Die Zahlungsmoral hat sich weiter verbessert

Die Zahlungsmoral deutscher Unternehmen hat sich trotz der aktuellen Finanzkrise im vierten Quartal 2008 noch einmal leicht verbessert. Ein Ergebnis, das man nicht unbedingt erwarten durfte.

Nach der aktuellen Studie "Zahlungsmoral in Deutschland" von D&B Deutschland hat sich das Zahlungsverhalten deutscher Unternehmer im vierten Quartal 2008 noch einmal leicht verbessert. Nach den Studienergebnissen zur Zahlungsmoral zahlten deutsche Unternehmen im vierten Quartal 2008 ihre Rechnungen durchschnittlich 9 Tage nach Ziel.

Zahlungsmoral trotz Finanzkrise verbessert
Trotz Finanzkrise und drohender Wirtschaftsflaute zahlten im vierten Quartal 2008 knapp 80 Prozent aller Firmen in Deutschland ihre Rechnungen vereinbarungsgemäß. Die im Rahmen des D&B DunTrade® Programms jährlich ausgewerteten 540 Millionen Rechnungen belegen, dass die Liquidität der Unternehmen in den letzten Monaten trotz Finanzkrise, Autokrise und Rezessionsängsten gesichert war.

Auch konnte nicht belegt werden, dass die viel zitierte Zurückhaltung der Banken bei der Vergabe von Krediten aktuell einen spürbaren Einfluss auf die Zahlungsmoral deutscher Unternehmen gehabt hätte. Im Durchschnitt bezahlte die deutsche Wirtschaft ihre Rechnungen 8,9 Tage zu spät. Mit diesem Ergebnis liegt Deutschland beispielsweise noch deutlich vor der Schweiz, die sich durchschnittlich 17,3 Tage im Zahlungsverzug befinden.

Lieferantenkredite werden verstärkt genutzt
Dennoch wirkt sich die Finanzkrise auch auf die Zahlungsmoral aus, da Unternehmen verstärkt Lieferantenkredite ausnutzen, um die eigene Liquidität zu erhalten. Insbesondere handeln sie in diesem Zusammenhang bei ihren Lieferanten längere Zahlungsziele aus. Diese Vorgehensweise ist zurzeit vor allem in Branchen festzustellen, die wirtschaftlich angeschlagen sind, wie zum Beispiel in der Automobilindustrie und deren Zulieferer.

Zahlungsmoral ist branchenabhängig
Trotzt der Finanzkrise verbesserte sich in neun von 12 untersuchten Branchen die Zahlungsmoral der Unternehmen. Spitzenreiter bei der Zahlungsmoral bleiben – wie im dritten Quartal 2008 – die Pharmaunternehmen und Banken. Auch wenn beide Branchen geringfügige Einbußen in Kauf nehmen mussten, liegen sie mit mehr als 94 und 87 Prozent vereinbarungsgemäß bezahlter Rechnungen immer noch weit über dem Durchschnitt.

Unter allen untersuchten Branchen fällt das Baugewerbe mit den meisten ernsthaften Beanstandungen auf. Hier sind es 1,4 Prozent aller Unternehmen, die ihre Rechnungen mehr als 105 Tage verspätet oder gar nicht zahlen. Im Vergleich zum dritten Quartal ist dieser Wert allerdings stabil geblieben.

Veränderung der Zahlungsmoral
Die größten Veränderungen hinsichtlich der ernsthaften Beanstandungen gab es bei Verlagen, Banken, Versicherungen und der Automobilindustrie, die aktuell schon von der Finanz- und Wirtschaftskrise betroffen sind. Insbesondere in der Automobilbranche hat sich die Zahl der ernsthaften Beanstandungen in den vergangenen 12 Monaten verdoppelt.

Diese Entwicklung wird auch durch die Insolvenzquote im Automobilbereich unterstrichen. Diese liegt mit 1,45 Prozent weit über dem Durchschnittswert der deutschen Wirtschaft (1,18 Prozent).

Zahlungsmoral nach Bundesländern
Im 4. Quartal 2008 konnte D&B für Unternehmen aller Bundesländer eine Verbesserung der Zahlungsmoral feststellen. Bayern belegt mit 82 Prozent vereinbarungsgemäßer Zahlungen wieder den ersten Platz bei der Zahlungsmoral, dicht gefolgt von Baden-Württemberg. Sachsen konnte mit knapp 80 Prozent seinen dritten Platz weiter festigen und liegt bei der Zahlungsmoral unangefochten an der Spitze der ostdeutschen Bundesländer.

Aufsteiger des Jahres ist mit einer Verbesserung um acht Plätze Bremen. Bei einem Zahlungsverzug von nur 7,9 Tagen hat Bremen sogar die beste Quote aller Bundesländer.

Wie im Quartal zuvor rangieren die Länder Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern weiterhin am unteren Ende der Rangliste. Berlin bleibt weiterhin das Schlusslicht. Hier zahlen nur 72 Prozent der Unternehmen ihre Rechnungen fristgerecht.

Zahlungsmoral im Jahr 2009
Erfreulicherweise belegt die D&B Studie, dass trotz der Finanzkrise und der schwächer werdenden Weltwirtschaft Unternehmen in Deutschland weiterhin über ausreichend Liquidität verfügen. Dennoch werden die Auswirkungen der Krise im Jahr 2009 auch bei der Zahlungsmoral ihre Spuren hinterlassen. Wie robust sich die Zahlungsmoral dann noch sein wird, hängt von vielen Faktoren ab.

Insbesondere die bereits beschlossenen Konjunkturpakete der Bundesregierung, die äußeren Einflüsse, wie der Ölpreis, die wirtschaftliche und politische Entwicklung in den USA oder das Vertrauen in die Finanzwirtschaft weltweit, werden auf die Konjunktur 2009 in Deutschland und somit auch auf die Zahlungsmoral wirken.