Lüften im Büro: Fenster auf, Fenster zu?

Den einen ist es sofort zu kalt, die anderen scheinen die reinsten Frischluftfanatiker zu sein. Das Reizthema, wie kalt es sein darf bzw. wie warm es sein soll im Büro ist schon schwierig zu lösen. Denn auch wenn arbeitsrechtliche Bestimmungen eingehalten werden, gibt es noch den Faktor "Wohlfühlen". Wie finden Sie eine gute Lösung statt "Kühlschrank" oder "Miefbude" oder dem ständigen "Fenster auf, Fenster zu"?

Kennen Sie das? Draußen ist es kalt und ungemütlich. Entsprechend freuen Sie sich, dass Sie den Tag im Büro statt mit Kundenbesuchen verbringen. Sie teilen sich zu dritt das Büro und die Stimmung ist gut. Nach einiger Zeit werden Sie jedoch merklich unkonzentriert. Ihr Kollege gähnt auffallend oft.

Bei Ihrer Frage „Können wir zwischendurch mal das Fenster aufmachen und mal Frischluft reinlassen?“ schreckt Ihre Kollegin hoch. Sie findet es gerade richtig gemütlich. Die Vorstellung, jetzt einen Schwall Kaltluft einströmen zu lassen, lässt sie sichtlich schauern.

Viele Faktoren beeinflussen das Raumklima

Unbestritten ist: Menschen verbrauchen Sauerstoff. Oft wird vergessen, dass auch Kopierer und Drucker das Raumklima negativ beeinflussen. Und dass jeder PC oder jedes Notebook die entstandene Abluft zum Kühlen des Geräts ausbläst.
Als ungesunder Faktor kommen dann in vielen Büros noch Materialausdünstungen aus Teppich, Laminat und Möbeln hinzu.

Ebenso Industriekleber und Lacke. Diesen teils ungesunden Cocktail riechen wir meist gar nicht (mehr), trotzdem sorgt er für schlechtes Raumklima. Und darauf reagieren wir dann, beispielsweise mit Unkonzentriertheit, Abgeschlagenheit am Nachmittag oder Kopfschmerzen.

Gerüche im Büro? Da helfen oft nur Frischluft und ein klares Wort

In vielen Büros sind sie ein (Dauer-)Thema oder sogar offener Streitpunkt: Gerüche. Ob es sich um Essengeruch wie Mettbrötchen oder Harzerkäse handelt oder um den großzügigen Einsatz von Parfüm und Rasierwasser  – viele würden am liebsten sofort alle Fenster aufreißen. Wer in der „Dunstglocke“ sitzt, bemerkt es oft nicht einmal. In manchem Büro gibt es diese zwei Fraktionen: für gemütlichen Mief oder für kalte Frischluft.

Nachweisbar messen kann man die Zusammenhänge zwischen Wärmelast, Personenzahl, Bürofläche und Luftwechselrate. Doch das ist oft weniger der Streitpunkt. Und auch wenn jemand durch das Lüften im Durchzug sitzt, muss es besonders rücksichtsvolle Lösungen geben. Oft spielt mehr das eigene Gefühl, nur so gut arbeiten zu können, eine größere Rolle. Doch Gemeinschaftsbüro heißt: Kompromisse aushandeln, die alle ausreichend zufriedenstellen, ohne dass jemand zu 100 Prozent gewinnt.

So lüften Sie auch im Büro richtig

Während der Heizperiode sollten Sie das Fenster nicht auf Dauerkipp-Stellung haben. Schon gar nicht, wenn der Heizkörper angestellt ist. Dann heizen Sie im wahrsten Sinne des Wortes für draußen. Bewährt hat sich das zwei- bis viermalige Stoßlüften: Kurzes Querlüften bei weit geöffneten, gegenüberliegenden Fenstern ist die effektivste Methode, einen kompletten Luftaustausch herzustellen. Dann die Fenster wieder schließen. Das müsste die Frischluftfans ebenso zufriedenstellen wie die Frostbeulen.

Denn klar ist: Sie werden einen Kompromiss finden müssen, der alle Beteiligten zufriedenstellt. Wenn Sie nach Mehrheitsbeschluss vorgehen, bekommen Sie auf Dauer ebenso wenig Frieden in einem Gemeinschaftsbüro wie mit dem „Minderheitenschutz“.

Wenn es gar nicht anders geht, vereinbaren Sie die Dauer und feste Zeiten, zu denen gelüftet wird. Dabei kann Kollege Frostbeule entscheiden, ob er oder sie während des Lüftens Erledigungen außerhalb des Büros erledigt.

Jetzt sind Sie dran – Frischluft im Büro

Menschen haben unterschiedliche Konstitutionen und Befindlichkeiten. Vermeiden Sie, gerade wenn es um Temperatur und Frischluft geht, als Besserwisser aufzutreten. Niemand muss lächerlich gemacht werden, weil er trotz Wollpullover friert, während Sie hemdsärmelig im Raum sitzen. Wenn Sie als Kolleginnen und Kollegen gut zusammenarbeiten wollen, brauchen Sie Lösungen und keine „Verlierer“.

Wenn es nicht anders geht, lösen Sie das Thema Frischluft im Winter mathematisch, wie ich das nenne: Beispielsweise alle zwei Stunden zehn Minuten bei weit geöffneten Fenstern stoßlüften.

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