Die Produktionsprogrammplanung

Im Rahmen der Produktionsprogrammplanung wird von Unternehmen festgelegt, welche Produktarten und Produkte in welchen Mengen und in welcher zeitlichen Verteilung hergestellt werden sollen. Demzufolge handelt es sich bei der Produktionsprogrammplanung um eine Zusammenstellung der von einem Unternehmen innerhalb einer Betrachtungsperiode herzustellenden Produkte.

Hinsichtlich ihrer Fristigkeit und der Bedeutung für das Unternehmen kann die Produktionsprogrammplanung in eine strategische, taktische und operative Produktionsprogrammplanung unterteilt werden.

Strategische Produktionsprogrammplanung
Aufgabe der strategischen Produktionsprogrammplanung ist die Festlegung der Produktfelder, auf denen sich ein Unternehmen betätigen möchte. Dabei versteht man unter einem Produktfeld die Gesamtheit aller Erzeugnisse, die sich durch verwendungs- oder technologiebezogene Verwandtschaft auf ein Grunderzeugnis zurückführen lassen. Wie weit ein Produktfeld gefasst wird, hängt von der Definition des Grundproduktes ab.

Beispiel: Ein Produktfeld "Kaffeemaschinen” umfasst zum Beispiel Brühmaschinen, Kaffeepadmaschinen, Espresso-Vollautomaten mit und ohne Mahlwerk usw. Das Produktfeld "Kaffeevollautomaten” ist hingegen wesentlich enger gefasst.

Die taktische Produktionsprogrammplanung
Die festgelegten Produktfelder werden im Rahmen der taktischen Produktionsprogrammplanung hinsichtlich der Breite und Tiefe des Produktionsprogramms konkretisiert. Hierbei kann es auch zu einer Bildung von spezielleren Unterklassen (z. B. gewerbliche Kaffeemaschinen und Consumer-Kaffeemaschinen) kommen.

Im Rahmen der Breite des Produktionsprogramms sind u. a. Entscheidungen über die Ausgestaltung von Produkten und über die Art und Anzahl von Varianten zu treffen. Bezüglich der Tiefe des Produktionsprogramms wird u. a. festgelegt, in wie vielen Produktionsstufen die Herstellung erfolgen soll und ob eventuell einzelne Produkte oder Produktteile anstatt der Selbsterstellung fremdbezogen werden sollen (make-or-buy-Entscheidung).

Durch die Entscheidungen über Breite und Tiefe des Produktionsprogramms werden im Rahmen der Produktionsprogrammplanung bereits Vorgaben für die Anlagenausstattung und den Personalbedarf gemacht. Darüber hinaus befasst sich die taktische Produktionsprogrammplanung auch mit der Entscheidung, ob und wann alte Produkte aus dem Produktionsprogramm eliminiert werden sollen, um Ressourcen für neue Produkte bzw. Nachfolgeprodukte freizumachen. Somit gibt die taktische Planung den Rahmen für die operative Produktionsprogrammplanung vor.

Die operative Produktionsprogrammplanung
Auf Basis der Vorgaben durch die strategische und taktische Produktionsprogrammplanung wird durch die operative Produktionsprogrammplanung festgelegt, welche Mengen eines jeden Produktes unter Berücksichtigung von Absatzmöglichkeiten und Produktionskapazitäten innerhalb der betrachteten Planungsperiode herzustellen sind.

Dabei kann auch die Entscheidung getroffen werden, einzelne Produkte aus der taktischen Planung nicht zu produzieren, wenn dies zu einer Ergebnisverschlechterung führen würde und es für diese Produkte keine Produktionsverpflichtung (z. B. verbindliche Bestellungen) gibt. Insbesondere in Hinsicht auf derartige Produktionsverpflichtungen und Absatzmöglichkeiten ist eine Abstimmung mit dem Vertriebsbereich und dem Marketing notwendig.

Ziele der operativen Produktionsprogrammplanung
Das wichtigste Ziel der operativen Produktionsprogrammplanung liegt darin, die gegebenen Produktionskapazitäten eines Unternehmens optimal auszunutzen. Hierbei sind in der Regel verschiedene Nebenbedingungen zu beachten, die die Komplexität des Planungsproblems beeinflussen. Nebenbedingungen können vor allem

  • Kapazitätsrestriktion
  • Engpässe auf verschiedenen Fertigungsstufen
  • Materialengpässe
  • alternative Fertigungsprozesse
  • absatzwirtschaftliche Verflechtungen zwischen Produkten (Verbundeffekte)
  • allgemeine Absatzrestriktionen und
  • Wahlmöglichkeiten zwischen alternativen Preisen und zugehörigen Absatzhöchstmengen

sein.

Beispiel zur Produktionsprogrammplanung
Die Produktionsprogrammplanung lässt sich am einfachsten anhand eines einstufigen Fertigungsprozesses ohne Engpässe und Absatzverflechtungen darstellen. In einer solchen Planungssituation werden alle Produkte hergestellt, die zu einer Erhöhung des Deckungsbeitrages führen.

Beispiel: Produkt A verursacht pro Stück variable Kosten in Höhe von 20 EUR. Der Verkauf eines Stückes bringt einen Erlös von 22 EUR. Die Differenz von 2 EUR stellt den Deckungsbeitrag pro Stück bzw. die Deckungsspanne dar. Da diese Differenz positiv ist, sollte das Produkt in das Produktionsprogramm aufgenommen werden. Jede gefertigte und verkaufte Einheit des Produktes A trägt mit jeweils 2 EUR zur Deckung der Fixkosten und zur Erzielung eines Gewinns bei. Demgegenüber ist die Deckungsspanne von Produkt B negativ. Dieses Produkt sollte daher nicht in das Produktionsprogramm aufgenommen werden, da der Erlös nicht einmal die variablen Kosten deckt. Jede produzierte und verkaufte Einheit verschlechtert somit das Ergebnis.

Abbildung 1: Deckungsbeiträge pro Stück

Variable Kosten Verkaufspreis DSP
Produkt A 20 22 2
Produkt B 12 9 -3

Anders könnte die Entscheidung für diese Produkte jedoch lauten, wenn zwischen Produkt A und Produkt B gewisse Absatzverflechtungen vorliegen, die von der Produktionsprogrammplanung berücksichtigt werden müssen. Nimmt man zum Beispiel an, dass für jede verkaufte Einheit des Produktes B drei weitere Einheiten des Produktes A verkauft werden können, so müssten die Produkte B und A (im Verhältnis 1:3) als Bündel betrachtet werden.

Dem negativen Deckungsbeitrag pro Stück von -3 EUR für eine Einheit des Produktes B stehen nun dreimal die positiven Deckungsbeiträge pro Stück von 2 EUR für Produkt A gegenüber, was für dieses Produktbündel einen positiven Nettoeffekt von 3 EUR bedeutet. Ein typisches Beispiel für eine derartige Absatzverflechtung stellen Mobilfunkverträge mit einer Mindestlaufzeit in Verbindung mit einem günstig angebotenen Mobiltelefon dar.