Kommunikationsmodelle: Das Modell von Schulz von Thun (Teil 2)

Kommunikationsmodelle bieten Tipps und Tricks für eine gute Kommunikation im Berufsalltag. Das Kommunikationsmodell von Schulz von Thun ähnelt dem Kommunikationsmodell von Paul Watzlawick. Durch die Ergänzung der beiden Bereiche Appellebene und Sachoffenbarung bietet es gegenüber dem Kommunikationsmodell von Paul Watzlawick mehr Möglichkeiten, Kommunikationsprozesse differenziert zu erkennen, benennen und zu analysieren.

Schulz von Thun unterscheidet 4 Seiten einer Botschaft im Kommunikationsprozess:

  1. Sachinhalt: Was sagt der Sprechende?
  2. Appell: Was will der Sprechende bewirken?
  3. Beziehung: Wie steht der Sprechende zum Empfänger?
  4. Sachoffenbarung: Was teilt der Sender über sich mit?

Neben diesen 4 Ebene formuliert Schulz von Thun darüber hinaus das 4-Ohren-Prinzip. Das 4-Ohren-Prinzip beschreibt in einem kommunikativen Prozess den Tatbestand, dass der Sender auf mindestens einer der oben dargestellten Ebenen sendet, der Empfänger die gesendete Botschaft auf mindestens einer der vier Ebenen / Ohren hört, versteht und interpretiert (Sach-Ohr, Appell-Ohr, Beziehungs-Ohr, Sachoffenbarungs-Ohr).

Beispiele zum Kommunikationsmodell von Schulz von Thun

Beispiel 1

Der Ehemann sagt: Kannst Du den Staubsauger nach der Wohnungsreinigung nicht wegräumen (Sachinhalt = mich stört der Staubsauger, der im Weg steht)
Die Ehefrau versteht: Räum gefälligst den Staubsauger weg (Appellebene)

Beispiel 2

Der Ehemann sagt: Kannst Du den Staubsauger nach der Wohnungsreinigung nicht wegräumen (Sachinhalt = mich stört der Staubsauger, der im Weg steht)
Die Ehefrau versteht: Der Staubsauger steht im Weg (Sachebene)

Fazit zu Schulz von Thun

  1. Dieses Kommunikationsmodell verdeutlicht die vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten einer Interaktion / Kommunikation zwischen Sender und Empfänger.
  2. Diese vielfältigen Kommunikations- und Kombinationsmöglichkeiten zeigen zudem auf, wie komplex Kommunikation zwischen Menschen ist und woher mögliche Störungen innerhalb eines Gesprächs kommen können, da Sender und Empfänger selten auf der gleichen Ebene senden und empfangen. Siehe Beispiel 1 und Beispiel 2: Es geht um die gleiche Situation, aber das Ergebnis der Situation kann unterschiedliche Auswirkungen haben – im Beispiel 1 wird es möglicherweise zu einem Streit kommen, im Beispiel 2 kommt es zu keinem Konflikt zwischen den Eheleuten.
  3. Mit Hilfe dieses Kommunikationsmodells kann man daher einen bestehenden Kommunikationskonflikt sowohl auf der Seite des Senders als auch auf der Seite des Empfängers analysieren und überprüfen, auf welcher Ebene der Sender gesendet hat auf welchem Ohr die Botschaft beim Empfänger gehört wurde und welche Missverständnisse auf beiden Seiten daraus möglicherweise rekrutieren.

Bildnachweis: Antonioguillem / stock.adobe.de