Weihnachtsfeier: So wird die Ansprache zum Erfolg

Ihre Weihnachtsrede im Betrieb ist der passende Anlass das vergangene Jahr revue passieren zu lassen und Ihren Mitarbeitern zu danken. Nutzen Sie aber auch die Gelegenheit Ihre Mitarbeiter auf die kommenden Aufgaben einzustimmen und für das neue Jahr zu motivieren. Dazu ein Vorschlag für eine stimmungsvolle Weihnachtsrede.

Liebe Mitarbeiterinnen, liebe Mitarbeiter, meine Damen und Herren!

Unsere Weihnachtsfeier gibt uns die Möglichkeit, nach den hektischen und aufreibenden Monaten für einen Moment innezuhalten, zurückzuschauen und zur Ruhe zu kommen.

Das ganze Jahr sind wir beschäftigt. Jeden Tag müssen wir uns mit neuen Situationen auseinander setzen, jeden Tag – meist unter Zeitdruck – Entscheidungen treffen.

Und viele fragen sich dabei, ob ihre Arbeit sinnvoll war, ob die Firma auch erfolgreich ist und wie alles im neuen Jahr wohl weitergehen wird.

Ich kann Ihnen sagen, dass wir auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken können. Jeder von Ihnen, ob in der Produktion, im Vertrieb oder in der Verwaltung, hat zu diesem Erfolg beigetragen. Herzlichen Dank Ihnen allen!

Warren Avis, der Gründer der Autovermietung mit dem gleichen Namen, hat einmal gesagt: „Je freier kompetente Mitarbeiter bei Managemententscheidungen sind, desto zufriedener und leistungsfähiger werden sie sein.“ Da hat der Mann Recht. Wir alle sind zufriedener, wenn wir Entscheidungen, die uns berühren, die wir tragen müssen, auch selbst treffen können. Wir werden eben alle gern gefragt, zumindest wenn es um uns selbst oder um unsere Abteilung geht …

Zitatautor: Warren Avis, US-amerikanischer Topmanager, Gründer Avis Rent A Car

Der Alte Fritz hatte seine eigene Meinung über Entscheidungen und diejenigen, die Entscheidungen treffen sollten. Er hat gesagt: „Wenige Menschen denken, und doch wollen alle entscheiden.“ Sehen Sie, Friedrich der Große hat seinen Untertanen nicht zugetraut, selbst zu denken. Ein Manager heute weiß sehr genau, dass er Menschen braucht, die selber denken. Denn der Manager kann nicht alle Entscheidungen selbst treffen. Das Zauberwort heißt delegieren. Dass Sie, liebe Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, mitgedacht und mitentschieden haben zum Wohle unserer Firma, dafür möchte ich Ihnen heute herzlich danken.

Zitatautor: Friedrich II., der Große, genannt der „Alte Fritz“ (1712-86), 1740-86 König von Preußen

Bei der Bewertung der Ergebnisse stellt sich mir – unabhängig von Erfolg oder Misserfolg – immer wieder die Frage: Welcher Maßstab liegt meinem Handeln, meinen Entscheidungen zu Grunde?
Lassen Sie mich Ihnen dazu eine Geschichte von Selma Lagerlöf erzählen.

Sie heißt: „Ein Weihnachtsgast“.
Der Weihnachtsgast heißt Ruster. Er ist ehemaliger Musiker, ein Luftikus, der sich auf anderer Leute Kosten ein gutes Leben gemacht hat. Jetzt ist sein Charme aufgebraucht, im Alkohol ertränkt. Er zieht von einem Gutshof Schwedens zum nächsten, hält sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser.

Mitte Dezember kommt Ruster zu Liljecrona, einem früheren Freund. Gutsherr Liljecrona gibt ihm Arbeit. Doch die Hausherrin sieht ihr Weihnachtsfest gefährdet. Sie hat Angst, Ruster könne über die Weihnachtstage bleiben, und reagiert abweisend.
Ruster merkt das und will abreisen. Das Gewissen der Hausherrin meldet sich: Sie erkennt, dass sie den alten Freund verletzt hat.

Deshalb bittet sie ihn jetzt um Hilfe: Ruster soll auf die Kinder aufpassen, damit sie sich den Weihnachtsvorbereitungen widmen kann. Er bleibt. Zwischen den Kindern und Ruster entwickelt sich eine Freundschaft, so dass die Eltern Herrn Ruster als Hauslehrer einstellen.
Den Schluss der Geschichte möchte ich gern vorlesen.

(Sie können ein eingebundenes Buch aufschlagen, in das Sie vorher eine Kopie der Geschichte gelegt haben, und dann vorlesen.)

Auf die Trinkleidenschaft des Lehrers angesprochen, antwortet die Mutter:
„Nein, Ruster hat nichts versprochen, aber er wird sich vor mancherlei in Acht nehmen müssen, wenn er jeden Tag kleinen Kindern in die Augen sehen soll. Wäre es nicht Weihnachten, hätte ich dies vielleicht gar nicht gewagt.

Aber wenn unser Herrgott es wagte, ein kleines Kind, das sein eigener Sohn war, unter uns Sünder zu setzen, dann kann ich es wohl auch wagen, meine kleinen Kinder versuchen zu lassen, einen Menschen zu retten.“
Soweit die Erzählung.
Sie handelt von Vertrauen, von der Zuversicht und von der Bereitschaft, Vorurteile über Bord zu werfen.

Sie handelt ebenso von der Bereitschaft, ein Risiko einzugehen.
Wir können auch sagen: Sie handelt von einer mutigen Entscheidung.
Bei Lagerlöf orientiert sich die Entscheidung am biblischen Vorbild. „Wäre es nicht Weihnachten, hätte ich das vielleicht nicht gewagt“, sagt die Gutsherrin.

Glauben Sie, dass Ruster die Frau enttäuschen wird? Ich glaube das nicht. Denn Ruster hat auch eine Entscheidung getroffen. Er will sich um die Kinder kümmern. Er hat damit Verantwortung übernommen – Verantwortung für die Entwicklung der Kinder.
Es gibt viele Menschen, die nicht den Mut haben, sich den Problemen unserer Zeit zu stellen.

Sie fliehen angesichts von Misserfolgen, drohender Arbeitslosigkeit oder hartem Wettbewerb in Scheinwelten – oft in Drogen- und Alkoholmissbrauch. Andere wenden die „Vogel Strauß“ Taktik an: Sie stecken den Kopf in den Sand und hoffen, dass die Probleme von selbst verschwinden.
Wieder andere schieben die Probleme von sich weg, schieben die Schuld daran pauschal anderen zu – zum Beispiel den Ausländern – und bereiten dadurch den Boden für Rechtsradikalismus und Fremdenhass.

Wenn wir die Welt verbessern wollen, dann dürfen wir nicht resignieren, dann dürfen wir nicht weglaufen, und dann dürfen wir uns nicht verweigern.
Dann müssen wir handeln, entscheiden und Verantwortung übernehmen. Deshalb habe ich eine Geschichte ausgesucht, die vom Mut handelt. Vom Mut zum Vertrauen, auch wenn Vorsicht geboten ist. Und vom Mut, Verantwortung zu übernehmen.

Auch unsere Firma hat im letzten Jahr Probleme gehabt (Ggf. einige der Probleme nennen). Wir haben sie überwunden.
Wir werden auch im kommenden Jahr auf unserem Weg Steine vorfinden. Wir werden vor technischen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen stehen. Wir werden weder weglaufen noch den Kopf in den Sand stecken.

Wir werden die Probleme anpacken und aus dem Weg räumen.
Wir lassen die Dinge nicht treiben, sondern wir bestimmen den Gang der Ereignisse mit. Das ist unser Maßstab!
Und gerade wegen dieses Maßstabs haben wir in der Vergangenheit Erfolg gehabt, und deshalb werden wir in der Zukunft auch Erfolg haben.
Dafür möchte ich Ihnen noch einmal danken.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein friedvolles Weihnachtsfest und ein gesundes, glückliches und entscheidungsfreudiges neues Jahr.
„Weihnachten ist eine Zeit der Stille und Besinnung, bis jemand auf die Idee kam, dass Geschenke sein müssen.“ Diesen Spruch habe ich neulich gelesen. Da ist schon etwas dran: Mit der Suche nach passenden Geschenken kann man sehr viel Zeit verbringen.

Und natürlich ist die Zeit vor Weihnachten auch deshalb immer besonders hektisch. Aber stellen Sie sich einmal vor: Weihnachten ohne Geschenke. Stellen Sie sich vor, sie dürften denen, die Sie lieben und von denen Sie geliebt werden, zu Weihnachten keine Freude machen. Das wäre mir auch nicht recht.

Wir sollten uns aber nicht vom Zwang, etwas Eindrucksvolles schenken zu müssen, leiten lassen, sondern von der Freude, schenken zu können. Zitatautor: Unbekannt

„Alles in der Welt lässt sich ertragen, nur nicht eine Reihe von schönen Tagen.“ Der Satz stammt von Goethe. Und viele von uns können ihn bestätigen. Zu Weihnachten gilt er besonders. Nach den Weihnachtsfeiertagen schlagen schon bald Silvester und Neujahr zu.

Aber wenn es uns gelingt, den Stress abzuschütteln, wenn wir nicht von einem Pflichtbesuch zum nächsten hetzen, dann können wir die Ruhe und Muße, den Zauber dieser Zeit erfahren.
Zitatautor: Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), deutscher Dichter

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