Homeoffice: Mehr Frust als Lust?

Der langgehegte Wunsch, von zu Hause zu arbeiten, ist in Erfüllung gegangen. Doch langsam versickert die Freude und immer mehr Ärgerpunkte treten auf. Statt pauschal mit einem "läuft irgendwie nicht so gut" zu reagieren, schauen Sie doch, wo es konkret hakt. Vielleicht hilft Ihnen dabei eine Untersuchung, die aufzeigt, was die Arbeit im Homeoffice behindert. Dazu gibt es hier erste Denkanstöße.

Kennen Sie das? Sie haben bei Ihrem Vorgesetzten lange Überzeugungsarbeit geleistet, damit Sie zwei Tage in der Woche von zu Hause aus arbeiten können. So gut haben Sie sich das vorher ausgemalt: Zeiteinteilung nach Ihren Bedürfnissen, nicht aus dem Haus müssen, keine Ablenkungen durch Kollegen, Arbeiten wann und wo Sie wollen. Und wenn Sie wollen auch auf dem Balkon im Jogginganzug, denn es sieht Sie ja niemand.

Doch allmählich holt Sie Ihre ganz persönliche Realität ein: lahmes Internet, schlechter Bürostuhl und ein ständiges "Mami, guck mal" oder "Papa, kannst du mal". Da kommen schnell Zweifel, ob man mit diesen Problemen alleine dasteht.

Für die Fallstricke im Homeoffice interessierte sich auch der Büroraumanbieter Regus. In einer Umfrage wurden mehr als 24.000 Berufstätige aus 90 Ländern befragt. Hier kommen die Ergebnisse der Umfrageteilnehmer aus Deutschland. Dazu erste Anregungen, damit für Sie der Nutzen des Homeoffice in der Zukunft (wieder) überwiegt.

Spitzenreiter: Störungen aller Art

Ablenkung durch Kinder und andere Familienmitglieder sind der Spitzenreiter (73%).
Denkanstoß: Hier helfen nur klare Regeln, erlaubte Störzeiten und konsequentes Durchsetzen. Wer meint, die Kinder nebenbei versorgen zu können und so den Babysitter zu sparen, wird immer Schiffbruch erleiden. Es geht nur eins von beiden: Mama oder Papa sein oder MitarbeiterIn. Also auch hier: Klare Arbeitszeiten festlegen und mit Familienmitgliedern abstimmen. Und dann konsequentes Einhalten.

Jeden Zweiten plagen bei der Arbeit im Homeoffice Konzentrationsprobleme.
Denkanstoß: Erstellen Sie einen Arbeitsplan, der auch Pausenzeiten enthält. Klare Anfangszeit plus To-do-Liste mit einer sinnvollen Reihenfolge und einem Zeitkontingent. Und dann konsequent abarbeiten und Pausenzeiten erst zur geplanten Zeit nehmen.

Störgeräusche sind der nächste Punkt (26%), hier Alltagsgeräusche wie Wasch- und Spülmaschine oder die Türklingel.
Denkanstoß: Wenn Sie nicht zu Hause wären, würden Sie die Waschmaschine nicht anstellen. Deshalb: auslassen. Oder Türen zu. Oder langfristig geräuschärmere Geräte anschaffen.

Es hapert bei der IT-Anbindung und der Büroausstattung

Auch eine mangelhafte IT-Anbindung beeinträchtigt die Befragten. 26 Prozent können vom Homeoffice aus nicht auf Geschäftsdaten und wichtige Unterlagen zugreifen.
Denkanstoß: Hier muss der Arbeitgeber nachbessern. Erstellen Sie am besten eine Mängel- und Wunschliste. So ist genau aufgeführt, was Sie benötigen an Ausstattung und an Zugriffsrechten. Sprechen Sie diese Liste mit dem Verantwortlichen und Entscheider durch, damit wirklich Abhilfe erfolgt.

Es fehlt zudem an Büroausstattung wie Drucker, Kopierer oder Faxgerät (26%).
Denkanstoß: Auch hier: Aufstellung machen und mit dem Vorgesetzten, der das Homeoffice bewilligt hat, die Ausstattung klären. Wenn Sie sich bereit erklärt hatten, eigene Geräte zu verwenden, die sich jetzt als nicht ausreichend herausstellen, dann thematisieren Sie das. Versuchen Sie, nachzuverhandeln. Ihr bestes Argument: Sie können so für den Arbeitgeber produktiver arbeiten.

"Schnecken-Internet" und schlechte Büromöbel

Darüber hinaus sind 24 Prozent mit ihrer langsamen Internetverbindung unzufrieden.
Denkanstoß: Informieren Sie sich, welche technischen Möglichkeiten Ihr Wohnort bietet. Versuchen Sie auch hier wieder (anteilige) Kosten auf den Arbeitgeber umzuleiten. Ansonsten lautet mein Vorschlag: Nehmen Sie die Kosten auf die eigene Kappe. Denn Stress und Frust durch langsame Internetverbindungen sind die Differenzbeträge zu dem schnelleren, aber teureren Anschluss meist nicht wert.

Jeder Fünfte führt Haltungsschäden als Belastung an. Oft ist das Homeoffice  improvisiert statt professionell eingerichtet. Vor allem schlechte Sitzgelegenheiten sowie unflexible oder ungeeignete Schreibtische machen sich hier negativ bemerkbar.
Denkanstoß: Vor allem, wenn man regelmäßig von zu Hause aus arbeitet, sollte man auf einen ergonomischen Arbeitsplatz achten. Mehr Infos dazu liefert beispielsweise der Online-Ratgeber "Ergonomisch am Bildschirm arbeiten", den die IG Metall herausgegeben hat.

Jetzt sind Sie dran – was die Arbeit im Homeoffice  behindert

Im Homeoffice müssen Sie sich selbst strukturieren, organisieren und disziplinieren. Und für eine bestimmte Qualität braucht es auch eine qualitätsvolle Ausstattung. Daran wird kein Weg vorbeiführen. Wenn Sie mit Ihrem Homeoffice unzufrieden sind, schauen Sie, an welchen Punkten es hakt. Meine Tipps sind vielleicht erste Anregungen in die richtige Richtung. Bessern Sie so lange nach, bis es in Ihrem Homeoffice wieder rund läuft.

Gutes Gelingen! Wera Nägler, Ihre Expertin für Büroorganisation