Ist soziale Verantwortung von Unternehmen Trend oder Hype?

Im Oktober 2011 hat die EU-Kommission ihre neue Strategie für die soziale Verantwortung von Unternehmen verabschiedet. Ihr Kernsatz lautet, dass Unternehmen, die soziale Verantwortung ernst nehmen, Geschäftsprozesse zu implementieren haben, die soziale, ökologische und ethnische Fragen mit den strategischen Zielen und operativen Funktionen des jeweiligen Unternehmens verbinden. Ist diese soziale Verantwortung Trend oder Hype?

Welches sind die übergeordneten Ziele aus europäischer Sicht und welchen Zeitrahmen decken sie ab?

Die Planung und Einführung der neuen Geschäftsprozesse zur besseren Wahrnehmung von sozialer Verantwortung hat in enger Zusammenarbeit mit den sogenannten Stakeholdern, also Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und Eigentümern, zu erfolgen. Die EU-Kommission gibt europäischen Unternehmen einen Aktionsplan für die Jahre 2011 bis 2014 vor.

Schwerpunkte sind auf der einen Seite positive Effekte zu verstärken, zum Beispiel durch die Einführung neuer sozial- und umweltverträglicher Produkte und Dienstleistungen, die sowohl den Unternehmen selbst, aber auch der Gesellschaft als Ganzes Vorteile bringen. Auf der anderen Seite sollen negative Auswirkungen, zum Beispiel im Bereich der Umweltbelastung, Luftverschmutzung, gerechter Arbeitsbedingungen oder fairen Handels verringert oder vermieden werden.

Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten sollen neben den international anerkannten CSR-Grundsätzen, die in vielen Bereichen heute schon eingeführt sind, auch die sogenannte ISO 26000 bei ihren Geschäftsaktivitäten berücksichtigen (CSR steht hierbei für Corporate Social Responsibility, ISO bezeichnet internationale Normen, vergleichbar der deutschen DIN). Des Weiteren sollen große Unternehmen aller europäischen Staaten sich öffentlich zu den Leitsätzen und Grundregeln sozialer Verantwortung bekennen.

Ist soziale Verantwortung nur für große Unternehmen wichtig?

Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung, also für Umwelt, Gesellschaft, Organisationen und Mitarbeiter ist nicht nur für große Unternehmen wichtig, sondern grundsätzlich für alle Organisationen, die Produkte und Dienstleistungen entwickeln, produzieren und verteilen, denn diese haben immer einen Einfluss auf andere Mitmenschen. Diese Beeinträchtigung kann lang-, mittel-, oder kurzfristig sein, je nachdem, um was für ein "Produkt" es sich handelt.

Gerade in Deutschland wird ja der überwiegende Teil des Sozialproduktes von mittelständischen Firmen generiert. Damit kann soziale Verantwortung nur wirksam umgesetzt werden, wenn alle Organisationsformen, wie kleine und mittlere Unternehmen (KMUs), Einzelunternehmer, Verbände, Genossenschaften oder Vereine sich aktiv daran beteiligen. D.h. jeder von uns ist in seinem betrieblichen Arbeitsumfeld direkt oder indirekt betroffen und ist am Erfolg oder Misserfolg beteiligt.

Was sind die Kerninhalte dieser neuen Strategie für soziale Verantwortung?

Der EU-Aktionsplan für die nächsten 3 Jahre beinhaltet 8
Schwerpunktbereiche, die wir hier nur ganz kurz anreißen
können:

  • Erhöhen des Bewusstseins für soziale Verantwortung in der Gesellschaft und Verbreitung bewährter Praktiken und Methoden zur Umsetzung. Dazu gehört die Einführung eines europäischen Preises für vorbildliches Verhalten oder sogenannte technische Plattformen, um Meinungen über Unternehmen oder Produkte abzugeben oder die Wirkung und den Fortschritt von Maßnahmen zu messen.
  • Verbessern und Erhöhen des Vertrauens in vor allem überregionale Unternehmen; hierzu sollen Diskussionen zu Rollen und Wirkungspotenzialen von Unternehmen gehören, aber auch Befragungen von Bürgern zum Verhalten von Firmen
  • Verbesserung der Selbstregulierungsprozesse und dazugehöriger Initiativen
  • Erhöhung der Wertschätzung im Markt, also die Belohnung verantwortungsvollen Geschäftsverhaltens in den Bereichen von Konsum, Investitionen und öffentlicher Beschaffung
  • Verbesserte Transparenz bezüglich sozialer und ökologischer Informationen von Unternehmen; hierzu soll eine neue Gesetzesinitiative gestartet werden
  • Bessere Integration von sozialer Verantwortung als Unternehmensphilosophie in Lehre Forschung und Training mit dazugehörigen Finanzierungstrukturen und Fördermitteln
  • Verstärkung und bessere Integration nationaler und regionaler Konzepte für die Mitgliedstaaten der EU
  • Bessere Abstimmung und Integration der europäischen Strategie mit globalen Zielen der CSR; hierzu gehören zum Beispiel die OECD-Richtlinien für multinationale Firmen, die 10 Regeln des UN Global Compact, die United Nation Führungsprinzipien zu Geschäfts- und Menschenrechtsfragen oder die ISO 26000 Standards, die wir schon erwähnt haben.

Was können Sie nun an Ihrem Arbeitsplatz tun, um dieses sinnvolle strategische Konzept zu fördern?

Das strategische Ziel der EU-Kommission war ja, dass Unternehmen, die soziale Verantwortung ernst nehmen, Geschäftsprozesse zu implementieren haben, soziale, ökologische und ethnische Fragen mit ihren strategischen Zielen und operativen Funktionen in Einklang bringen. Allgemein formuliert, ist Sinn und Zweck von Geschäftsprozessen strategische übergeordnete Ziele einer Organisation in operativ messbare Ergebnisse zu transformieren und dabei die verschiedenen Funktionen und Verantwortungen entlang dieser Wertschöpfungskette zu integrieren.

Jeder von uns ist damit mit seiner täglichen Arbeit ein wesentlicher Bestandteil einer solchen betrieblichen Wertschöpfungskette, egal ob Führungskraft, Unternehmer oder einfacher Mitarbeiter. Er oder sie kann also seinen spezifischen Beitrag zur Umsetzung von übergeordneten Unternehmenszielen, zu denen zukünftig auch die Wahrnehmung sozialer Verantwortung gehört, aktiv mitgestalten.