Lernen im Prozess der Arbeit

Das Lernen am Arbeitsplatz wird zunehmend als eine Lernform für Kompetenzentwicklung wieder entdeckt. Aus individueller Sicht gilt dieses Lernen für bestimmte Personengruppen als günstige Förderung der beruflichen Handlungskompetenz. Aus betrieblicher Sicht erfordern gerade auch Change-Prozesse am Arbeitsplatz und in der Arbeitsorganisation flexible, kompetente Mitarbeiter.

Das Lernen am Arbeitsplatz und im Prozess der Arbeit wird zunehmend als wesentliche Lernform für die Personalentwicklung der Mitarbeiter wieder entdeckt und akzeptiert…. 

Professor Dr. Peter Dehnbostel hat in einem Beitrag in der BWP (Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis, 2/2008) auf die drei bedeutsamen Dimensionen einer lernförderlichen Arbeitsgestaltung hingewiesen:

Für das Individuum geht es vorrangig darum, die berufliche Handlungskompetenz zu stärken.

Aus betrieblicher Sicht sind Change-Prozesse am Arbeitsplatz und in der Organisation Motivatoren für eine prospektive Personalentwicklung,

Und drittens sind gesellschaftliche Aspekte wichtig, um eine Kompetenzentwicklung im Berufsverlauf zu ermöglichen.

Dehnbostel verweist zudem darauf, dass das traditionelle Lernen in den Klein- und Mittelbetrieben aus "Zusehen, Nachmachen, Mitmachen, Helfen und Probieren" besteht (ebenda, S.6). 

Unbestreitbar scheint mir allerdings zu sein, dass diese Lernform nur eine neben weiteren Arbeitsplatzunabhängigen ist und dass die Lernförderlichkeit des Arbeitsumfeldes sicher gestellt sein muss. Denn die finnischen FinnAge- Studien der 90ziger Jahre machten deutlich, dass eine zu starke betriebliche Ausrichtung nicht ausreicht. Wenn nicht weitere extrafunktionale Lernleistungen (z.B. Fachwissen und Schlüsselqualifikationen) an anderen Lernorten (Schule, Lerninsel, Lernstatt etc) über andere Lermformen vermittelt werden, kann eine umfassende,dauerhafte Beschäftigungsfähigkeit nicht erreicht werden.

Für mich ist eine notwendige Ankopplung der Arbeitsplätze an gestalterische Veränderungsprozesse wichtig, wie sie bereits in den siebziger Jahren in den Humanisierungsprojekten praktiziert wurden und jetzt wieder aufgegriffen werden:

  • job enrichment
  • job enlargement
  • Job rotation       

Die Anreicherung des Arbeitsplatzes mit weiteren qualifizierten Tätigkeiten (job enrichment) gibt neue Lernimpulse und schützt vor Arbeitsplatzmonotonie.

Die Arbeit kann auch dadurch erweitert werden, dass weitere Tätigkeiten auf der gleichen Qualifikationsstufe (horizontal) hinzukommen (Job enlagement).

Eine beliebte Form in Produktionsbetrieben ist auch der Wechsel von Arbeitstätigkeiten (job rotation).

Gleichwohl: Für bestimmte Gruppen wie Studienabsolventen oder Berufsunerfahrene ist diese Form des betrieblichen Lernens im Prozess der Arbeit diejenige mit der voraussichtlich größten Effizienz. 

Wichtig ist auf jeden Fall eine optimale Kombination aus einem lernhaltigen Arbeitsplatz und einer guten didaktischen Lernbegeleitung (Coaching). Mit dieser Form des Lernens im Arbeitsprozess lassen sich auch Lernprozesse selbstständig organisieren.