Wirtschaftskriminalität bleibt ein unterschätztes Risiko

Nach einer aktuellen Studie ist jedes zweite deutsche Unternehmen aus der industriellen Produktion zwischen 2006 und 2007 schon einem ein Opfer von Wirtschaftskriminalität geworden.

Eine Milliarde Euro Schaden durch Wirtschaftskriminalität
Der Gesamtschaden, der allein im produzierende Gewerbe durch aufgedeckte Wirtschaftskriminalität entstand, beträgt insgesamt etwa 924 Millionen Euro pro Jahr. Dies ist das zentrale Ergebnis einer gemeinsam von der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg und von PricewaterhouseCoopers (PwC) durchgeführten Umfrage zur Wirtschaftskriminalität. An der Befragung über die Wirtschaftskriminalität in Unternehmen nahmen weltweit knapp 1.100 Firmen teil, darunter auch 165 Betriebe aus Deutschland.

Die tatsächliche Schadenshöhe durch Wirtschaftskriminalität kann sogar noch weitaus höher liegen, da nur ein Bruchteil der durch Wirtschaftskriminalität entstandenen Schäden tatsächlich aufgedeckt wird.

KMU von Wirtschaftskriminalität in ihrer Existenz bedroht
Insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) können durch Wirtschaftskriminalität in ihrer Existenz bedroht sein. So lag nach den Studienergebnissen zur Wirtschaftskriminalität bei jedem zehnten Betrieb der industriellen Produktion der entstandene Schaden jenseits der Millionen-Euro-Grenze.

Besonders betroffen von Wirtschaftskriminalität sind Unternehmen, die im Ausland Geschäfte betreiben. Beispiel China: Ein Drittel der hier tätigen Gesellschaften verlor durch Wirtschaftskriminalität zwischen einer und zehn Millionen Euro, bei 8 % fielen die Verluste sogar noch höher aus.

Indirekte Schäden durch Wirtschaftskriminalität
Aus den Studienergebnissen zur Wirtschaftskriminalität geht hervor, dass neben der rein materiellen Schadenshöhe Unternehmen häufig noch zusätzliche Rückschläge durch die kriminellen Machenschaften erleiden können: Imageverluste bei Kunden, Lieferanten und Finanzierungspartnern und der Rückgang der Arbeitsmoral.

Angesichts dieser Situation ist es unverständlich, dass die meisten Gesellschaften das Risiko von Wirtschaftskriminalität immer noch unterschätzen. So ergreift fast die Hälfte der Unternehmen aus der industriellen Produktion keinerlei Maßnahmen gegen Wirtschaftskriminalität in Form von Betrug, Unterschlagung oder Produktpiraterie.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass mehr als 75 % der Delikte, die dem Bereich der Wirtschaftskriminalität zugerechnet werden können, eher zufällig aufgedeckt werden. Es fehlt somit an einem effizienten Kontrollumfeld und entsprechenden Präventionsmaßnahmen. Diese sind umso wichtiger, da die größte Gruppe der Wirtschaftsstraftäter (44 %) aus dem eigenen Unternehmen stammt.

Studie zur Wirtschaftskriminalität
Die überaus interessante, 14 Seiten starke Studie zur Wirtschaftskriminalität steht auf den Internetseiten von PricewaterhouseCoopers zum Download zur Verfügung.