Borrowing Base: Neue Kreditform für den Mittelstand?

Wächst Ihr Unternehmen überdurchschnittlich stark? Sind größere Investitionen geplant? Stehen außergewöhnliche Situationen an, z. B. die Einführung neuer Produkte? Sie benötigen ein Darlehen, aber es fehlen Sicherheiten? Dann wäre vielleicht ein Kredit für Sie interessant, der auf Basis einer sogenannten Borrowing Base basiert.

Was ist eine Borrowing Base?
Borrowing Base bedeutet „Beleihungsgrundlage“. Im Unterschied zur herkömmlichen Kreditfinanzierung dienen nicht persönliche Bürgschaften, Immobilienbelastungen oder sonstige gängige Sicherheiten als Beleihungsgrundlage, sondern ausschließlich das Umlaufvermögen des Unternehmens: Warenbestand und/oder Forderungen.

Wie werden Forderungen bei einer Borrowing Base-Finanzierung bewertet?
Die Forderungen werden durch die Borrowing Base-Experten unter Berücksichtigung der Qualität des firmeninternen Risikomanagements und der Verwertungsrisiken bewertet. Forderungen, die nicht kreditversichert sind, werden daher je nach Einzelfall abgezogen. Nicht berücksichtigt werden in der Regel auch überfällige und aus rechtlicher Einschätzung zweifelhafte Forderungen.

Wie werden Waren bei einer Borrowing Base-Finanzierung bewertet?
Auch die Waren bzw. Vorräte werden nicht mit dem ausgewiesenen Buchwert berücksichtigt. Allerdings variiert die Höhe der vorgenommenen Abschläge je nach Art der Ware. Ein wesentlicher Abzugsposten ist zum Beispiel eine Lieferantenverbindlichkeit, sofern ein Eigentumsvorbehalt vorliegt.

Beispiel für Berechnung eines Borrowing Base-Kredits

Bruttowarenbestand 500.000 €
Abschlag 20% ./.   100.000 €
Anrechenbarer Bruttowarenbestand 400.000 €
Bruttoforderungsbestand 200.000 €
Abschlag 10% ./.   20.000 €
Anrechenbarer Bruttoforderungsbestand 180.000 €
Kreditlinie 580.000 €

Die Berechnung sowie die Abschläge werden im Borrowin Base-Kreditvertrag festgelegt und bei Bedarf angepasst. Vorteile einer Borrowing Base-Finanzierung
Von den Kreditinstituten, die eine Borrowing Base-Finanzierung anbieten, werden insbesondere folgende Vorteile genannt, die für eine solche Finanzierungsform sprechen können:

  • Die Borrowing Base sichert die Liquidität langfristig durch eine Kreditlinie, die parallel zum Finanzierungsbedarf wächst. So erhöht sich z. B. der Sicherheitenwert automatisch, wenn Preissteigerungen einen höheren Finanzierungsbedarf begründen oder der Vorratsbestand einem höheren Umsatz angepasst werden muss.
  • Den Unternehmen gewährt dieses Konzept unabhängig von gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen eine stabile Finanzierung zu stabilen Konditionen, da für die Kreditausnutzung in erster Linie der Wert der gestellten Sicherheiten maßgebend ist.
  • Ein Kredit auf Borrowing Base-Basis kann günstiger sein als ein herkömmlicher Betriebsmittelkredit, da sich durch die volle Besicherung und die enge Zusammenarbeit zwischen dem Unternehmer und der Bank eine Verbesserung des bankinternen Ratings und damit der Zinsmarge ergeben kann.
  • Die Borrowing Base kann der Vorbereitung auf andere Finanzierungsformen (z. B. das Factoring) dienen. Durch das regelmäßige Reporting an die Bank erlangt das Rechnungswesen und Controlling Schritt für Schritt die erforderliche Datenreife, um mittelfristig auf diese Produkte umzustellen.

Das Verfahren, gemeinsam mit der Bank die Daten zu erheben, ist in jedem Fall nutzbringend: Einerseits liefert es der Bank die Grundlage für die sichere Gewährung von Kreditmitteln – andererseits erhält die Geschäftsleitung nach Abschluss der Eingangsprüfung quasi ein genaues Bild über die Finanzstruktur des Unternehmens. Die so gewonnenen Einsichten sind als Vorbereitung für allgemeine Sicherheitenbewertungen sinnvoll, da Risiken frühzeitig aufgedeckt und mögliche Chancen besser eingeschätzt werden können.