Sündenbock der Familie – so erkennen Sie emotionale Gewalt

Wer kennt es nicht, den Sündenbock oder das schwarze Schaf in der Familie. Diesem Menschen werden meist alle negativen Eigenschaften angeheftet, und daraus kann sich ein Kind auch nicht so einfach befreien. Doch wie erkennen Sie die ungesunden Struktur?

In den meisten Familien mit einem narzisstischen Elternteil findet sich meist ein sogenannter Sündenbock. Das „schwarze Schaf“  wird mit allen negativen Eigenschaften belastet und ausgeschlossen aus der Familie. Dieser Prozess geschieht meist unbewusst und wird oft von der ganzen Familie mitgetragen und akzeptiert.

Das Kind, das diese Rolle innehat, ist meist besonders liebend und sorgend, denn hierbei handelt es sich um das schwächste Glied. Es möchte lediglich anerkannt und angenommen werden und dennoch erfährt es in der Kindheit, dass es niemals etwas schaffen kann – weil es nicht ausreichen wird, um die Liebe und Anerkennung zu bekommen, die ein Kind üblicherweise braucht.

Keine Anerkennung

Auch wenn ein Kind in einem Bereich besonders gute Leistungen erbringt, wird es nie gut genug sein und meist gerade dann bösartige Kommentare ernten. Andernfalls erntet das „Sündenbock“-Kind für gute Leistungen nicht Lob, sondern nur Ausreden, dass all dies nur Zufall und Glück gewesen ist.

Diese Situation ist belastend für ein Kind, und es wird schnell begreifen, dass es niemals gewinnen kann. Je mehr Mühe das Kind sich geben wird, desto mehr fühlt sich die Mutter bedroht, da ihre Perfektion in Frage gestellt werden könnte und reagiert auf jeden Erfolg destruktiver. Das Kind wird sich  in die Rolle des Versagers, des Problembereiters einfügen. Das Gefährliche an dieser Tatsache ist nur, dass immer dann, wenn sich das „Sündenbock“-Kind  als hilflos, ungeschickt und schwach darstellt und sich auch so fühlt , es Lob und Unterstützung erfahren wird.

Das Kind hat auch im Erwachsenenalter mit den Folgen dieser Rolle des Sündenbocks zu kämpfen. Die Scham, Schuld, Wut und Ablehnung der gesamten Familie lastet auf den Schultern und ist meist die Ursache für psychische Probleme in späteren Jahren. Selbstzweifel, Unsicherheiten und das Gefühl, nichts wert zu sein, kann die Lebensqualität immens reduzieren.

Der Sündenbock, dem das ganze Leben lang eine Unzulänglichkeit gepredigt wurde, ist in der Regel davon überzeugt, dass an ihm etwas falsch sein muss. Diese Menschen versuchen verzweifelt, es allen recht zu machen und werden dennoch kritisiert.

Fehler werden ihnen zugewiesen, da sie in ihrer Handlung, Körpersprache und auf ihr ganzes Verhalten bezogen, die Opferposition unbewusst ausstrahlen. Diese Haltung wird häufig ausgenutzt. Das Kind, nun erwachsen, hat gelernt, dass es bestraft wird, wenn es sich gegen Missbrauch wehrt. Es wird das Unrecht hinnehmen und ist somit das ideale Opfer für Mobbing und verbalen Attacken.

Dennoch hat  das Kind in der Rolle des Sündenbockes, die zwar sehr schmerzhaft ist, jedoch die „bessere“ Rolle erwischt. Das geringe Selbstbewusstsein und die Gewohnheit, die Schuld sowieso bei sich selbst zu suchen, ermutigt diese oftmals dazu,  eine Therapie zu beginnen, sich Bücher oder Informationen im Internet zu besorgen und herauszufinden, was mit ihnen „verkehrt“ ist. Wenn die Rolle erst einmal erkannt ist, kann sich das Kind daraus befreien und sich von ungesunden Beziehungsmustern lösen.

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