Reden halten: Sicher reden – Sicher auftreten

Wer kennt sie nicht: Die Angst des Redners vor dem Auditorium. Nach amerikanischen Untersuchungen sollen sich sogar die meisten Menschen mehr vor einem schwierigen Redeauftritt fürchten als vor Krankheit, Kündigung oder einem Unfall. Dennoch: Es gibt erprobte Techniken, die auch Sie rasch zu einem souveränen Redner machen können.

Beginnen Sie zunächst mit einer Analyse Ihrer Adressaten. Im Rahmen Ihrer Vorbereitung für die Rede steht also zuerst die Frage:

  • Was wollen die Zuhörer?
  • Was will ich?
  • Gibt es einen gemeinsamen Nenner?

Ob Sie beispielsweise Ihre Einrichtung vor einer Gruppe zukünftiger Praktikanten oder einer Gruppe von kritischen Journalisten präsentieren, wird Ihre Rede wesentlich beeinflussen. Je mehr Informationen Sie über Ihre Zuhörer erhalten, desto besser können Sie kommunizieren.

Ein Erfahrungswert besagt: Die Vorbereitung einer eigentlichen Rede braucht 10-mal mehr Zeit als die Dauer der Rede. Ihre Zuhörer sehen und hören also nur den kleinsten Teil der Arbeit. Je früher und intensiver Sie sich vorbereiten, desto erfolgreicher werden Sie daher sein. Von Winston Churchill stammt das Zitat: „Am meisten Vorbereitung kosteten mich immer meine spontan gehaltenen, improvisierten Reden.“

Bereiten Sie deshalb Ihre Rede gründlich mit einer Stoffsammlung vor. Schreiben Sie zunächst alles auf, was Sie an Material finden können, aber bewerten es noch nicht. Erst bei der Sichtung unterteilen Sie Ihr Material in Hauptpunkte und Unterpunkte, Anfang-, Haupt- und Schlussteil. Ihre Devise sollte sein: Weniger ist häufig mehr!

Die meisten Reden sind zu lang. Lassen Sie ein Drittel des Stoffs von vornherein weg.

Diese drei Arten von Reden stehen Ihnen für Ihren Redetext zur Verfügung:

  • Gesellschafts- oder Gelegenheitsreden
  • Informationsreden
  • Argumentationsreden

Gelegenheitsreden

Sie werden gehalten, um zu feiern, zu unterhalten oder um Atmosphäre zu schaffen. Geht es zum Beispiel bei Ihrer Rede darum, einen Mitarbeiter zu ehren, Dank und Anerkennung auszusprechen, halten Sie eine Gelegenheitsrede. Für Gelegenheitsreden gibt es kein festes Raster.Gestalten Sie die Rede individuell, und achten Sie darauf, dass der Beitrag dem Geehrten gerecht wird. Verwenden Sie Episoden, Zitate und Beispiele. Sprechen Sie Gefühle an, und unterstreichen Sie Ton, Herzlichkeit und Wärme. Gelegenheitsreden sollten nie länger als 3 bis 5 Minuten dauern.

Informationsreden

Wenn Sie Ihre Einrichtung vor einer Gruppe von Besuchern präsentieren, halten Sie eine Informationsrede. Eine Informationsrede muss klar strukturiert, sachlich, gleichzeitig aber auch verständlich und anschaulich sein. Beispiele und Vergleiche erläutern besser als 1.000 Worte. Informationsreden müssen vor allem motivieren.

Achten Sie jedoch darauf, dass Sie sich nicht in zu vielen Details verlieren. Setzen Sie Ihre Zuhörer während Ihres gesamten Vortrags ins Bild, an welcher Stelle Sie sich gerade befinden (Tafel, Flipchart, Overheadprojektor – Am Ende fassen Sie Ihre Ausführungen noch einmal zusammen und streichen erneut die Nutzanwendung heraus.

Argumentationsreden

Diese haben ein einfaches Grundprinzip als Ziel: Nur der angestrebte Erfolg entscheidet. Ihr Redeziel kann darin bestehen, dass Sie etwas ändern, abschaffen oder neu einführen möchten; etwa neue Verfahrens- und Vorgehensweisen. Um die Gefühle und die Energie, die Sie während Ihrer Rede aufgebaut haben, zu bündeln, lassen Sie die Rede in einen Appell münden.

Früher hat man unter “frei sprechen” verstanden, dass der Redner entweder seine Rede auswendig lernte oder eine Rede aus dem Stegreif entwickelte. Heute sieht man eher die Nachteile dieser Art von freier Rede. Beim Auswendiglernen besteht die Gefahr, monoton zu sprechen.

Deshalb ist es für Redner und Zuhörer günstiger, mit einem gut vorbereiteten Stichwortmanuskript frei zu sprechen. Der Stichwortzettel in Ihrer Hand gilt mittlerweile als eine Art Qualitätsmerkmal. Er beweist, dass Sie sich vorbereitet haben und sich vor Ihrer Rede Gedanken über die Motive und Erwartungen der Zuhörer, über das Ziel Ihrer Rede, über deren Aufbau gemacht haben.

So legen Sie Ihr Stichwortmanuskript an

Nehmen Sie DIN-A5-Blätter im Querformat. Unterteilen Sie sie in 3 Rubriken. Suchen Sie ein treffenderes Stichwort oder eine kurze Formulierung mit zwei, drei Wörtern. So sieht ein professionelles Stichwortmanuskript aus:

  • Im Mittelteil notieren Sie sich die Hauptstichwörter
  • In der linken Spalte sollten die Nebenstichwörter stehen, die Sie eventuell verwenden wollen
  • In der rechten Spalte haben Sie Platz, sich Notizen zu machen, an welcher Stelle Sie beispielsweise eine Folie oder ein Dia zeigen oder Arbeitsblätter verteilen wollen

Weitere Anforderungen an das Stichwortmanusskript sind:

  • gut lesbar (Druckbuchstaben)
  • einseitig beschriftet (So können sie das Blatt, wenn Sie am Ende einer Seite angekommen sind, nach hinten stecken)
  • durchnummeriert
  • an besonders wichtigen Stellen wörtlich ausformuliert
  • Anfangs- und Schlusssätze immer genau ausformuliert
  • an besonderen Stellen farbig markiert
  • bereits im “Redestil” geschrieben
  • in der Reihenfolge notiert, die Sie beim Reden einhalten wollen

Sonderfall: Das wörtlich ausformulierte ManuskriptÜberall dort, wo Ihr Wort auf die Waagschale der öffentlichen Meinung gelegt werden könnte, ist es sinnvoll, dass Sie Ihre Rede Wort für Wort ausarbeiten oder dass Sie zumindest die entscheidenden Passagen genau ausformulieren. Wenn Sie zum Beispiel in der Öffentlichkeit eine geschäftliche oder politische Rede halten, ist es wichtig, dass Sie in der Lage sind, „zitierfähig“ zu sprechen, weil Ihre Worte möglicherweise am nächsten Tag in der Zeitung stehen.

Sprechen Sie interessant, klar und verständlich

Das sollten Sie stets beherzigen: Es gibt grundsätzliche Unterschiede zwischen Schreib- und Sprechstil. Selbst eine gut geschriebene Rede kann beim mündlichen Vortrag durchfallen.

Viele Menschen verbinden mit Rhetorik zudem die Vorstellung, nun besonders gewählt, kompliziert und gebildet sprechen zu müssen. Das hindert sie daran, eine natürliche Ausstrahlung zu entfalten. Der Funke springt zum Zuhörer nicht über. Vereinfachen Sie daher bewusst das, was Sie sagen wollen. Eröffnen Sie am Ende Ihrer Rede eine Perspektive und erzeugen so ein positives Echo.

Schlüssel zu einem guten Redestil sind:

  • Kurze Sätze. Also: Pro Gedanke ein Satz
  • Verwenden Sie Verben anstatt abstrakter Substantive
  • Formulieren Sie möglichst im Aktiv statt im Passiv
  • Eines der wichtigsten rhetorischen Stilmittel ist die Wiederholung
  • Setzen Sie Bilder, Metaphern, Beispiele und Vergleiche ein, die bleiben im Gedächtnis
  • Sprechen Sie möglichst viele Sinne an (Was Sie bzw. die Zuhörer hören, sehen, riechen, fühlen)
  • Verwenden Sie rhetorische Fragen (z.B.: “Was bedeutet Globalisierung? Globalisierung heißt …”

Nachteilig für eine Rede sind:

  • Phrasen und Worthülsen wie z.B.: “Meine Herrschaften, es ist mir eine große Ehre, Sie heute begrüßen zu dürfen.” – “Ich freue mich, dass Sie so zahlreich erschienen sind …”.
  • Überflüssige Konjunktive wie “könnte”, “würde” oder “ich möchte sagen“. (Sagen Sie es doch einfach und lassen Sie den Konjunktiv weg; das wirkt klarer und bestimmter.)
  • Füllwörter, die etwas Vages und Unbestimmtes haben, wie z.B. “eigentlich”. (Allein durch das Weglassen dieser Füllwörter gewinnt Ihre Rede an Klarheit und Souveränität.)
  • Sätze mit “und” beginnen. (Dadurch wird der Eindruck einer unentwegten Satzkette erzeugt; der Inhalt des Satzes kommt dann nicht so gut zur Geltung.)
  • “Man sollte”. (Statt sich hinter einem unpersönlichen “man” zu verstecken, ist es besser, die entsprechenden Personalpronomina “Ich”, “Sie” und “Wir” zu nehmen.)
  • Das Fischen nach Komplimenten (“Ich hoffe, mein Vortrag war nicht ganz uninteressant”.)
  • Eine mehrfache Ankündigung des Schlusses Ihrer Rede, der dann doch nicht eintritt

Sicheres Reden beginnt in den Füßen Damit aus Ihrem schriftlichen Stichwortmanuskript eine Rede wird, müssen Sie das Reden selbst üben. Hierfür sollten Sie einiges aus dem gesamten Bereich der Körpersprache, der Atemtechnik und der Sprechtechnik kennen. Ihre Körperhaltung wirkt nicht nur auf die Zuhörer, sondern auch auf Sie als Redner zurück.

Hier einige Tricks:

Mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben, um sich selbst Sicherheit zu geben und diese Sicherheit auch auszustrahlen, ist es ganz entscheidend, einen guten Stand zu haben, das heißt, etwa hüftbreit mit beiden Füßen auf dem Boden zu stehen. Sie sollten daher vermeiden, zu eng zu stehen, auf einem Bein zu stehen oder unruhig hin- und her zu laufen. Um richtigen Bodenkontakt zu spüren, sollten Sie mehrmals die Fußsohlen auf- und abrollen, sich auf die Zehenspitzen stellen und auf die Fersen, dann wieder abrollen lassen.

Oberkörper aufrichten

Versuchen Sie auch, eine präsente, aufrechte Haltung einzunehmen: Schultern leicht nach hinten ziehen und den Oberkörper aufrichten. Diese Haltung ist wichtig, damit sich Ihre Stimme gut entfalten kann. Umgekehrt verhindert ein eingesunkener Oberkörper eine physiologische Atem- und Stimmfunktion. Es gibt einen Teufelskreis zwischen Angst und flacher Atmung.

Setzen Sie Sprechpausen ein

Aus dem vermeintlichen Zwang, “pausenlos” sprechen zu müssen, entsteht nämlich die für die Zuhörer oft quälende Angewohnheit des “Äh-Sagens” beim Redner, um einen ununterbrochenen Redestrom zu erzeugen.

Machen Sie mit Ihrer Stimme Eindruck

Für die Zuhörer ist es schön, wenn die Sprachmelodie eines Redners abwechslungsreich ist. Die Stimme ist Ausdruck der Person. Das Wort Person wurzelt im lateinischen “personare” = hindurchtönen.

Suchen Sie Augenkontakt

Wenn Sie möchten, dass Ihnen andere zuhören, suchen Sie den Augenkontakt zu Ihrem Publikum. Es ist empfehlenswert, die Blicke gleichmäßig schweifen zu lassen, also mit der Blickrichtung zur rechten und linken Seite zu wandern. Was Sie nicht tun sollten: einzelne Zuhörer fixieren oder den Blick abrupt von einer zur anderen Seite reißen.

Dazu 16 Fragen zur Adressaten-Analyse

  1. Wer sind Ihre Zuhörer?
  2. Ist die Zuhörerschaft homogen oder heterogen in Bezug auf Alter, Beruf, Bildung etc.?
  3. Wie aufnahmefähig werden die Zuhörer sein (Tageszeit der Rede …)?
  4. Was ist der Anlass der Anwesenheit? Kommen Ihre Zuhörer freiwillig? Gern?
  5. Ist das Motiv für die Anwesenheit der Zuhörer günstig für Ihr Anliegen?
  6. In welcher Stimmung sind Ihre Zuhörer voraussichtlich?
  7. Mit welchen Erwartungen kommen die Zuhörer (positive, negative, neutrale, keine)?
  8. Können/wollen Sie die Erwartungen der Zuhörer erfüllen?
  9. Welchen Nutzen können die Zuhörer aus dem Vortrag ziehen?
  10.  Von welchen Werten und Motiven werden die Zuhörer geleitet? Was ist ihnen wichtig?
  11.  Wie können Sie diese Werte und Motive der Zuhörer mit Ihrem Ziel verbinden?
  12.  Welche gemeinsamen Ziele haben Sie und die Zuhörer?
  13.  Was wissen Ihre Zuhörer über das Thema, über das Sie sprechen werden?
  14.  Was denken sie über Ihren Standpunkt?
  15.  Werden die Meinungen voraussichtlich auseinander gehen?
  16.  Welche Interessenkonflikte bestehen zwischen Ihnen und den Zuhörern?

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