt fraglich, ob ein ernsthafter Angriff auf Italien, das ein ausstehendes Bondvolumen von knapp 1.400 Mrd EUR besitzt, abgewehrt werden kann.

Letztendlich dürfte die Gefahr einer Spreadausweitung nur durch die Ausgabe von Eurobonds oder eine spürbare Aufstockung des Rettungsfonds dauerhaft unterbunden werden. Beides würde aber auf eine Vergemeinschaftlichung der Staatsschulden herauslaufen, was politisch in den Geberländern derzeit nicht durchsetzbar ist.

Meines Erachtens wird das entscheidende Thema der nächsten Wochen deshalb die konjunkturelle Entwicklung sein. Zum einen weil dies über den Erfolg der Haushaltssanierung in Italien oder Spanien entscheidet – nur bei Wachstum ist eine Reduzierung des Budgetdefizits möglich.

Staatsanleihen gewinnen an Attraktivität
Zum anderen werden aber auch die normalen Mechanismen wirksam: Dreht der Konjunkturzyklus nach unten, nehmen die Leitzinsängste ab und Staatsanleihen gewinnen im Vergleich zu anderen Assets an Attraktivität.