Mithilfe von Montaigne zu innerer Ruhe gelangen

Michel de Montaigne (1533–1592) gehört in der europäischen Geistesgeschichte sicher zu den Philosophen mit der größten Lebensklugheit. Er lebte nicht weltabgewandt, sondern war unter anderem einige Jahre Bürgermeister von Bordeaux. Seine kluge Art die Dinge zu betrachten, hat über die Jahrhunderte nichts an Aktualität verloren. Lesen Sie hier seine Antworten auf die Frage nach mehr innerer Ruhe, die auch Ihnen helfen können.

1. Tätigkeit ist kein Zeugnis von Kompetenz

Montaigne: "Immer von irgendetwas in Anspruch genommen zu sein ist für bestimmte Leute das Merkmal von Kompetenz und Bedeutung. Ihr Geist sucht Ruhe in der Bewegung wie ein Säugling in der Wiege."

Kommentar: Manche Menschen haben ausschließlich wichtige Termine, müssen ständig dringend telefonieren oder auf E-Mails reagieren, sind gehetzt und permanent im Stress. Den Typus Mensch gab es offensichtlich auch schon im 16. Jahrhundert. Montaigne macht sich ein wenig über ihn lustig, wenn er ihn mit einem Baby in der Wiege vergleicht.

An anderer Stelle schreibt er und warnt: "Diese Menschen sind wie ein Stein, der erst zur Ruhe kommt, wenn er aufschlägt." Montaignes Credo lautet: Permanente Tätigkeit ist kein Zeichen von Bedeutung und Kompetenz. Sie ist lächerlich und führt auf Dauer zum Kollaps.

2. Die Dinge nicht zu sehr an sich ranlassen

Montaigne: "Wenn man mir zeitweise die Führung fremder Geschäfte aufdrängte, versprach ich, sie zur Hand zu nehmen, nicht aber zu Herzen; sie zu schultern, nicht aber sie mir einzuverleiben; für sie zu sorgen, gewiss, aber keinesfalls mich für sie zu ereifern."

Kommentar: Hier spricht der Stoiker Montaigne, der den Gleichmut als hohen Wert schätzt. Stoiker entziehen sich, wie manche irrtümlich meinen, nicht der Welt, sondern stellen sich ihr. Sie setzen sich ein. Das aber tun sie gleichmütig. Sie nehmen die Dinge in die Hand, aber nicht sich zu Herzen. Entscheidend für Montaigne ist es, modern gesprochen, die Geschäfte und Aufgaben des Lebens nicht zu internalisieren, sondern immer eine gesunde Distanz zu ihnen zu wahren. Kein Beruf, insbesondere wenn er "fremd"-bestimmt ist, ist es wert, das Leben zu versäuern.

3. Nicht handeln und sich auch mal dumm stellen

Montaigne: "Mir fällt es leicht, den Leidenschaften aus dem Weg zu gehen, so wie es mir schwerfällt, sie zu bremsen. (…) Wer die noble Unerschütterlichkeit der Stoiker nicht erreichen kann, der rette sich wie ich in eine volkstümliche Dämlichkeit. (…) Nicht handeln ist oft genauso verdienstlich wie handeln, nur steht es weniger im Licht."

Kommentar: Montaigne besaß viel Selbstironie, was ihn so lesenswert macht. Das Beste, meint er, ist, den Leidenschaften aus dem Weg zu gehen. Wenn man ein Problem vermeidet, tritt es erst gar nicht auf. Falls etwas jedoch nicht zu vermeiden ist, ist es meist klug, sich zunächst dumm zu stellen und abzuwarten. Manche nennen dies Aussitzen, andere einen klugen Umgang mit den eigenen Ressourcen. In manchen Situationen nichts zu tun oder einfach zu schweigen, schont diese und ist vielfach das beste Rezept.

Fazit: Nehmen auch Sie sich ein Beispiel an Montaigne und beherzigen Sie vor allem in stressigen Situationen seine Aussagen. So gelangen auch Sie zu einer großen inneren Ruhe.

Quelle:

Michel de Montaigne, Essais, Drittes Buch, 10 (De mesnager sa volonté
/ Mit dem Willen haushalten), Bordeaux 1580. Eigene Übersetzung.