Ohrengeräusche durch Stress – besser leben trotz Tinnitus

Tinnitus, also Ohrgeräusche, ist ein Symptom mit vielen möglichen Ursachen. Eine davon ist Stress. Warum das so ist und was Sie gegen Tinnitus tun können, lesen Sie in diesem Artikel.

Zu viel um die Ohren? Ein Tinnitus sagt, wann es genug ist

Es rauscht, pfeift, klingelt und piepst. Der Tinnitus macht sich auf vielerlei Arten bemerkbar. Das Schlimme daran ist, dass kein anderer ihn hört. Bei manchen kommt er ganz plötzlich in einer Zeit voller Stress, bei anderen schleicht er sich ein, kommt und geht und bleibt vielleicht irgendwann.

Stress gehört zu den häufigen Auslösern eines Tinnitus. Oftmals verstärkt er schon vorhandene Ohrgeräusche, die andere Ursachen haben. Das liegt, einer Theorie zufolge, am Stresshormon Cortisol. Seine Ausschüttung bewirkt, dass mehr Energie bereitgestellt wird. (Lesen Sie auch: Kampf oder Flucht – Was bei Stress im Körper geschieht.)

Das führt auch zu einer Aktivierung des Hörens. Dauerhafter oder sehr starker Stress lassen die sogenannten Haarzellen – vereinfacht gesagt – immer in der Position „An“ bleiben. Dadurch gelangen ständig Geräusche ans Ohr. Die Haarzellen bewegen sich eigentlich im Gleichklang der Schallwellen. Geraten durch die fortwährende Überlastung einzelne dieser Haarzellen aus dem Tritt, kann es zu Ohrgeräuschen kommen und der Beginn eines Tinnitus sein.

Tinnitus – und jetzt?

Die Behandlungsansätze sind ebenso vielgestaltig wie die Auslöser. Bei einem durch Stress hervorgerufenen Tinnitus sind sie anders, als wenn Ohrgeräusche eine körperliche Erkrankung als Grundlage haben. Zuerst sollten Sie sich klarmachen, dass ein Tinnitus ein Symptom und keine eigenständige Erkrankung ist. Ähnlich wie der Schmerz, weist er auf eine Ursache hin.

Ein Tinnitus kann zu einem beträchtlichen Leiden werden. Ratschläge, wie „nicht darauf zu achten“ sind möglicherweise gut gemeint, funktionieren aber leider meistens nicht. Damit ist es so ähnlich, wie mit der Aufforderung, an irgendetwas nicht zu denken. Eine sinnvolle Behandlung muss sehr viel weitgehender sein.

Stress bewältigen – aber sich nicht zurückziehen

Ist Stress ein Grund für den Tinnitus, gehören sinnvolle Entspannungspraktiken unbedingt zur Therapie. Ob das Autogenes Training, PMR oder Yoga sind, ist eine Frage der Vorliebe.

Verwechseln Sie bitte Entspannung nicht mit „sich schonen“. Das würde Ihre Aufmerksamkeit nur noch mehr auf Ihre Ohrengeräusche lenken. Gehen Sie unter Menschen und versuchen Sie Spaß zu haben. Soziale Kontakte (Soziale Kontakte helfen bei Stress) sind eine hervorragende Möglichkeit, um Stress in den Griff zu bekommen.

Akut-Therapie des Tinnitus mit Medikamenten

Geht man zum Arzt, bekommt man in der Regel erst einmal Medikamente. Das sind durchblutungsfördernde Mittel, Kalzium-Antagonisten oder Kortison. Ob sie helfen, mag jeder selbst entscheiden. Es gibt Untersuchungen, nach denen die Ohrgeräusche mit oder ohne Arzneien gleichermaßen verschwinden.

Entscheidend ist, dass der Arzt den Patienten aufklärt. Leiden Sie unter Tinnitus, sollten Sie lernen, dass diese lästig, jedoch nicht bedrohlich oder gar unkontrollierbar sind. Der Glaube, dem Tinnitus ausgeliefert zu sein, fördert weiteren Stress. Der Körper reagiert entsprechend und verschlimmert Ihr Leiden. Man nennt dies „Verschlimmerung durch Aufmerksamkeitsfokussierung“. Da ist Ihr Arzt gefragt.

Psychologische Unterstützung, wenn Sie Ohrgeräusche haben

Knapp gesagt: Der Stress und damit der Tinnitus kommen nicht einfach angeflogen. Sie entstehen aufgrund Ihrer derzeitigen Lage. Psychologische Verfahren haben sich als sehr positiv erwiesen, um beidem auf den Grund zu gehen. Sie helfen zudem dabei, den Tinnitus erst einmal anzunehmen. Ängste und auch Leidensdruck werden weniger. Der Stress lässt nach.

Dies kann nach einiger Zeit auch in einer Gruppe geschehen. Die drei vorgestellten Behandlungsansätze haben sich gemeinsam als nützlich erwiesen. Man nennt dieses Zusammenspiel der unterschiedlichen Faktoren „Tinnitus Retraining Therapie„. So wie der Körper gelernt hat, auf Stress durch Ohrgeräusche zu reagieren, kann er ebenso lernen, diese wieder zu unterlassen, also zurück zu trainieren.

Über dieses Verfahren hinaus, gibt es noch eine Menge anderer Ansätze. Reichliche Zufuhr von Vitamin B zur Nervenstärkung ist eine weitere. Auch die Arbeit mit sogenannten Gegentönen, bei denen ein anderer Ton praktisch über den Tinnitus gelegt wird, wird häufig praktiziert.

Dieser Artikel soll Sie informieren. Er kann keinesfalls den Gang zum Arzt ersetzen. Er gibt auch keine Therapie-Empfehlung für Ohrgeräusche. Bitte beachten Sie dies.

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