Bürokommunikation: So aktivieren Sie den Schweigsamen

Er ist verschlossen und redet kaum. Auf Fragen antwortet er einsilbig. Das Umfeld hat oft den Eindruck, dem Schweigsamen jedes Wort aus der Nase ziehen zu müssen. Dadurch wird er oft als anstrengend und frustrierend empfunden. Und viele Menschen ertappen sich selbst dabei, dass sie in Gegenwart des introvertierten Schweigsamen anfangen zu "labern". Doch ist das der richtige Weg?

Kennen Sie das? Sie sollen eine Veranstaltung mit einem Kollegen zusammen planen. „Na toll,“ denken Sie sofort, „das wird bestimmt anstrengend. Der kriegt mal wieder die Zähne nicht auseinander.“ Das deutlichste Merkmal ist, dass der Schweigsame kaum redet. Dabei kann man ihm nicht einmal Desinteresse nachsagen. Er hört oft gut zu. Aber er trägt nichts oder wenig zu Gesprächen bei. Schüchtern oder ängstlich ist er nicht. Er ist schlichtweg einsilbig.

Techniken des Schweigsamen

Den Schweigsamen erkennt man deshalb auch recht schnell. Er macht sich durch Nicht- oder Wenig-Sprechen bemerkbar. In großen Runden wird er schnell übersehen. Manchmal sind alle so daran gewöhnt, dass der schweigsame Typ nichts sagt, dass man schon gar nicht mehr mit ihm rechnet. Überhaupt sind große, laute Runden meist ungeeignet für den Schweigsamen. Auch die Aufforderung „Sag doch auch mal was!“ erzeugt eher Druck als einen Redebeitrag.

Den „Platz“, den man dem Schweigsamen in einem Gespräch lässt, nutzt er nicht. Er ist eher zurückhaltend und introvertiert. Er gibt wenig von sich, seinen Gedanken und seinem Innenleben preis. Dadurch ist er schlecht einschätzbar. Lange Gesprächspausen und Schweigen verunsichert zudem viele Menschen.

Oft löst dies bei ihnen einen regelrechten Redeschwall aus. Einfach nur, um die Atmosphäre zu entspannen. Doch wohl fühlt man sich damit nicht, was man letztlich dem Schweigsamen ankreidet. Ein Seminarteilnehmer brachte es in einem Kommunikationstraining bei mir einmal auf den Punkt: „Du erfährst nichts! Du weißt nicht, was er will und was nicht will, ob er einverstanden ist oder nicht oder wie er überhaupt tickt. Da will man irgendwann auch nichts mehr von sich preisgeben.“

Besser sind folgende Strategien

Stellen Sie sogenannte offene Fragen. Das sind Fragen, die mit einem „w“ anfangen: wann, wie viel, wer, wo, was … Im obigen Beispiel fragen Sie also besser: „Wann passt es dir morgen, dass wir …?“ Jetzt muss der Schweigsame reden, denn ein „ja“ oder „nein“ würde auf so eine Frage nicht passen.

Stellen Sie eine offene Frage und lassen Sie dem Schweigsamen Zeit. Bleiben Sie auch bei Stille entspannt. Ich empfehle meinen Seminarteilnehmern immer: „Atmen Sie, entspannen Sie, atmen Sie, lächeln Sie, atmen Sie …“ So lange, bis etwas kommt. Gehen Sie davon aus, dass auch der Schweigsame spricht. Strahlen Sie diese Überzeugung aus. Der Schweigsame hat oft ein reiches und komplexes Innenleben. Seien Sie doch einfach einmal neugierig darauf.

Wenn der Schweigsame anfängt etwas zu sagen, hören Sie selbst am besten sofort auf zu sprechen.

Jetzt sind Sie dran – gute Gespräche mit dem Schweigsamen

Wenn Sie selbst gern reden, vielleicht sogar viel und schnell und in Gesprächen hin- und herspringen, wird Lesen nicht reichen, um mit einem Schweigsamen ein gutes Gespräch zu führen. Vielleicht steigern Sie Ihr Redeverhalten sogar noch. Das einzige, was helfen könnte, ist wie beschrieben die Veränderung Ihrer Kommunikation. Vielleicht machen Sie selbst auch spannende Erfahrungen, einmal so zu kommunizieren:

  • Aufhören zu reden, wenn der Andere anfängt.
  • Geschlossene Fragen weglassen.
  • Offene Fragen stellen.
  • Zeit lassen.
  • Stille und Pause aushalten.

Gutes Gelingen! Ihre Wera Nägler, Expertin für Büroorganisation

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