Zollstudie 2008

Die Zollstudie 2008 wurde im Befragungszeitraum von Mitte Juni bis Anfang August 2008 als gemeinsames Projekt der MATERNA GmbH, der AWB Steuerberatungsgesellschaft mbH, der AWA AUSSENWIRTSCHAFTS-AKADEMIE GmbH und der Westfälischen Wilhelms-Universität unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-Michael Wolffgang, Leiter der Abteilung Zölle und Verbrauchsteuern am Institut für Steuerrecht, durchgeführt. Die Streuung erfolgte mittels des Online-Research-Tools QuestionPro. Lesen Sie hier mehr zu den wesentlichen Erkenntnissen aus der Zollstudie 2008.

Zielgruppe der Zollstudie 2008 waren außenhandelsorientierte Unternehmen mit Sitz in Deutschland aller Branchen. Von der Zollstudie wurden gezielt die Verantwortlichen für die Bereiche Zoll und Exportwirtschaft angesprochen. Insgesamt wurden für die Zollstudie 899 Fragebögen ausgewertet. Darüber hinaus flossen über 40 freiwillig abgegebene Kommentare mit in die Auswertung der Zollstudie ein.

Themen der Zollstudie 2008
Durch die fortschreitenden Änderungen des europäischen Zollrechts unterliegen international tätige Unternehmen einem fortwährenden Anpassungszwang. Und auch die Umstellung auf die vollständig elektronische Zollabwicklung unter ATLAS steht im Fokus der Unternehmen. Es bleiben nur noch wenige Monate, um die Umstellung von der papiergestützten auf die elektronische Zollabwicklung vorzunehmen und so den gesetzlichen Vorgaben zu genügen. Diese Umstellung auf die elektronische Zollabwicklung war entsprechend ein weiterer Schwerpunkt der Zollstudie 2008.

In der Zollstudie 2008 wurde ferner der Themenbereich Compliance/Exportkontrolle deutlich erweitert. Während im vergangenen Jahr nur ein Teilbereich untersucht wurde, setzt die Zollstudie 2008 hier einen weiteren thematischen Schwerpunkt.

Die Organisation der Verantwortlichkeiten im Unternehmen bildet einen weiteren Themenblock der Zollstudie 2008. Hier folgt die Zollstudie 2008 im Wesentlichen dem Fragenkatalog des vergangenen Jahres: So soll mit den Zollstudien über einen längeren Zeitraum hinweg ein detailliertes Bild der innerbetrieblichen Organisation sowie möglicher Umstrukturierungen gezeichnet werden.

Resonanz auf die Zollstudie 2008
Nach Ansicht von Prof. Dr. Hans-Michael zeigt die Zollstudie 2008, dass bei den Zollverantwortlichen ein empfindlicher Nerv getroffen wurde. Diese Schlussfolgerung resultiert zum einen aus der äußerst positiven Resonanz auf die letzte Befragung, zum anderen aus der um über 60% gestiegenen Beteiligung an der Zollstudie 2008.

Offensichtlich besteht hier größerer Kommunikationsbedarf: Der Erfahrungsaustausch untereinander wird für die Zollverantwortlichen immer wichtiger – einerseits, um zu diskutieren, wie die Herausforderungen aus dem Zollrecht umgesetzt werden können, andererseits, um Interessen der Wirtschaft zu bündeln und so Einfluss auf die weitere Entwicklung nehmen zu können. Hierzu können beispielsweise Veranstaltungen wie der Europäische Zollrechtstag ein Forum bieten.

Kernaussagen der Zollstudie 2008
Im Mittelpunkt der Zollstudie 2008 steht die Untersuchung erfolgreicher Strategien zur Bewältigung der zollrechtlichen Herausforderungen außenhandelsorientierter Unternehmen. Die gesetzlichen Vorgaben zur Umsetzung zum 1. Juli 2009 bestimmen den Aktionsplan der Unternehmen. Während sich ein Großteil der Unternehmen (64%) heute bereits organisatorisch gut aufgestellt sieht, stehen 35% der Unternehmen den eigenen organisatorischen Maßnahmen kritisch gegenüber.

Die Unternehmen sind im Vergleich zum Vorjahr selbstkritischer geworden. Wird im Rahmen der Zollstudie 2008 konkret nach der Selbsteinschätzung bezüglich des Umsetzungsstandes der gesetzlichen Vorgaben zum 1. Juli 2009 nachgefragt, so sehen sich 67% gut aufgestellt und 29% sehen einen Nachholbedarf.

Insgesamt zeigt die Zollstudie 2008 eine durchaus positivere Stimmung. Dennoch sehen 53% der befragten Unternehmen das Risiko einer möglichen Terminüberschreitung der Vorgaben zum 1. Juli 2009 (mittleres bis hohes Risiko), nur 12% gaben in der Zollstudie 2008 an, diesbezüglich keine Risiken zu sehen.

In den kommenden Veränderungen sehen die Unternehmen gemäß der Zollstudie 2008 aber durchaus auch Chancen.

Organisatorische Erkenntnisse aus der Zollstudie 2008
Die Mehrheit der Unternehmen favorisiert nach der Zollstudie 2008 eine prozessorientierte Organisation (54%). 36% der zur Zollstudie befragten Unternehmen sind rein funktional organisiert. Die Zollstudie 2008 hat gezeigt, dass eine prozessorientierte Organisation eine effizientere Abstimmung der Prozesse im Vergleich zur funktional orientierten Organisationsform ermöglicht. Sie liefert darüber hinaus auch fühlbar bessere Ergebnisse. Dies gilt sowohl für das tägliche Kerngeschäft als auch für die Bewältigung der sich ändernden zollrechtlichen Anforderungen.

In der Zollstudie 2008 konnten die Unternehmen ihre bisherigen Erfahrungen mit dem Zertifizierungsprozess zum Authorized Economic Operator (AEO) in die Bewertung einbringen. Zum Zeitpunkt der Zollstudie 2008 waren nur 4% der befragten Unternehmen AEO-zertifiziert. Die weitaus meisten Unternehmen befinden sich nach den Ergebnissen der Zollstudie 2008 noch mitten im Zertifizierungsprozess, der ein durchdachtes Projektmanagement erfordert.

Dies wird in vielen Fällen der Fachgruppe zugeschrieben. Dementsprechend liegt die Koordination oft beim Zollbeauftragten (67% der Befragten) oder der Zollabteilung (ebenfalls 67%).

Das Thema Compliance in der Zollstudie 2008
Die Zollstudie 2008 hat wegen der zunehmenden Bedeutung der Exportkontrolle das Thema Compliance im Außenhandel als ein weiteres Schwerpunktthema behandelt und detailliert die deutsche Exportkontrolllandschaft untersucht.

Von den im Rahmen der Zollstudie 2008 befragten Unternehmen sind 22% Verbringer oder Ausführer genehmigungspflichtiger Güter, die sich aus diesem Grund firmenintern mit der güterbezogenen Exportkontrolle auseinandersetzen müssen. Die meisten Unternehmen, die sich an der Zollstudie 2008 beteiligt haben, sind sich der Sensibilität bestimmter Vorgänge (etwa Umgang mit gelisteten Dual-use-Gütern, gelisteten Rüstungsgütern oder genehmigungspflichtigen Technologien) bewusst und haben durch personelle Maßnahmen sowie entsprechende Arbeits- und Organisationsanweisungen vorgesorgt.

Dass es hier dennoch in Einzelfällen einige Defizite gibt, ist einigen Unternehmen durchaus bewusst und sie vermuten einen deutlichen Anteil nicht ordnungsgemäß gepflegter Artikel. Ähnlich verhält es sich bei der Prüfung der Terroristenlisten. Ein Großteil der im Rahmen der Zollstudie 2008 befragten Unternehmen hat dies automatisiert umgesetzt, jedoch verzichten immerhin 10% vollständig auf eine Prüfung.