Smalltalk über den Sprachpanscher des Jahres

Alljährlich verleiht der Verein Deutsche Sprache (VDS) den fragwürdigen Titel des Sprachpanschers. Ende August ist es wieder so weit: Dann wählen 31 000 Vereinsmitglieder den Sprachpanscher des Jahres 2010 - für Ihren Smalltalk ein lohnendes Thema!

Smalltalk über den Sinn der Auszeichnung "Sprachpanscher des Jahres"
Anglizismen sind dem Verein Deutsche Sprache (VDS) ein Ärgernis. Deshalb läuft, wer zu viele von ihnen verwendet, Gefahr, zum Sprachpanscher des Jahres gewählt zu werden. Dem VDS liegt der Erhalt der Muttersprache und ein Eindämmen des Mode-Englisch, auch Denglisch genannt, am Herzen. Die fragwürdige Auszeichnung geht an Personen oder Organisationen, die mit "überflüssigen Imponier-Anglizismen die deutsche Sprache misshandeln".

Sprachpanscher des Jahres: Smalltalk über Preisträger in der Vergangenheit
Zu den bisherigen Preisträgern zählen Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel oder der deutsche EU-Kommissar Günter Oettinger. Der inzwischen geschasste Vorstandsvorsitzende der Deutschen Post AG kam 2002 zu der niederen Ehre – für überflüssiges Denglisch wie "Global Mail", "Stampit", "Freeway", "Easytrade", "Funcard Mailing" sowie ein neu errichtetes "Love Letter Building" in Berlin.

Oettinger hatte im Jahr 2006 – noch zu seiner Zeit als Ministerpräsident von Baden-Württemberg – öffentlich gefordert, Deutsch solle nur noch zu Hause und im Kindergarten gesprochen werden. Wie schwierig ein solches Vorhaben mit mangelnden Englischkenntnissen ist, musste er später als EU-Kommissar erfahren.

Seitdem gibt es viele lustige Videos und Tondokumente mit Oettingers schwäbisch-englischer Aussprache. Hätte er sich vorher nur nicht so weit aus dem Fenster gelehnt!

Smalltalk über die Auszeichnung zum Sprachpanscher des Jahres 2010
Die 2010er Liste wird angeführt von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten in Berlin. Auf den Werbeplakaten für eine Ausstellung zur Preußenkönigin Luise wird die Monarchin "It-Girl", "Fashion Victim" oder "Working Mom" genannt.

Weitere Kandidaten sind unter anderen die Bayerische Staatsministerin Christine Haderthauer – sie hat einen "Literary Monat" ausgerufen – und Fritz Pleitgen, Ex-Intendant des WDR und Vorsitzender der Geschäftsführung der Ruhr 2010 GmbH.

Auf deren Webseite wimmelt es laut VDS so sehr von "Imponierdenglisch" wie "volonteers" und "power words", "mapping the region" oder "local heros", dass der Verein sich wundert, dass es zusätzlich zum deutschen auch noch eine englischsprachigen Internetauftritt gibt.

Smalltalk über Denglisch
Vergessen Sie aber nicht, im Smalltalk auch Ihr Gegenüber zu Wort kommen zu lassen. Was hält Ihr Gesprächspartner von der Sprachpanscher-Wahl? Ärgert er sich ebenfalls über die Besitzergreifung der deutschen Sprache durch das Mode-Denglisch? Oder stören ihn andererseits die Sprachschützer, denen er einen gewissen Übereifer zu attestieren nicht abgeneigt wäre?