Personalmanagement in der Krisenzeit: Eine aufschlussreiche Studie

Wie reagiert das Personalmanagement auf die Wirtschaftskrise? Welche Maßnahmen sind am Ende erfolgreich, welche liefern nur ein kurzfristiges Ergebnis und wirken sich am Ende sogar negativ aus? Eine Studie zeigt, wie das Personalmanagement großer Unternehmen in Europa in Zeiten der Wirtschaftskrise agiert und welche Unterschiede zwischen Branchen und Ländern es gibt.

Die Boston Consulting Group und die European Association for People Management analysierten in der Studie "Creating People Advantage in times of Crisis“, welche Maßnahmen das Personalmanagement großer Unternehmen eingeleitet hat, um den Auswirkungen der Wirtschaftskrise zu begegnen. Kommentiert wird auch, welchen Wirkungsgrad und welche "Nebenwirkungen“ diese Maßnahmen haben. Untersucht wurde außerdem, welche Bereiche des Personalmanagements die Unternehmen für wichtig halten und wie hoch sie ihre Kompetenzen hier einschätzen.

Personalmanagement darf langfristige Effekte nicht unterschätzen
In Krisenzeiten sind Maßnahmen gefragt, die schnellen Erfolg versprechen. Leider wird dabei zu oft außer Acht gelassen, dass der kräftige Tritt auf die Bremse ein rasches Durchstarten nach der Krise erschwert oder verhindert. Trennt man sich vorschnell von Mitarbeitern, muss später ein erhöhter Aufwand für die Rekrutierung in Kauf genommen werden, wenn die Anwerbung geeigneter Arbeitskräfte dann überhaupt gelingt. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung zu sehen, die eine Neubesetzung von Stellen schon jetzt in einigen Branchen erschwert.

Personalmanagement ist handwerklich gut, aber strategisch verbesserungswürdig
Die Selbsteinschätzung der befragten Unternehmen offenbart ein Dilemma. Dort, wo "handwerkliche“ Fähigkeiten gefragt sind, also z. B. bei der Restrukturierung von HR-Bereichen, fühlt sich das Personalmanagement gut aufgestellt. Dort, wo es darum geht, Personalmanagement nachhaltig und strategisch zu betreiben, wird ein großer Nachholbedarf gesehen. Gerade diese Bereiche sind jedoch die für einen echten Erfolg entscheidenden. un

Personalmanagement ist immer noch nicht strategischer Business Partner
Obgleich sich Personaler dies seit Jahren als Ziel setzen, ist noch immer keine ausreichende Verzahnung von Unternehmens- und Personalstrategie erfolgt. Dadurch kann das Personalmanagement auf Änderungen der Unternehmensstrategie oft nur verspätet reagieren und verschenkt dabei erhebliches Einspar- oder Effizienzpotenzial.

Personalmanagement schießt mit Kanonen auf Spatzen
Werden in Krisenzeiten Trainings oder Nebenleistungen gekürzt oder gestrichen, sind die Kosteneffekte meist sofort spürbar. Die Auswirkungen auf das Engagement, die Verbundenheit oder die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter erfährt man jedoch erst im Laufe der Zeit. Vielfach stehen hier die Einsparungen in keinem Verhältnis zu den Verlusten, die damit einher gehen. Dennoch zählen z. B. Einsparungen bei Trainingsmaßnahmen in allen untersuchten Ländern und Branchen zu den "Top Ten“ der eingeleiteten Maßnahmen.

Europaweite Unterschiede
Während einige Personalmaßnahmen in allen Ländern gleichermaßen von Bedeutung sind, finden andere nur in einigen Regionen Anwendung. Dies hängt u.a. mit den aufgrund rechtlicher Rahmenbedingungen unterschiedlichen Möglichkeiten zusammen, die dem Personalmanagement zur Verfügung stehen.