Arbeitszeugnisse ökonomisch und sachlich schreiben

Wer Personal auswählt, der liest viele Arbeitszeugnisse, deren Informationsgehalt und Aussagekraft nicht immer auf den ersten Blick eindeutig ist. Soll es doch so etwas wie eine Geheimsprache oder einen Zeugniscode geben. Im Kurzsatzstil, mit klaren und verständlichen Formulierungen lassen sich Arbeitszeugnisse informativ und rechtssicher gestalten.

Individuelle Arbeitszeugnisse sind selten

Ja, es hat sich eine genormte Zeugnissprache entwickelt, mit der fast ausschließlich vorgefertigte Textbausteine verwendet werden. Das wäre an sich nicht zu kritisieren, weil sie eine rationelle und ökonomische Textarbeit gestattet. Aber dadurch gleichen sich viele Arbeitszeugnisse wie ein Ei dem anderen. Die Individualität des beurteilten Zeugnisinhabers bleibt durch festgelegte Formulierungen auf der Strecke. Eine differenzierte Leistungsbeurteilung ist kaum möglich.

Tipps für informative Arbeitszeugnisse

Aber mit kurzen und verständlich formulierten Sätzen lassen sich Arbeitszeugnisse sehr informativ gestalten. Keine langen, umständlichen Schachtelsätze, sondern einfache klare, verständliche Sätze sind die Zukunft. Pauschale Aussagen unterbleiben so und die Beschreibung von Arbeitsleistung und Sozialverhalten wird ohne Zeugniscode transparent.

Berufsspezifische Anforderungen können mit den passenden Arbeitsergebnissen kombiniert werden. Es kann konkret dargestellt werden, warum der Mitarbeiter seine Arbeit gut gemacht hat, was einen einstellenden Arbeitgeber besonders interessiert.

Beispiel: Statt „Mit höchster Priorität behandelte Frau K. die Wünsche der Kunden, deren Beratung sie mit absoluter Selbstverständlichkeit umfassend, zuvorkommend und zügig durchführte.“ kann verständlicher und ökonomischer formuliert werden: „Frau K. arbeitet kundenorientiert.“

Beachten Sie im Arbeitszeugnis die Zeitformen

Im Kurzsatzstil verfasste Arbeitszeugnisse sind verständlicher und schnell lesbar. Die Zeitformen lassen sich treffsicherer einsetzen: die Arbeitsleistung wird in der Vergangenheit formuliert, denn sie ist passiert. Eigenschaften, Fähigkeiten und Können dagegen bleiben dem Arbeitnehmer auch nach seinem Ausscheiden weiterhin erhalten, deshalb sollten diese in der Gegenwart formuliert werden.

Schreibt man: „Frau U. war intelligent.“ klingt das so, als ob sie mit ihrem Ausscheiden ihre Intelligenz am Werktor zurückgelassen hat. Ebenso beim Fachwissen: „verfügte über umfassendes Fachwissen“ heißt das, nach dem Ausscheiden verfügt er oder sie darüber nicht mehr?

Mit Verben lassen sich Arbeitszeugnisse aktiv und handlungsbetonend gestalten, als mit Substantiven, sie wirken dynamischer. Es kann als sicheres Indiz für codierte Aussagen gewertet werden, wenn ein Zeugnistext vor Substantiven (Hauptwörter) und Wörtern mit „ung“-Endung strotzt, weil er dadurch distanzierend und kalt wirkt. Viele Substantive können durch Verben ersetzt werden.

Verwenden Sie im Arbeitszeugnis keine Textbausteine

Für einen ökonomischen und sachlichen Schreibstil braucht man keine uniformen Textbausteine. So kann die Gratwanderung, die Feingefühl und Gespür für wertschätzende Formulierungen verlangt, gut gemeistert werden. Mehrdeutige Aussagen, gehören der Vergangenheit an. Die Zeugnisempfänger freuen sich über ein „wohlwollendes und ehrliches“ Arbeitszeugnis, die Leser über klare, aussagekräftige und aufschlussreiche Informationen.

Bildnachweis: simoneminth / stock.adobe.com