Erstellen auch Sie Ihre persönliche Bilanz – so geht’s

Die meisten von uns erstellen erst dann ihre persönliche Vermögens- und Schuldenübersicht sowie die Einnahmen- und Ausgabenrechnung, wenn sie z.B. vorhaben, einen Kredit aufzunehmen. Doch die persönliche Bilanz, ergänzt um die persönliche Gewinn- und Verlustrechnung ist ein wichtiges Instrument, um jederzeit zu wissen, wo man eigentlich steht und wo sich Optimierungspotential befindet.

Geld regiert zwar die Welt – über Geld redet man aber nicht so gerne
Über Geld redet man nicht. Oder – präziser gesagt – über Geld redet man nicht gerne. Unsere Finanzen analysieren wir meistens erst dann, wenn uns der Bankberater nach der Aufstellung unserer Vermögenswerte und Schulden sowie Einnahmen und Ausgaben zwecks Beurteilung unserer Kreditwürdigkeit bittet.

Ihre Vermögenswerte und Schulden – hier lässt sich IAS/IFRS anwenden
Eine gute Nachricht für all diejenigen, die verstehen wollen, wie
persönliche Finanzen funktionieren. Auch in diesem Gebiet lässt sich
vieles aus dem erprobten Bereich der internationalen Rechnungslegung
anwenden. Fangen wir damit an, was ein Vermögenswert und was eine Schuld
ist.

Was ist ein Vermögenswert?
Die Vorschriften der internationalen Rechnungslegung nach IAS/IFRS definieren einen Vermögenswert
als eine Ressource, die aufgrund von Ereignissen der Vergangenheit in
der Verfügungsmacht des Unternehmens steht, und von der erwartet wird,
dass dem Unternehmen aus ihr künftiger wirtschaftlicher Nutzen zufließt.

Was bedeutet Schuld?
Eine Schuld ist dagegen eine gegenwärtige Verpflichtung des
Unternehmens, die aus Ereignissen der Vergangenheit entsteht und deren
Erfüllung für das Unternehmen erwartungsgemäß mit einem Abfluss von
Ressourcen mit wirtschaftlichem Nutzen verbunden ist.

Besonders wichtig ist der Teil "künftiger wirtschaftlicher Nutzen" –
gemeint werden hier zukünftige Zahlungsströme. Einfacher gesagt, ist ein
Vermögenswert alles, was die Taschen mit Geld füllt. Und eine Schuld
stellt alles dar, das einem Geld aus der Tasche zieht. Und so kann jetzt eine spannende Frage gestellt werden:

Ist Ihr Hauseigentum / Ihre Eigentumswohnung ein Vermögenswert?
Diese Frage wurde auch im Jahre 1997 von Robert Kiyosaki gestellt. Damals wurde er mächtig kritisiert, da er gesagt hat, dass ein Haus bzw. eine Eigentumswohnung nicht ein Vermögenswert ist, sondern eine Schuld.

Etwa zehn Jahre danach, im Zeitalter der Finanzkrise, haben mehrere Menschen ihre Wohnungen und Häuser verloren, viele mussten Insolvenz anmelden und auch hart erleben, wie schnell eine Immobilie an Wert verlieren kann. Diejenigen, die früher den Ansatz "Eigenheim ist eine Schuld" kritisiert haben, konnten jetzt selbst feststellen, dass eine selbst genutzte Immobilie, tatsächlich eine Schuld – und nicht ein Vermögenswert darstellt, da sie weitere Zahlungen, Risiken und Verpflichtungen nach sich zieht.

Arbeiten Sie noch hart für Ihr Geld – oder arbeitet Ihr Geld schon hart für Sie?
Kommen wir aber jetzt wieder zum Thema persönliche Bilanz. Sie wird ungefähr so aussehen, wie auch die Bilanz eines Unternehmens aussehen kann. Auf der linken Seite weisen wir also unsere Vermögenswerte aus – und auf der rechten Seite die Schulden. Der Unterschiedsbetrag zwischen dem Wert aller Vermögenswerte und der Schulden stellt unser Eigenkapital dar. Je höher das Eigenkapital, desto solider ist auch unsere Finanzposition. Deswegen empfiehlt es sich, in Vermögenswerte zu investieren und gleichzeitig Schulden (bzw. schlechte Schulden – Definition s. unten) abzubauen.